Hallo,

schön, Umniya, dass du dich hier zu Wort meldest.
Du hast einen zentralen Punkt angesprochen: "Die Person des Königs ist unantastbar" und das verfassungsmäßig, steht also oberhalb der Verfassung - damit erscheinen natürlich alle anderen Reformen in Richtung Demokratie (über die wir uns sicherlich freuen) in einem anderen Licht - das erinnert mich ein bisschen an Zuckerbrot und Peitsche.

Aber wie ist das denn mit der Zivilgesellschaft, die - auch grundlegende - Reformen herbeiführen könnte? Soweit ich weiß, wird sie von europäischen Entwicklungsorganisationen unterstützt (beispielsweise hat die GTZ in den vergangenen Jahren solche zivilgesellschaftlichen Organisationen (Stichwort NGO) gefördert. Aber wie ist die Verankerung in der Bevölkerung? Reden wir von einer kleinen Gruppe von Intellektuellen und Aktivisten, die zwar bemüht ist um breite Basis, aber nicht wirklich die "Sprache" des Volkes spricht? Oder - anders herum gefragt - was ist denn, wenn die Islamisten eine Funktion von Zivilgesellschaft übernehmen, beispielsweise über karitative Einrichtungen (wie das ja in vielen muslimischen Ländern der Fall ist)? Die - zugegebenermaßen utopische - Frage "Was wäre wenn der König jetzt fallen würde" mit der Antwort "dann käme ein Abdesslam Yassine an die Macht" (oder ein paar Jahre später eine Nadia Yassine - das wäre dann wirklich ein spannendes Projekt) durchzuspielen, ist wohl das, was europäische und amerikanische Sicherheitsexperten wirklich erschreckt (nicht ein balkanisisertes Marokko). Die Erfahrung Algerien steckt da tief in den Knochen, aber dass die "Lösung" dort nicht die Richtige war, ist wohl inzwischen allen klar geworden. Es ist ein echtes Problem, wenn sich die Demokratie-Katze in den eigenen Schwanz beißt.

Gruß


Für @Izem: Ich halte es für einen Mythos der patriarchialischen Geschichtsschreibung, dass Frauen, wie Elissa, verführen um zu verraten. Sie verführen um des Verführens willen. ;\)