Guten Morgen.

lieber "Khalilooo" - Du bringst hier ein tolles, arabisches Gedicht ein! Es ist schon richtig, wenn von "wir" die Rede ist, aber wer hat mit "wir" die letztendliche Verantwortung für das Geschehen in "unseren" Zeiten? Wahrscheinlich die "anderen" - weil ich alleine kann da nichts ausrichten, und ich tue ja ohnehin "alles" sozusagen!?

Sosehr das "wir" seine Gültigkeit hat, trete ich persönlich dafür ein, vielmehr die Wörtchen "du" bzw. "ich" zu verwenden ...! Meine Begründung: Ich will nicht "mitgenommen" werden, wenn es heißt, "wir Menschen ...", ich will nicht und ich bin nicht Teil dieser aller "wir's", wenn's heißt, "wir jammern nur dauernd ...", "wir Menschen fressen zu viel ...", "wir interessieren uns nicht für die Dilemma's in der Welt ...", "wir tun dies nicht ..., wir tun das nicht ...".

Nein, ich bin nicht Teil dieser "wir's" - obwohl man sich dem Zeitgeist nicht entziehen kann. Irgendwie ist man trotzdem "mitgefangen", auch wenn man nicht von dieser Sorte ist!

Ich selbst (nicht wir) übernehme die volle Verantwortung für das, was ich tu', für das, was ich unterlasse (absichtlich oder unabsichtlich), ich selbst suche keinen "Schuldigen", weder in der "du-Form" noch in der "wir-Form". Obwohl ich nichts dafür kann für die Miseren in der Welt, trage ich sehr wohl mit an der Verantwortung, daß bei Gott nicht alles getan ist, was zu tun ist, weder vom "wir", noch vom "ich".

Trotz alledem lasse ich mir an keinem einzigen Tag mir den Mut nehmen, jeden neuen Tag immer wieder das zu tun, was ich tun kann! Mit allem, was dazugehört, einiges gelingt, (zu) vieles gelingt nicht! Zu viele gute Vorsätze (meinerseits) sterben bereits, bevor sie das Licht der Welt erblicken!

So viele wie nur möglich "ich's" zusammen ergeben dann ein "wir". Aber die Verpflichtung "mitzutragen", hat jedes "ich"!

Dein arabisches Gedicht, erst einmal zerlegt in alle Einzelheiten, finde ich sehr tiefsinnig. Ganz besonders, wenn ich mir die Zeit nehme, wirklich jedes Wort einwirken zu lassen!

Bitte verzeih' mir ein ganz primitives Beispiel, aber ich will es loswerden: Hunderte Arbeitslose machen einen Protestmarsch durch eine Innenstadt, unter dem Motto "...wir wollen Arbeit". Einer dieser Protestierenden/Arbeitslosen wird prompt von einem Geschäftsmann angesprochen, daß er Arbeit habe für ihn! "Wieso ich..." gab der Arbeitslose zur Antwort, "es sind doch hunderte andere da ....!"

Ja, diese Geschichte steht stellvertretend für die verantwortungsabschiebenden "wir-Varianten".

Ich danke Dir für Dein Gedicht - und mach's gut! - AvP.