Liebe Mariah (und Moonlight)
als Optimistin bin ich eigentlich eher geneigt dir und dieser netten Fabel recht zu geben....

Leider hat uns die harte Realität schon längst eines "schlechteren" belehrt.
Ich lebe auf den Kanaren, wo wir hautnah, praktisch täglich, mit dem Resultat dieser Schönfärbereien konfrontiert werden!
Immer wieder finde ich am Ufer Ueberbleibsel und Zeichen der angekommenen Flüchtlinge: Kleider, Klebeband und marokkanische Plastiktüten,SidiAli Flaschen, Deo`s, Kleider, Schuhe auch von kleinen Kindern. Meine kleine Tochter und ich haben schon dagesessen, heulend, zutiefst betroffen ob diesem Elend! Wütend über die mafiösen Schlepperbanden, die mit ihren falschen Versprechungen ganze Familien und Verwandtschaften, Dörfer in noch grösseres Elend stürzen!
Aber nicht nur die Schlepperbanden tragen zu diesem Elend bei, nein, auch die marokkanischen Landsleute, die Europa immer noch als das Paradies bezeichnen, wo das Geld auf der Strasse liegt, wo man sofort einen Mercedes fährt, etc.
Aus Scham über die geplatzten Träume wird die Wirklichkeit verschwiegen!
Da ich mich auch aus geschäftlichen Gründen mehrmals jährlich in Marokko aufhalte, bin ich immer wieder Ziel und Ansprechpartner auswanderungsfreudiger Marokkaner. Was mir da alles erzählt wird, wie es in Europa sein soll, welche Verdienstmöglichkeiten,komfortable Lebens qualitäten, sich den Einwanderern bieten......da sträuben sich mir die Haare!!

Beispiel: "Ich bezahle einem marokkanischen Mittelsmann umgerechnet 7000.-- Euro, dafür bringt er mich nach Spanien, versorgt mich mit entsprechenden Papieren, Arbeitsvertrag etc., stellt mir Wohnung und ich verdiene monatlich 1500-2000.-- Euro. Jetzt legt meine Familie (Verwandschaft) alles daran, damit ich gehen kann."
Ich zeigte ihm die Bilder der gestrandeten Wasserleichen seiner Landsleute, informierte ihn über das tatsächliche Einkommen eines Spaniers, geschweige denn eines "Moro" in Spanien, sofern er überhaupt Schwarzarbeit findet.
Erklärte ihm, dass wenn er schon die Möglichkeit hat, von seiner Familie 7000 Euro finanziert zu bekommen, er dies besser in seinem eigenen Land investiert, damit seine Familie ernährt und damit auch noch andere Arbeitsplätze schaffen kann.
Seine Antwort: "Ich werde nach Europa gehen, meine Familie setzt auf mich. Allah ist mit mir"

Ein Hotelangestellter( seit 4 Jahren festes, gesichertes Einkommen!) in TanTan bat mich um meine Adresse auf den Kanaren und ob ich ihm eine Unterkunft gewähren würde, falls er es nach Lanzarote schaffen würde!?
Abschreckende Bilder und Berichte gehören mittlerweile zu meinem Reisegepäck um die Realität dokumentieren zu können.

Info:
"Durch die anstehenden Wahlen und die Irak-Kriese kommen leider, leider andere Meldungen entweder zu kurz oder (mit Absicht?) gar nicht in die deutschen Medien. Erst vor wenigen Stunden wurde wieder ein sterbender junger Mann zwischen den Dünen von Maspalomas auf Gran CAnaria gefunden, der - wie so viele andere- mit einem kleinen Holzboot aus Afrika herübergekommen war - in eine scheinbar bessere Welt. Auch an der südlichen Küste Andalusiens, speziell an der Costa de la Luz, werden fast täglich Leichen angeschwemmt und keiner weiss, wie viele Flüchtlinge das Ufer nie erreichen -

Besonders gravierend ist das Problem aber unter anderem auf Gran Canaria und Fuerteventura. Auf beiden Inseln gibt es Internierungslager, in denen in Las Palsmas an die 900, in Fuerteventura am Flughafen fast 1400 Flüchtlinge unter absolut menschenunwürdigen Bedingungen eingesperrt sind - und täglich kommen neue dazu. Zum Teil tagelang ohne Tageslicht, keine Möglichkeit der Verständigung - und viele sind froh, dass es wenigstens 3 Mahlzeiten am Tag gibt.
2001 kamen doppelt so viele Bootsflüchtlinge auf die Insel wie noch im Jahr 2000 und heute, im September, ist die Zahl von 2001 schon überrundet. Einige Spanier selbst zeigen viel Verständnis für die Ärmsten der Armen, schliesslich standen sie vor nicht all zu langer Zeit vor dem selben Problem und viele mussten das Land aus pol. Gründen verlassen. Jetzt, wo es ihnen wirtschaftlich und politisch besser geht, werden sie sehr schnell vergesslich!
Die spanische Regierung lässt sich auch viel Zeit - zu viel Zeit."

Bitte schürt keine falschen Hoffnungen!
sonnige Grüsse
Liz