nein, nein, thomas! die deutschen zeitschriften und zeitungen haben sich nach dem 2. weltkrieg und später eben nicht zum willfährigen werkzeug der allierten gemacht. henry nannen war in den späten sechzigern ein glühender verfechter der ostpolitik willy brandts (mitten im kalten krieg!) auch rudolf augstein ging schliesslich in die politik (in die fdp, die damals noch mit der spd zusammen die ostpolitik vorwärts trieb), weil er meinte, dort schneller etwas zu erreichen (das war aber ein irrtum. nun, ja!)

etwas aus dem rahmen fiel der dritte (der grossen!): axel springer. er hatte sich rasch ins rechte spektrum bewegt. allerdings war er einer der glühendsten kämpfer, wenn es um den bestand israels ging.

man muss sich aber auch dies einmal vergegenwärtigen: in deutschland nach dem krieg gab es natürlich weiterhin grosse ressentiments gegen die juden. der spuk war ja nicht 1945 vorbei! es gab weiterhin die "deutsch-nationalen", sehr rechts, sehr indoktriniert durch den ns-staat.

axel springer hat es fertig gebracht, ein deutsches "nationalgefühl" zu vermitteln, das gleichzeitig frieden mit den juden schloss.

das war in der geschichte deutschlands das erste mal!

nein, nein, thomas! in deutschland wird es stiller und stiller! warum? weil die menschen fehlen, für die poltik und publizistik noch ein leidenschaftlicher kampf für eine bessere welt war.

willy brandt war so einer, herbert wehner auch, ja: auch konrad adenauer....das ist die politische seite.

auf der publizistischen seite waren es springer, nannen und augstein. sie haben deutschland aus der entmündigung geholt und ihnen wieder selbstvertrauen gegeben.

man mag manches beklagen: etwa, dass sich axel springer so masslos in seinem hass gegen die studenten der 68ér generation verrannt hatte,

dass henry nannen die höhe der auflage seiner zeitschrift durch (gefälschte) hitler-tagebücher steigern wollte,

dass augstein ein zyniker war, der seinen kollegen mit kälte und unnahbarkeit begegnete.

aber sie sind durch ein feuer gegangen und haben es überlebt.

vielleicht ist das sogar der einzige trost - am ende: überlebt zu haben.

warum sage ich das jetzt? weil rudolf augstein in einem seiner letzten interviews davon gesprochen hat, dass sich seiner meinung nach unsere hoch komplexe gesellschaft (und hier meinte er die "globale" weltweite gesellschaft) an einen endpunkt gebracht hat. rudolf augstein gab der welt, wenn ich es recht entsinne, noch eine "galgenfrist" von 200 jahren.

dann sind die ressourcen verbraucht, afrika ist an aids gestorben, über der welt liegt eine giftige wolke und die menschen bringen sich im nackten überlebenskampf gegenseitig um.

etwas davon spüren wir ja schon, oder?

J.