leute, gibt euch etwas mühe, lest, was andere schreiben, statt blind zu reagieren.

ich werde es nicht mehr wiederholen, ich bin nicht für schwarz/weiss malerei und auch nicht für einfache ursache-wirkung-schemata zu haben. wie ich oben schreibe, erachte ich die welt als weitaus komplexer. in dieser hinsicht finde ich es töricht und nieder hier von rosaroter malerei zu sprechen. völlig bewusst, dass marokko ein land der dritten-welt und afrikas ist, stehe dafür, dass das land auf dem weg der besserung sei. hier ist nicht der ist-zustand, sondern die richtung von zentraler bedeutung. ist marokko von 1987 besser oder schlechter als marokko von 2007? ich meine viel besser, in jeder hinsicht. darum geht es.

wenn ihr nicht argumentieren könnt, lasst es lieber, statt mobbig zu reagieren.

dolphin,

bist du auch informiert oder stocherst du so im nebel, vielleicht haut es hin? die simple kausalität, die du herstellen willst, ergibt keinen sinn. in amerika wählen etwa 43% den präseidenten und die europa-whalen in europa erleiden ebenso geringe beteiligung.

diese wahlen in marokko werden seit etwa mehr als zwei jahren vorbereitet und organisiert. einer der hauptpunkte war die reform zum whal- und parteiengesetz, die in feb 2006 verabschiedet wurde. ziel dieser reform war es in erster linie eine gesunde basis und mehr rationalismus durch modernisierung der parteienlandschaft zu erreichen. seither müssen parteien z.b. buchführen, ihre konten getrennt und ihre finanzen transparent halten, mindestens ein mitgliederkongress aller 4 jahren halten etc. vorher waren parteien ähnlich wie vereine geführt.

die federführung dieser reform hatte auf bitte des königs der junge innenminister chakib benmoussa, ein management-diplomierter technokrat.

eine andere wichtige figur dieser wahlen ist der bekannte akteur der zivilgesellschaft noureddine ayouch, vater des bekannten regiseurs nabil ayouch. noureddine ayouch dessen tätigkeitsfeld werbung und marketing seien, hatte durch erfolgreiche micro-kredit-projekte auf sich aufmerksam gemacht. ihn hatte der könig (er wieder) gebeten eine medienkampagne für die beteiligung an den wahlen zu führen. n. ayouch hat die initiative "daba" gestartet und die meisten clips, die in den langen monaten vor den wahlen für diese werbten sind von ihm.

die jenigen, die ihre rolle verfehlt hatten waren die parteien. sie sahen dem geschehen tatenlos zu. als chakib benmoussa zu einer debatte im parlament einlud waren sie überrascht. einziger punkt, der für etwas spannung gesorgt hatte war die 6% grenze, die kleine parteien nicht akzeptieren wollten. in der geringen betiligung tragen sie einen grossteil der verantwortung.

die internationale presse, vor allem die francophone hat die wahlen sehr wohl gut mitverfolgt. eine grosse zeitung frankreichs (liberation) hat eine ganze ausgabe den wahlen in marokko gewidmet und in casablanca mit journalisten von telquel hergestellt. wenn das thema deiner aufmerksamkeit entging, ist es eine andere sache.

das probleme dieser presse war, dass sie fest davon überzeugt war, dass die islamisten in einem tsunami-sieg die wahlen gewinnen werden. dadurch machte sie indirekte starke werbung für die pjd. diese partei war regelmässiger object der berichterstattung und gast bei aljazeera, ein einflussreicher sender in marokko wie in der arabischen welt.

als die islamisten dennoch nicht gewannen verschwand das interesse. abgeshen von der nüchternen übernahmen ein paar nachrichtenmeldungen bekannter agenturen war nichts mehr zu marokko zu lesen. eine art enttäuschung herrschte dermassen, dass sie gegenstand einiger verwunderter beiträge in der marokkanischen presse wurde.

die simplizismen internationaler und französischer journalisten waren ziemlich klar und erklären, warum diese laizisten sich heimlich auf einen sieg der islamisten freuten: die islamisten werden in einfachen sophismen für einen masstab für die misere und für den schlechten zustand in marokko gehalten. je schlechter es dem land und seiner bevölkerung geht, umso stärker sind sie. einige journalisten waren sich so sicher, dass ein buch schrieben "wenn marokko islamistisch wird" (quand le maroc sera islamist - catherine graciet & nicolas beau). die niederlage ihrer islamisten in den wahlen hat den journalisten dieses kleine naive konstrukt zerhauen. der sieg des moderaten geistes im lande, die effizienz der strategie gegen die islamisten, etc., all das hat ihre schadenfreudige und populistische haltung enttäuscht. in internetforen haben marokkaner darüber gelacht. ich auch.

was journalisten angeht, sind mir keine internetjournalisten bekannt. ich rede von printjournalisten. es gibt nicht nur telquel und le journal hebdo und die arabische presse hat weit mehr auflagen als die francophone. wenn dich das thema interessiert, reden wir gerne.

jm