Hallo,
ich mische mich ungern in die Diskussion ein, aber für einen lieben Menschen tue ich es jetzt gern.

Die Seele der armen in Marokko kocht und zwar gewaltig. Überall wird demonstriert, nicht nur in Tamassint oder im Süden, sondern auch in mittelren Atlas ( Midelt!), wo die Menschen einer Ortschaft ( Izer ) einen Marsch auf Rabat planen!
In Beni Mellal ( Atlas ) sollen die Bewohner umgesiedelt werden und dort wo kleine Einrichtungen ( Schule, Kindergarten etc.)soll ein Reservat für Antilopen entstehen!

Hintergrund:
In Beni Mellal ist eine masirische Entwicklungsorganisaton " Assid" sehr aktiv, die viele Einrichtungen in Zusammenarbeit mit europäischen NGO´S errichtet haben. Die Bevölkerung ist in dieser Organisation aktiv und traut die Vertretter des Königs nicht mehr!
In Tamassint wurde auch eine Organisaton mit dem Namen " Tamassint" nach dem Erdbeeben gegründet, die die Belange der Bevölekerung vertritt. Bisher waren es "fremde" aus Rabat oder verlängerte Arme der Zentralmacht!!
Es sind im Grunde Protestaktionen gegen die Benachgteiligungen und Marginalisierung dieser Regionen, aber auch ein Zeichen der Ablenung der Politik des Regimes, die darin besteht, korrupte aber Königstreue Politiker in den Regionen einzusetzten, um den Zorn der Menschen zu kanalisieren und zu unterdrücken.

Es gibt wohl einen Unterschied zwischen den Demonstrationen im "nützlichen" Marokko ( Rabat und Laayoun ) und denen im "nützloses" Marokko ( Rif).
Die Menschen in Rabat haben andere Interessen als die im Rif oder anderswo. Die Instrumentalisierung der kulturellen Identität und das Spiel mit der Erinnerung der Menschen mit dem Königlichen Armee in den fünfziger Jahren sind legtimm.

Das Problem ist anderswo:
Die Menschen in Tamassint organisieren sich selbst und verzichten auf die Mittelsmänner der Zentralmacht. Sie wollen nicht mehr lange auf die süssen Früchte der königlichen Reformpolitik warten, also sie handeln. Der Présindent der Organisation Tamassint wurde verhaftet, weil er Demonstrationen gegen die Armut organisiert hatte. Man darf gegen die Armut nicht demonstrieren. Nur der Staat bestimmt, wann und wer demonstrieren darf.
Die Menschen im Norden sind aufgrund der brutalen Unterdrünkungen des verstorbenen Königs in den fünfziger Jahren sowieso zornig. Übrigens, Tamassint ist der Geburtsort eines Rebellen " Haddou", der zusammen mit Abdelkrim al-Khattabi gegen die Spanier, Franzosen und den König ( wegen seiner Haltung zu den beiden ! ) gekämpft hatte !

Das Problem ist, dass die kulturellen und Sozialen NGO´S ( Nicht-Regierungsorganisationen) in Marokko einen Zulauf haben, weil sie für ein anderes Marokko eintretten, dass sich mehr mit organisieren lässt, wie es die Monarchie gern hätte. Der Monarch erkaufte seine bisherige Ruhe von der Provinz mit Geld durch die vom ihm selbst ernnanten und eingesetzten Vertreter ( Walis, Gouverneure und Kaids), diese gelten aber in den Augen der lokalen Bevölkerungen als Korrupt und unfähig die lokalen Probleme zu lösen.
Die Polizisten und Soldaten sollen die Bevölkerung in den Demonstrationen im Rif beschimpft und gesagt haben, dass sie ihnen genauso das antun wüden, was ihnen in den fünfiziger Jahren passiert wäre.
Die Rif-Region ist die am meisten benachteiligte und marginalisierte Region Marokkos, und diese Marginalisierung ist nur politisch, historisch und kulturell zu erklären.



" Es gibt keine Masiren hier Araber da (...) sondern nur Marokkaner "

Imasiren / Die Masiren gibt es wohl und sie sprachen für sich, sie haben bis heute noch nicht erklärt, dass sie tod seien. Es sei denn man will sie für Tod erklären und erfindet an ihrer Stelle ein neues " marokkanisches " Volk.

Gruß
Amya