Mein Kulturkreis ist der 'Katholische'. Mein Religionsunterricht war nicht mehr oder weniger streng als die anderen 'Unterrichtsstunden'. Irgendwie spürte ich überall 'Zwang' und wenig 'Sinn', alles 'veraltet', scheintod ..., und daß keine/r irgendwie 'Leben' verkörperte. Die 'alten Hennen' als Klassenvorstände empfand ich stocköde, die Klassenfotos erinnern mich immer wieder auf's neue daran. Ein berechtigter Ausspruch: "Trotz Schule 'lernen'!" Die Unterrichtspriester würde ich als 'teils/teils' bezeichnen. 'Gelernt' habe ich soviel wie nix im Religionsfach, weil unter 'Zwang' nix geht (bei mir), die Note 1 bekam ich, weil ich mich artig aufführte (glaube ich, zumindest ich...)? Meine Mutter gab mir immer mit auf den Weg "... paß' aber auf, daß du kein 'Warmer' wirst!" ... genau so wörtlich! Damals verstand ich dieses 'Flehen' nicht - dann, viel später, aber schon!

Die 10 Gebote, der Ministrantendienst, die lateinischen Gebete, das alles 'absolvierte' ich halt damals, genau so wie den Miltärdienst, der bezüglich Sinnlosigkeit einfach NICHT zu überbieten war und auch heute NICHT ist! Damit die Eltern keinen Zorres haben mit mir - zumindest nicht mit diesen 'öffentlichen' Sachen.

Die damaligen Sinnlosigkeiten, absolute Sinnlosigkeiten waren für mich deshalb so maßlos sinnlos, weil mir niemand PLAUSIBEL dazugehörende Lebensinnzusammenhänge (damals wie es auch heute generell ist ...) lebhaft vorleben konnte. Das Leben meiner Eltern habe ich auch erst viel viel später 'verstehen' können und mit dem 'Verstehen' wuchs auch meine Bewunderung. Erst viel viel später kam 'Osram' in meinen Kopf (wie ein Geschenk) und 'verstand' erst sehr zeitversetzt, was meine Mutter mir (u.a.) mit 'Gebet', 'beten' mir mitgegeben hat! Rückwirkend denke ich, HIERFÜR hat man als Kind noch kein Verständnis, denn in Geist & Körper spielt sich beim Heranwachsen ganz was anderes ab, als so altvaterisch dahinzulallen (beten), knien (au weh, die Knie und Hose schmutzig ...).

Die Religion zieht sich schon überall wie ein 'roter Faden' durch, zu den geschriebenen Gesetzen kommt schon noch die kulturelle Bedeutung dessen dazu. Mehr und weniger - aber der unsichtbare 'rote Faden' zieht sich überall durch. Dabei denke ich nur an den Schwur vor dem Jesuskreuz (im Gerichtssaal) oder an den Schrei eines Sterbenden nach einem Kreuzzeichen auf seiner Stirn, obwohl er religiös absolut nix am Hut hatte das ganze Leben. Und es sind keine Einzelfälle - die Ausnahme ist eher das andere. Friedlich anzusehen, wenn 'so' ein Sterbender ein kleines Holzkreuz mit seinen Händen umklammert. Wer bitte, wo sonst gibt es 'HALT' wenn's eng wird!? Letztendlich!? Keine, absolut keine irdische Institution kann sowas wie einen Halt bieten - auch kein, absolut KEIN Mensch! Ich durfte bereits einige Menschen in diesen Momenten begleiten - und diese Sterbenden geben einem was mit, was man sich um keinen Preis der Welt kaufen kann!

Ich bitte um Nachsicht: Ich lebe auch mit vielen Evangelischen im Umkreis - Zeit meines Lebens. Für mich, für mein Empfinden verkörpern sie mehr die "Supermarktvariante", die 'Light-Version' des Gottesverständnisses. Mit einem Wort "kühl(er)" - in etwa wie 'Ethik' - keine 37° Körpertemperatur! Trotzdem bitte ich um Nachsicht, bisher stellte sich noch kein anderes Empfinden ein.

Alles, was ich in jungen Jahren, in der Rebellion, so sehr abgelehnt und gehaßt habe - habe ich nun seit langem (so nach und nach) unwiderruflich ins Herz geschlossen, noch mehr, als es sich 'damals' dargestellt hatte Wie schön, daß es das alles gibt! Danke - AvP..