nun nahmen wir den lift, um wieder in die hotelhalle hinunterzufahren. denn dort wartete ja achmed mit meinem trolly. wir standen im lift nebeneinander, aus irgendeinem lautsprecher kam hübsche musik - vivaldis „vier jahreszeiten“ -, wir schwebten von stockwerk zu stockwerk, bis - der lift stehen blieb, die musik verstummte und das licht erlosch. „was ist das jetzt?“ fragte ich erschrocken. „oh, kein problem“, kam es aus der dunkelheit. „wir haben hier im hotel zwei fahrstühle.“ der eine bleibt oft vor dem dritten stockwerk stehen, dieser hier aber macht es meistens ohne probleme. nur manchmal. wie jetzt!“

„und jetzt?“

„kein problem. ich habe schon den notknopf gedrückt. dann klingelt es unten in der rezeption. und mein kollege ruft unseren monteur an.“ „wieso ruft er ihn an? ist er nicht im hotel?“ „nein, warum sollte unser monteur den ganzen tag im hotel sein, wenn alles funktioniert!“

„aber es funktioniert doch nicht!“ „doch, es funktioniert alles bei uns. wir sind ein grosses hotel. und wenn der eine lift ausfällt, nehmen wir eben den anderen. dass beide ausfallen, ist sehr unwahrscheinlich.“ „aber was nützt uns das jetzt, wo wir hier im dunklen festsitzen?“

plötzlich flammte das licht eines feuerzeuges auf. „ich mach dir schon licht. brauchst keine angst zu haben“, beruhigte mich der angestellte.

jetzt hörte ich von weit unten ein klopfen. „ist das der monteur?“

„warte, mal. ich muss erst hören!“ der angestellte beugte sich hinunter und hörte angestrengt auf die klopfzeichen. dann richtete er sich wieder auf. „nein, das ist das klopfen meines kollegen von der rezeption. er klopft immer drei mal.“ „und was heisst das?“ fragte ich. „dreimal klopfen heisst - alles in ordnung -. unser monteur klopft viermal.“ „und was heisst das?“ „ich bin bereit, mit der arbeit zu beginnen.“

plötzlich knackte und rauschte es im lautsprecher des lifts. dann erklang die musik, die ich schon beim betreten als so angenehm empfunden hatte. „oh, das ist nett“, rief der angestellte. mein kollege hat die musik repariert, damit uns nicht langweilig ist. hast du eine zigarette, mein freund?“ nun rauchten wir zu vivaldis „vier jahreszeiten“ in der dunkelheit des lifts eine zigarette und schwiegen.

dann hörte ich vier klopzzeichen. aha, der monteur war eingetroffen. „jetzt geht es ganz schnell“, sagte der angestellte neben mir. und wirklich, schon nach einigen minuten hörte ich über mir ein kratzendes geräusch. dann öffnete sich über meinem kopf eine luke und licht fiel in den lift. dann sah ich oben ein dunkelhäutiges gesicht. „hallo, samir“, rief der hotelangestellte. „alles in ordnung?“ „ja, alles“ rief der monteur von oben hinunter. es war wirklich freundlich von den beiden, dass sie versuchten, sich auf deutsch zu verständigen.

„was willst du tun, samir?“ „oh, ihr entweder kommt hier durch loch oben raus und klettern in viert stockwerk und da aus tür, oder ihr mögt bleiben in aufgezug, dann ich mach alles in ordnung in keller. und dann ihr habt licht.“

„nur licht?“ fragte ich skeptisch. „oder fährt der lift dann auch wieder?“ „nun nun, ein nach anderem,“ erwiderte samir. „erst licht und dann vielleicht dann fahren!“

„also, ich bleibe hier“, sagte ich. „da oben rumzuklettern, ist mir doch zu riskant.“ „nicht schlimm“, erwiderte der hotelangestellte. erst vor einer woche hat das sogar ein ganz alt mann geschafft. und du bist doch noch jung!“

„ich bleibe hier“, sagte ich jetzt mit nachdruck. „ich will mir doch nicht gleich am ersten tag in marokko ein bein brechen!“

„gut“, rief samir von oben. „dann ich geh jetzt in keller und reparier aufgezug.“

wir rauchten noch allerlei zigaretten. dann flammte auch das elektrische licht wieder auf. „jetzt kann es nicht mehr lange dauern“, sagte der hotelangestellte. langsam bekam ich atemnot. die verbrauchte luft und der zigarettenqualm in diesem engen lift nahmen mit den atem.

ich hustete. „du musst ganz langsam atmen. dann wird es gehen. willst du noch eine zigarette?“ der hotelangestellte hielt mir die packung hin. da war nur noch eine letzte übrig geblieben. ich hustete noch eimal und schüttelte den kopf. „na, dann nehme ich sie“, sagte er angestellte, zündete sie an und bemühte sich, mir den qualm nicht ins gesicht zu blasen.

plötzlich gab es einen ruck und der fahrstuhl setzte sich wieder in bewegung. als ob nichts gewesen wäre, glitt er ins parterre, die tür öffnete sich fast lautlos und wir sahen in die freudestrahlenden gesichter des monteurs, des angestellten von der rezeption und achmed, der meinen trolly immer noch fest in der hand hielt.

„alles klar?“ rief der monteur. „alles in ordnung“ rief der hotelangestellte. dann wandte er sich zu seinem kollegen und sagte: „in der nächsten zeit sollten wir aber doch nur den anderen lift benutzen. dieser hier braucht mal ein wenig zeit zum ausruhen.“

fortsetzung folgt