ich war so satt. achmed, mein taxi-fahrer ermunterte mich zwar immer wieder, doch noch einmal zuzulangen. aber in welche ecke meines magens sollte ich denn die reste des hammels, der karotten und kartoffeln hinstecken? ich hatte keinen platz mehr!

achmed sass in seinem stuhl, die beine weit von sich gestreckt und - verdaute. manchmal fielen ihm die augen zu. ich wusste es! gleich würde er mich aus trüben augen ansehen und dann sagen: "und nun ein kleines schläfchen, das haben wir uns doch verdient!"

es kam anders. mein taxi-fahrer fuhr mit einem ruck aus seinem stuhl, deutete auf die tanjine und die abgenagten hammelknochen, die rings um den topf auf dem tisch lagen und sagte: "wir jetzt fahren nach marrakesch. mein freund! bezahl du tanjine und los!" der ober rechnete alles zusammen, verrechnete sich zweimal, zog dann einen strich unter die rechnung und drückte mir die rechnung in die hand. ich bezahlte und ging zur geparkten taxe.achmed stand schon an seinem auto und winkte zum restaurant hinüber. drei gäste winkten zurück. dann liefen zwei marokkanische männer und eine junge frau zu uns.

achmed stellte sie vor.leider verstand ich ihre namen nicht. dann kletterten sie in die taxe. der eine marokkaner setzte sich vorn hinter die zersplitterte frontscheibe, der andere marokkaner sowie die junge frau nahmen hinten platz. mir blieb auf der rückbank die äusserste rechte ecke, wo allerdings die sprungfedern am deutlichsten zu spüren waren.

"oh, du musst wissen!" der taxi-fahrer drehte sich zu mir um. "dies sein freunde von mir. nein, nein. sie nicht nach marrakesch. nur klein dorf in der nähe. ich hab gesagt, du bist netter mann. wir können fahren ins dorf, dann sind sie bei mamma!"

und so setzte sich die taxe in bewegung, um mich nach marrakesch zu fahren, zuvor aber meine marokkanischen freunde sicher in ihr heimisches dorf zu bringen.

das lag in den bergen.

irgendwann hatte der eine marokkaner eine cassette aus der hosentasche gekramt. achmed schob sie ins radiofach. und schon begann dieser "sing-sang", der mich eigentlich gleichgültig lässt, mich aber in sanft schaukelnden taxen unweigerlich in einen schläfrigen nebel entführt. dann stiess mich der marokkaner neben mir an und bat um eine zigarette. alle griffen zu. blaue wölkchen, der arabische sing-sang, das sanfte schaukeln...sie unterhielten sich. besser gesagt: jeder redete, ohne auf den anderen zu hören. über was sprachen sie? über das wetter in marokko? wohl kaum! über was dann? innerhalb der nächsten halben stunde war meine zigarettenpackung leer. wir mussten anhalten, damit ich aus meinem trolly im kofferraum eine neue packung nehmen konnte.

nun hakte zu allem unglück die cassette im radiofach. achmed zog sie heraus, vielmehr zog er das magnetband mit der schönen musik meter um meter aus dem fach, ohne ein ende zu finden.

"hast du andere casette?" fragte der eine marokkaner neben mir? dabei deutete er auf den bandsalat, der sich vorn in der taxe zu einem unentwirrbaren knäuel verwickelt hatte. "musik da ist tot!"

achmed fuhr eine scharfe kurve - von der strasse weg auf einen schotterweg. dann ging es sofort steil bergan. der mercedes kroch den berg hinauf. immer neue serpentinen, in denen der diesel-motor einmal stotterte und einmal aufheulte. achmed griff ins lenkrad und zog es mit aller kraft einmal nach rechts, dann wieder nach links. meine marokkanischen freunde waren still geworden. je mehr sich unsere taxe in den berg schraubte, desto mehr dachten sie wohl an "mama".

manchmal drehten die reifen durch, der motor schrie und prustete. achmed kämpfte mit seinem fahrzeug, um es in der spur zu halten! manchmal wirbelten ganze steinlawinen hinter uns den berg hinunter. es ging immer bergauf!

dann erreichten wir eine schmale brücke über einer sehr tiefen schlucht. ich mochte nicht hinuntersehen! vorsichtig lenkte achmed das auto auf die erste holzbohle der brücke. dann erfassten die vorderräder die nächste holzbohle. und so ging es weiter. vorsichtig krochen wir - bohle um bohle - über einen schwindelnden abgrund.

noch eine kurve. dann waren wir im dorf. ich konnte einige häuser sehen, die sich in den berg duckten. achmed bremste, die türen der taxe flogen auf. meine drei marokkanischen freunde stiegen aus und küssten nacheinander dem taxi-fahrer die wange. dann sagten sie ihm etwas. achmed drehte sich zu mir: "mein freunde möchten dich einladen zu tee und keks. du möchtest?"

"ach, achmed, das ist furchtbar nett. aber ich bin noch so satt von der tanjine! ich werde, irgendwann einmal, die einladung nachholen, ganz bestimmt!"

und während die drei ihren häusern entgegenliefen, wendete achmed den mercedes und sagte:

"und jetzt fahren wir nach marrakesch."

(fortsetzung folgt)