Salam Drake (hatte ich richtiggelesen, daß Du konvertiert bist? Oder war das ein anderer?),

ich habe hier im Forum nicht sehr viel von Dir gelesen und ich kann nicht ganz nachvollziehen, weshalb Du in dem Posting von LevonW Fragen an mich entdecken konntest, noch dazu Fragen (in Wirklichkeit sind es in Fragen gekleidete Allgemeinplätze), die Du ganz offensichtlich für so gelungen hältst, daß man "gespannt" sein muß, ob und was es darauf noch zu erwidern gibt (wo ist übrigens JM?!).

Nachdem Du jetzt aber doch etwas präziser geworden bist, was den Glauben und die Vermischung mit irgendetwas außerhalb des Glaubens angeht (Christentum und Vegetarismus, Islam und Feminismus, Buddhismus und Legasthenie), so halte ich davon überhaupt nichts, weil man genausogut auch gar keinen Glauben haben kann, wenn er sich denn mit irgendeiner gerade in Mode gekommen Zeitströmung vermischen lassen würde oder, um es mit C.S. Lewis zu sagen, genausogut könnte man eine Himmelsleiter dazu benutzen, um zur Apotheke zu kommen.

Wenn ich also über meine Schwägerinnen schreibe, dann tue ich das nicht, um Argumente in einem Diskussionsforum gegeneinander in Stellung zu bringen, sondern ich gebe etwas aus meinem Privatleben preis, das mich erstaunt, das mich berührt und das mich darüber nachdenken lässt, wie es um mein eigenes Leben bestellt ist, bestellt war, wie sich meine zentralen Entscheidungen in bezug auf meine Familie, mein Frau- und Muttersein (Stichwort: Feminismus) ausnehmen, wenn ich sie unter dem Gesichtspunkt des Glaubens betrachte und unter dem Gesichtspunkt einer Tradition und Kultur, in der der Glauben noch eine Rolle spielt und wie sich unter derselben unbarmherzigen Lupe, die jeden Pickel auf meiner Biografie wie einen eitrigen Pockenausschlag erscheinen lassen, meine grundlegenden Fehler, Charakterschwächen und Irrtümer ausnehmen.

Wenn ich also hier in Europa noch irgendeine wahrlich gläubige christliche Familie kennen würde, die sich ihren Glaubensgrundsätzen in einer ähnlichen Weise gehorsam unterwirft wie die Familie, von der ich hier rede und sie ebenso wie diese mit sich selbst und ihrer Umwelt darüber im Einklang ist, daß es sich bei dieser Unterwerfung unter ein jahrtausendealtes Sittengesetz um etwas handelt, was letzten Endes erstrebenswert ist und zu einer besseren, gerechteren und für alle Beteiligten (die Schwachen und die Starken) zuträglicheren Lebensform führt, dann könnte ich vielleicht auch mehr über die Nachteile dieser Unterwerfung sagen, weil ich einen besseren und näheren Zugang hätte und nicht so von außen argumentieren müsste, wie ich es hier notgedrungen tun muß.

Mir sind ähnliche Familien und Lebensgemeinschaften in Europa in dieser Grössenordnung nur sehr wenige begegnet, aber sie sind mir begegnet: weil sie aber so selten geworden sind und sie nicht mehr von einer grossen gesellschaftlichen Übereinkunft getragen sind, haben sie oft den Charakter von Sekten angenommen oder annehmen müssen, um sich gegenseitig zu stärken, aufzubauen und gegen die Angriffe der Aussenwelt (und Versuchungen) abzuschirmen. Es fehlt ihnen also das Selbstverständliche und sie können es sich nicht leisten zu Improvisieren, wozu ja auch gehört, mal auszubrechen und zurückzukommen und alle lachen darüber, weil es kein Verrat und keine Katastrophe ist.

Und genau dieses Sektenhafte ist es, was mich am Feminismus abstösst, an einem Feminismus gar, der nicht den Mut hat, sich als das auszugeben, was er ist, nämlich ein politisches Programm und eine Lösung für ganz wenige Regionen und ganz wenige Kulturen und daß jeder Versuch ihn zu einer Religion zu machen oder ihn höherzustufen durch den Zusatz "christlich" oder "islamisch" ein Etikettenschwindel ist, der sich in dem o.a. Artikel der Diplomatengattin schon darin zeigt, daß sie nicht sagen kann, worum es sich handelt.

 Antwort auf:
Am Ende gibt es nur zwei Arten von Menschen:
die, die zu Gott am Ende sagen "Dein Wille geschehe" und die,
zu denen Gott am Ende sagt: "Dein Wille geschehe"*


Josi

C.S. Lewis