Hallo Thomas,

Hab gelesen das Du eine Olivenplantage betreibst. Meine Frau und ich arbeiten wie Du ebenso im Gewerbe des flüssigen Goldes. Wir haben in den letzten Jahren die verschiedensten Bäume gepflanzt. Wegen den vielen Dürrejahren in den letzten 10 Jahren
hatten wir so manches Problem. Mit Olivenbäumen gabs fast kaum Ärger. Trotzdem möchten wir einiges verbessern.Über Ratschläge und Erfahrungen von Dir würden wir uns immer freuen.
Was die Frage von Raja bezüglich des Wassers angeht, weiß ich Bescheid. Hoffentlich stört es Dich nicht wenn ich versuche an Deiner Stelle zu antworten.
Raja: Eine sichere Technik um Wasser zu finden gibt es leider nicht. Es arbeiten zwar Geologen und Ingeneure am Problem der Wasserfindung, aber sie sind sich auch nicht sicherer als der traditionelle Wünschelrutengänger. Geologen können Dir etwas von Gesteinsschichten und Bodenbeschaffenheit erzählen aber ohne Garantie für Wasser. Der Wünschelrutengänger kann zwar Wasser in der tiefen Erde feststellen,was aber nicht heißen soll das es auch ständig nachläuft. Es gibt viele Brunnen die nur zur Regenzeit und Schneeschmelze Wasser haben. Andere dagegen liegen in einer Wasserader und man kann pumpen soviel man will. Meine Erfahrung ist: Brunnen in der näheren Umgebung anzusehen und ausmessen um zu erfahren wie tief man bohren oder sprengen muß.
Es gibt zwei Arten von Brunnen. Der traditionelle mit einem Durchmesser von 1-2 Meter. Er wird von Brunnenbauer und Arbeitern von Hand gegraben mit Kompressoren gemeiselt und mit Dynamit gesprengt. Einen traditionellen Brunnen herzustellen ist fast schon ein größeres Abenteuer. Hat man Glück ist die Freude unendlich groß und geht nur mit dem versiegen zu Ende.In manchen Gegenden Marokkos gibt es Brunnen die nicht mit Geld zu bezahlen sind. Sie sind eine Art Treffpunkt für Mensch und Tier. In wasserarmen Gebieten gehört es zur guten Sitte sein privates Brunnenwasser Bedürftigen zur Handförderung mit Seil und Eimer zu geben. Es sind sehr glückliche Menschen die soetwas tun.
Unsereins in Deutschland kann dies garnicht zu schätzen wissen weil uns Wassermangel fremd ist. Man glaubt immer das im Sonnenland Marokko alles so einfach wächst. Dem ist leider nicht so da es nicht genügend vom kostbarem Naß gibt. Unsere Bauern in Deutschland haben zuviel Wasser wesshalb Sie vielleicht deshalb so unzufrieden sind.In Marokko gibt es sehr viel landwirtschaftliche Fläche die aus Wassermangel zur Wüste wird.
Nun aber zurück zu dem Abenteuer einen Brunnen zu bauen. Wenn der Brunnenbauer in einer Tiefe von ca.30 Meter angelangt ist wird die Arbeit fast unmenschlich und erinnert mich an Krieg.
In einem Bambuskorb wird er in das Brunnenloch von 2 Helfern abgeseilt. Es ist sehr dunkel und kalt da unten und es gibt kaum Luft zum atmen. Aufgeblasene Plastiktüten dienen als Sauerstoffvorrat. Ganz unten muß der Brunnenbauer in Höchstgeschwindigkeit ein Loch für die Dynamitstange bohren, diese zünden und dann hoffen das er von den Helfern schnell nach oben gezogen wird. Bei dieser Arbeit gab es schon sehr schlimme Unglücke z.B. wenn das Seil reist oder jemand ohnmächtig wird. Aus diesen gefährlichen Gründen ist der Beruf des Brunnenbauers stark respektiert in Marokko.Die Menschen dort wissen das die Arbeiter Ihr Leben für Wasser aufs Spiel setzten.
Jetzt aber zu der modernen Methode des Brunnenbauens. Der Kunde geht zu einer Spezialfirma welche dann einen Lastwagen mit rießigem Bohrgerät vorbeischickt. Logischerweiße sollte eine ausreichende Straße vorhanden sein. Das Bohrgerät bohrt ein Loch (kann bis zu 200 Meter tief sein) und schiebt ein Rohr mit ca.20cm Durchmesser in die Bohrung. Die Kosten hierfür sin recht teuer ungefähr 200 bis 400DM pro Meter je nach Bodenbeschaffenheit und Tiefe.
Für die Wasserförderung gibt es die verschiedensten Formen. Es kommt darauf an wieviel Wasser man benötigt wie tief der Brunnen ist und ob Strom 220/380Volt vorhanden ist.Falls es keinen Strom gibt, der Brunnen nicht alzu tief ist und es wird nur Wasser für einen kleinen Garten benötigt, eignen sich Solarpumpen und Windräder.
Für Stromanschluß gibt es Tauchpumpen für verschiedene Fördermengen und Brunnentiefen.
Ist kein Strom vorhanden und es wird etwas mehr Wasser benötigt arbeitet man mit Dieselmotoren die über einen Riemen Pumpen antreiben. Man nennt dies das sogenannte Rohr in Rohrprinzip. In einem Wasserrohr das senkrecht in den Brunnen läuft ist innen ein zweites Rohr als Welle, welche dann über die Kraft des Dieselmotors einen im Wasser liegenden Pumpenkörper antreibt.Dieser fördert dann das Wasser nach oben.
Soviel ich weiß hat die Gegend zwischen Meknes und Rabatt genügend Grundwasser. In der Nähe von el Hasb bei Meknes hab ich auch ein Grundstück mit einer niemalsversiegenden Quelle. Das Wasser aus der Quelle wird sehr streng und genau an die Anlieger aufgeteilt. Einmal pro Woche zwischen 3Uhr und 6Uhr früh bekommen wir Wasse soviel die Quelle hergibt. Meine Verwandten dort stehen sehr gerne für das Glück des Wassers zu dieser unmenschlichen Zeit auf.
Falls Jemand noch mehr über dieses Thema erfahren möchte bin ich gerne bereit zu antworten.
Eigenes sauberes Wasser in Marokko zu besitzen ist ein Traum den man sich wenn möglich erfüllen sollte.

Viele Grüße
Josef