Hallo, zur Ergänzung:

ich erwähnte oben "In Marokko gibt es nur die Pflegschaft (Kafala), keine Adoption."

Für diese marokkanische Praxis gilt die Religion als Basis:

 Antwort auf:
25. Was sagt der Islam zur Adoption?

Adoption, wie sie im westlichen Rechtssystem verstanden wird, kennt der Islam nicht. Ein Ehepaar hat aber durchaus die Möglichkeit, ein Kind zur Pflege aufzunehmen. Dieses Pflegekind behält aber seinen ursprünglichen Namen und übernimmt nicht den Familiennamen der Pflegeeltern, so daß seine Herkunft immer bekannt bleibt. Außerdem hat es nicht die gleichen Rechte wie ein leibliches Kind derselben Eltern wie z.B. in Erbangelegenheiten (Koran 33:4).
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Etwas mehr Informationen zum religiösen Hintergrund liefert diese Seite, leider nur in Englisch: Adoption in Islam

Hierbei wird ersichtlich, daß der Prophet, der selber ein "adoptiertes" Kind war, die Aufnahme von Waisenkindern ausdrücklich erwünscht hat.

Allerdings war die Praxis recht kompliziert, vor einem aufgenommenen männlichen Kind mußten sich zum Beispiel die weiblichen Familienangehörigen verschleiern, sobald der Junge in die Pubertät kam. Er war durchaus "heiratsfähig" in Bezug auf seine "Schwestern" oder sogar seine Adoptivmutter (wenn diese verwitwet war), da keine gemeinsame "Blutabstammung" vorlag.

Jedoch galt dieses Gebot nicht, wenn das adoptierte Kind von seiner Adoptivmutter gestillt wurde. Durch das Stillen wurde das Kind "mahram".
 Antwort auf:
The question would now become is there a way around any of the formalities? The answer is Yes. Allah has given allowances to make the caring of orphans a bit easier. Through the means of suckling a child by the woman care-giver a mahram relationship is formed between her, her immediate family i.e. mother, father, brother, sisters, daughters, and sons whatever the case may be. If a child is suckled by the woman until the child has gotten his full while he/she is under the age of two years old than a mahram relationship is established. This is based on the Quran and sunnah (way) of the Prophet (s.a.w)
Diese Informationen machen vielleicht deutlich, warum die Ländergesetze von Deutschland (aber auch alle anderen europäischen Länder) und Marokko sehr wenig zusammen passen und Adoptionen zwischen den Ländern so schwierig sind. Und wenn es Kinder von Marokko nach Frankreich, Belgien oder Deutschland schaffen (die Schweiz soll noch "einfacher" sein), dann sind es nur Einzelfälle. (Traurig, wie ich finde.)

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Nun noch Informationen zur Adoptionspraxis in Deutschland: Die Tatsache, daß in Deutschland adoptierte Kinder die gleichen Rechte (zum Beispiel Erbrechte) und Pflichten haben wie leibliche/eigene Kinder gibt es in Deutschland auch erst seit ca. 15 Jahren. Man wollte adoptierte Kinder nicht länger diskriminieren vor den eigenen Kindern. Wenn Eltern das aber nicht wollen, müssen sie auch nicht adoptieren, sie haben die Möglichkeit, zwischen Adoption und Pflegschaft zu wählen. Die deutsche Pflegschaft entspricht inhaltlich in etwa der marokkanischen Pflegschaft.

Hinsichtlich Adoption hat sich in Deutschland Folgendes entwickelt, was ich sehr positiv finde:

Die Form der "anonymen Adoption" wird immer seltener mehr praktiziert. Man spricht heute von "offenen Adoptionen", das heisst, Kinder erfahren so früh wie möglich, daß sie adoptiert sind und wenn möglich auch, wer ihre biologischen Eltern sind. Es wird auch oft versucht, den Kontakt zu den biologischen Eltern herzustellen/zu erhalten, wenn diese dies wünschen. Dies beeinträchtigt nicht das stabile Aufwachsen in der Adoptivfamilie, aber erleichtert die Identitätsfindung und das Heranwachsen des Kindes in Realität und Wahrheit.

Dir, Alaoui, und allen anderen viel Glück ! Jeder Einsatz für ein verlassenes Kind lohnt sich.

Viele Grüße, Ulla


Viele Grüße, Ulla

"Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will" Francois Rabelais