Flüchtlinge in Ceuta
Alfred Hackensberger 08.01.2006

Drei Monate lang war es an den Grenzen von Ceuta und Melilla, den beiden spanischen Enklaven auf marokkanischem Territorium, ruhig geblieben. Vor wenigen Tagen gelang nun erneut sieben Immigranten der Sprung über den Zaun von Melilla ins "Goldene Europa". Ein Vorfall, der nach den Massenanstürmen im September und Oktober wenig mediale Aufmerksamkeit erregte. Rund 30.000 Immigranten warten laut EU-Angaben in Algerien und Marokko auf ihre Chance europäisches Territorium zu erreichen. 10.000 davon überwintern in Marokko unter wenig humanen Bedingungen.
Rechtzeitig zum 30. Todestag von Franco wurde in Melilla am 20. November die restaurierte Statue des Diktators im Zentrum der Altstadt wieder aufgestellt. "Um der Befreiung der Stadt von den Truppen des Rif-Führers Abdelkarims im Jahr 1921 zu gedenken", rechtfertigte die Stadtverwaltung ihren Schritt gegen die Kritik vom spanischen Festland. Für die Bewohner Melillas, eine der zwei spanischen Enklaven auf marokkanischem Territorium, sind Memorabilien aus der Zeit des Faschismus nichts Besonderes. Noch immer tragen Strassen die Namen von Generälen der Franco-Zeit, an öffentlichen Gebäuden kann man Slogans der Phalange lesen. Die konservative spanische Bevölkerung ist vielfach wehmütig mit den "guten alten Zeiten" verbunden.

In Ceuta, dem zweiten Überbleibsel des spanischen Kolonialismus in Marokko, ist es nicht anders. Von dort aus startete Franco im Juli 1936 seinen Putsch gegen die spanische Republik. Der spanische Hälfte der etwa 70.000 Einwohner hat "Angst vor der Überfremdung", was man in den Bars und Restaurants der Küstenstadt immer wieder zu hören bekommt. Bisher waren es die Marokkaner, die "Moros", die eigentlich nicht ins Stadtbild passten. Nach dem Sturm der Grenze im vergangenen Oktober sind es nun die "Neger" und die "Welle aus Afrika", die die Stadt zu überrollen drohen. Die Lokalzeitung "El Faro" schrieb vom "größten Anschlag auf die Grenze" auf ihrer Titelseite, von der Gefahr für die Integrität des spanischen Staatsgebietes und natürlich auch für die Stadt Ceuta.

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