Hallo jm,

wenn ich deinen letzten Beitrag lese, soll ich dann folgern, dass unsere europäischen Nachbarn keine Probleme mit Integration oder Desintegration haben. Das stimmt ja wohl kaum, wie wir gerade am Beispiel der Niederlande erlebt haben. Auch für Frankreich und Großbritannien gilt dies nicht, ganz zu schweigen von Italien, Spanien ... alles provinzialistische Rassisten?
Mir ist das hier zu einseitig. Zur Integration gehört die Bereitschaft beider Seiten. Da hapert es auf der Seite der Mehrheitsgesellschaft, das ist mir klar - obwohl man ja auch hier nicht alle über einen Kamm scheren darf (das fordert ihr bei der Debatte über die Muslime ja auch). Da hapert es aber auch bei einem Teil der Minderheit.

Natürlich, liebe Tint, gibt es eine Reihe von Hochschulabsolventen (obwohl auch dies allein wohl kaum das Kriterium für Integration sein kann, sie Attar und Konsorten). Und es gibt eine Reihe von "gelungenen Integrationsbiographien", die man m.E. in Zeiten wie diesen auch medial stärker in den Vordergrund rücken sollte. Mich ärgert es auch, wenn ich die Spiegel oder Focus Titelbilder sehe. Sie folgen der Logik der kapitalistisch orientierten Medienwelt, nicht irgendeiner journalistischen Verantwortung.

Dennoch steht die Frage im Raum, wieso es ein Teil schafft sich zu "integrieren", ein anderer Teil offensichtlich nicht. Ist es eurer Meinung nach allein Schuld der ausgrenzenden Mehrheitsgesellschaft? Das finde ich ein bisschen einfach.

Das Angebot von Förderungsmaßnahmen im schulischen Bereich ist vielerorts da und es wird zumindest punktuell (verhältnismäßig) viel Geld darein gesteckt. meine erfahrung ist es aber, dass Angebote oft auch nicht wahrgenommen werden, weil a) die Bereitschaft zu irgendeinem Selbstaufwand nicht da ist oder b) das Misstrauen gegenüber deutschen Trägern und Institutionen so hoch ist, dass man lieber nichts mit ihnen zu tun haben will (oder eben so wenig wie möglich).

Hier so zu tun als wären alle Marokkaner zur Integration und zum Kontakt bereit ist eine falsche Wahrnehmung. Und allein zu wünschen sein Kind wäre gut in der Schule, reicht nicht aus, wenn man es dann gleichzeitig von schulischen Angeboten wie Förderunterricht, Zusatz-AGs etc. fernhält, ganz zu schweigen von dem diskriminierenden Ausschließen vom Sportunterricht und von Klassenfahrten durch die Eltern.

Ach übrigens, liebe Tint, dass du hier die Marokkaner so mir nichts dir nichts bei den arabischen Minderheiten auflistest, würde wohl so manch einen deiner Landsleute (und Forumsteilnehmer) in Rage versetzen.

Gruß