die taxe fuhr und fuhr. irgendwann las ich auf einem schild, "60 km bis marrakesch". bald hatten wir es geschafft. müde lehnte ich mich zurück und war auch bald eingeschlafen. ich träumte von einer eisenbahnfahrt im schwarzwald. warum ich nun gerade in marokko vom schwarzwald träumte, weiss ich nicht. aber als mir gerade ein mädchen in typischer landestracht - also mit einem hut, auf dem rote bällchen befestigt waren -, zuwinkte, ruckelte die lokomotive, machte einen satz nach vorn und blieb stehen.

ich wachte auf. unsere taxe stand mitten auf der strasse. "was ist denn jetzt, achmed?" er zuckte mit den schultern. "irgendwas ist mit auto. aber was, weiss ich nicht." wir stiegen aus und schoben die taxe an den strassenrand. achmed öffnete die kühlerhaube und sah in das gewirr von kabeln und motorteilen. er prüfte die steckverbindungen und den ölstand, schaute hier und da und schlug dann die motorhaube wieder zu. "nein, hier alles in ordnung."

"was ist es denn dann?" fragte ich ungeduldig. achmed hatte jetzt den verschluss des dieseltanks geöffnet und schnupperte hinein. "das ist es", rief er dann, "kein diesel, nichts."

ich war recht fassungslos. wie konnte ein taxifahrer vergessen, sein auto aufzutanken, bevor er eine so weite reise von agadir nach marrakesch unternahm? "ja, hast du denn in agadir nicht getankt?" "doch, doch, ich hab. aber tankanzeige ist kaputt. und ich dachte, reicht bis marrakesch. nun, hat nicht gereicht. dacht gleich, komisch, ich tank für 50 dirham und tankanzeige sagt "voll". aber jetzt weiss, dass tankanzeige immer "voll", auch wenn leer. du musst warten, ich hol diesel."

und mit diesen worten lief er auf der strasse richtung marrakesch davon, bis er ausser sicht war.

ich wartete und liess mir den dieselgestank der vorbeifahrenden lkws in die nase wehen. na, wenigstens die hatten diesel genug, um sonstwohin zu kommen. ich probierte die neuen cassetten aus, die mir aber alle nicht gefielen. um mir aber die zeit tot zu schlagen, begann ich, als ich alle cassetten gehört hatte, wieder mit der ersten. so fühlte ich mich nicht so ganz allein auf der strasse nach marrakesch.

endlich sah ich achmed in der ferne, hinter ihm eine ganze schar kinder, ganz am ende ein älterer marokkaner. ganz atemlos erreichte er sein auto. "jetzt haben wir genug diesel." ich sah es auch. die kinder, etwa 15 an der zahl, trugen jedes eine plastik-wasser-flasche. achmed öffnete den tankverschluss, dann trat jedes der kinder vor und schüttete den inhalt der plastik-flaschen in den tank. der ältere marokkaner beobachtete das ganze sehr aufmerksam und ernst. "wer ist das, achmed?" fragte ich und deutete auf den alten mann. "das ist tankwart, wenn wir nicht kommen zu ihm, er muss eben kommen zu uns, oder?" als auch das letzte kind den inhalt in den tank geleert hatte, schraubte achmed ihn sorgfältig zu und sagte dann:"tankwart bekommen 150 dirham für diesel und 20 dirham für service mit kindern."

ich gab dem alten mann 200 dirham und wartete auf das wechselgeld. er verstaute allerdings den schein in seiner hosentasche, ohne anstalten zu machen, mir herauszugeben. "achmed, ich bekomme noch 30 dirham zurück!" "ich weiss, mein freund, aber mustafa müssen erst zur tankstelle, wechelgeld aus kasse nehmen, wieder kommen und dir geben. aber tankstelle jetzt zu, erst morgen wieder frisch diesel."

inzwischen hatten mich die kinder umringt und schauten mich mit ihren schwarzen augen an. einige zupften an meiner hose und riefen "mister, mister!" "was wollen die kinder, achmed?"

"sie wollen ihren lohn fürs tragen!" "aber ich habe doch eben 20 dirham extra bezahlt?"

"nein, nein, die 20 dirham sind provision für tankwart, dass er hat die kinder gefragt."

ich ging zum kofferraum, öffnete meinen trolly und zählte 15 kugelschreiber ab. kugelschreiber habe ich in marokko immer dabei - und kaugummis. dann verteilte ich die "stilos" an die kinder. der tankwart und achmed schauten mürrisch dabei zu.

die kinder machten sich schon wieder auf den heimweg, nachdem sie die plastikflaschen achtlos neben die strasse geworfen hatte. nur der tankwart stand noch bei uns. "worauf warten wir, achmed? lass uns weiterfahren."

"natürlich, mein freund, wir fahren."

achmed blieb aber stehen und bewegte sich keinen schritt zum auto. auch der alte verharrte an seinem platz."

"worauf bitte wartet ihr?" rief ich, jetzt schon ein klein wenig verärgert.

"auf stilo für tankwart und achmed."

(fortsetzung folgt)