Doch, es hatte Einfluss. Der Grund, warum ich mich schliesslich trennte. Aber es war nicht schlimm für mich, weil ich mich ganz intensiv mit diesem Anderssein auseinandergesetzt habe. Ich behandelte ihn wie einen modernen Europäer, und als er langsam immer mehr davon abwich, und vor allem mich nicht so stehen lassen konnte, wie ich war (nörgel, nörgel, aber ganz ganz unscheinbar und zweideutig...), da hats mir irgendwann den Deckel gelupft (wie wir in der Schweiz sagen...). Ausserdem hat er mir eben schon in Aussicht gestellt, wie ich mich dann zu benehmen hätte, wenn ich dann seine Frau sei... Er war ganz offen zu mir, und ich konnte mich so entscheiden, ob ich mir das vorstellen könnte. Und ich konnte das nicht. Tagsüber vertrittst du Leute vor Gericht, bist Lebensberater in allen Situationen und am Abend kommst du heim und ziehst dein Unterwürfigkeitskostüm an? Nö, nä, näh... Aber eben: das wär nur gewesen, wenn ich seine Frau geworden wäre. Als Freundin ist alles noch nicht so wichtig... Er war also irgendwie schon traditionell...und im Nachhinein keinenfalls europäisch. Verstehen konnte er mich schon, aber akzeptieren nicht. Mir ging es gleich mit ihm, verstehen konnte ich das schon, aber akzeptieren nicht. Da seh ich wirklich lieber eine nette Aisha an seiner Seite, die ihm geben kann, was er will und was ich ihm niemals geben könnte. Ich wäre gerne etwas mehr so, wie die traditionelle marokkanische Frau erzogen ist (sich zurückstellend, irgendwie)...das ist der Grund, weshalb auch die europäischen Männer oft nicht mit den europäischen Frauen klar kommen. Und ich sehe das und verstehe das und mir ginge es gleich, wenn ich ein Mann wäre (die moderne Kastration des Mannes). Aber ändern kann ich mich nunmal nur schwer...Meine Mutter ist auch noch so, wie es die Tradition in der Schweiz vor 50, 60 Jahren wollte: sie macht meinem Vater das Paradies auf Erden (Mein Vater ist ein Pascha).... Mein Vater ist dafür der Unterhalter, der Macher und der Bootsführer. Das geht Hand in Hand. Tja...(langweile ich dich, abruzo ;o)...sorry, komm manchmal ins Philosophieren...

Anyways, ich bin eine Frau den auslaufenden 20. Jahrhunderts und kann mich nicht verkrampft auf eine devote Lebenshaltung besinnen, weil ich schlicht nicht so erzogen wurde. Ich mach was ich möchte, wann ich es möchte und wenn ich etwas ändern will, dann nur aus meiner Überzeugung heraus und nicht aufgrund von Ehrfurcht vor dem Manne.

Genug geschwatzt. P.