Ich denke, es lohnt sich, an das thema der diskussion etwas zu erinnern:

1/ es wurde in marokko gewählt.die wahlen waren lange zeit angekündigt, vorberietet und im konsens mit allen parteien neu reglementiert, eine wertvolle mühe, über die keiner spricht.

2/ sie waren wie angekündigt frei und transparent und, ein wieterer schritt im vergleich zu den letzten wahlen, der könig hat, diesmal den ministerpräsidenten aus den reihen der siegerpartei ernannt, auch wenn er weder über charisma noch kompetenz verfügt, offenbar, um die populismen einer internationalen öffentlichkeit zu stillen.

3/ die beteiligung war sehr gering. etwas, was die kritiker im forum einfach übersehen, da der augenmerk auf was anders gerichtet wird.

soweit die fakte. nun zu den nebenthemen.

afulki,

- die meinung, die du vertrittst bezieht sich auf ein störrisches undifferenziertes bild von allem, eine meinung die neben einigen defaitistischen journalisten bislang zwei radikale gruppierungen vertreten haben: die islamisten der aladl oua l'ihssan und die marxistisch-leninistische micro-partei annahj addimokrati. alle anderen parteien und gruppen in marokko waren anderer meinung: wählen lohnt sich, es ist ein akt der ausübung bürgerlicher rechte, auch wenn man einen blanken zettel abgibt.

- es gibt nicht schwarz oder weiss. die welt ist etwas komplexer als das alte mittlerweile langweilig gewordne bild einer bösen monarchie her, unschuldige opfer dort. marokko ist einfach mit den westlichen demokratien nicht zu vergleichen, es ist aber ein land, das in die richtige richtung marschiert. dies einzusehen macht dir und einigen zu schaffen, da du wie andere an einen utopischen zustand denkst, den marokko erreichen muss eher es wird dem land irgendein fortschritt anerkannt.

- frankreich und deutschland haben zwar nicht in ihrer verfassung das verbot der kritik and den holocaust verankert, verbieten es jedoch in gesetz und in praxis. wenn du das gegenteil beweisen willst, äussere öffentlich etwas in der richtung.

- jedes land, jede gemeinschaft hat eigene ethischen grundwerte, ideologische grenzen, und moralische tabus. der holocaust ist nur ein prominentes und nicht das eizige thema, das tabu ist. ähnlich wie in deutschland hat die presse in marokko mit staatlichen stellen zu tun gehabt, als der verdacht über die veröffentlichung sicherheitsrelevanter geschützter informationen vorlag. dabei wurden nicht nur die journalisten festgenommen, sondern auch jene offiziere, die ihnen die empfindliche information zugespielt haben (sollen). in marokko wurden die journalisten zwar mit haft bestraft im gegensatz zu deutschland, aber in deutschland besteht die gefahr eines putsches der armee oder terrorisischer attenate durch armee-angehörigen wohl nicht. hätte es sich etwa um raf-nahe militqante journalisten gehandelt, wären sie in deutschland in einem hochsicherheitstracht gebracht, damit scherzt man hier nicht.

- in marokko gibt es auch ein pressegesetz oder denkst du, das land ist ein jungle? und dieses pressegesetz wird neuratifiziert und reformiert, nachdem das land den gesamten audiovisuellen mediensektor umstrukturiert und refomiert hat. das pressegestz wird in zusammenarbeit mit der journalistengewerkschaft erarbeitet. es mag nicht so offen und liberal sein wie in europa, aber das ist marokko und dinge sollen auch schritt nach schritt gemacht werden.

- in marokko ist das königshaus noch der garant für politische stabilität und das land könnte aufgrund seiner regionalen und ideologischen vielfalt keine starken rivalitäten aushalten. das ist ein zentraler parameter dafür, dass man mit dingen so behutsam umgehen muss, um algerische zustände etwa zu vermeiden.

- die spanische königsfamilie ist eine institution des landes, ob sie macht übt oder nicht. also muss sie kritik und karikatur dulden.

- das problem von marokko sind villeicht seine journalisten. bis auf eine minderheit ein haufen inkompententer und fauler menschen, die mit gefährlichen methoden arbeiten. sie sind zur selbskritk ebenso wie zur selbstorganisation unfähig. oftmals haben der staat, internationale stiftungen oder andere organisationen mit ihnen was zu machen versucht, ergebnislos. es gibt nicht einmal eine einrichtung für freiwillige selbstkontrolle, wie es in deutschland und anderswo gibt. manche von ihnen werden von ihrer eigenen arbeit dermassen erschreckt, dass sie sie selber zurückziehen (assahifa etwa).

- das gilt auch für die vertreter im parlament, die sich durch rekorde in abwesenheit, lethargie, korruption, klientellismus, mangel an zivilcourage und zivilgeist auszeichnen. ein haufen von der zeit überholter muffiger menschen, die den grössten beitrag dazu leisten, dass das parlament in marokko so geschwächt ist (und jetzt sing mir bitte das lied von hassn 2, der die poltischen institutionen geleert hat).

neben der radikalen blindheit und mangel an diferrenzierungsvermögen zeichnet sich deine reaktion überhaupt durch eine bettelhaltung aus, die dem mündigen geist des modernen bürgers diametral gegenüber ist. wenn alles "sowieso keinen sinn macht" (wie töricht!), was soll bitte dann geschehen? hat es sich damit getan? müssen alle nun sich zurückziehen und denken, alles ist sch****, nichts macht sinn und das war es? oder etwa warten bis godot kommt, die probleme löst und die menschheit erlöst? oder denkst, es wird eine revolution geben und hinterher das paradis?

sicher ist marokko noch keine vollkommene demokratie, aber der unterschied zwischen heute und ende der achtziger jahre beipielsweise ist mehr als deutlich. wer sich nicht daran beteiligt, dinge konstruktiv zu änder, als wachsmer bürger mit zivilgeist- und -courage zu agieren (nicht nur zu reagieren), hat die zeichen der zeit nicht erkannt und soll lieber schlafen gehen. einfach zu mekern, dass alles ohnehin keinen sinn macht, ist pubertär und wird sicherlich nicht zur klaren trannung der drei gewalten führen. in gegenteil.

gruss
jm