Liebe Elvire,

"...für mich besteht manchmal auch ein qualitativer Unterschied in den Beiträgen der einzelnen TN/Innen, insofern als Marokkaner doch gelegentlich Aussagen treffen, die eben nur ein Native Speaker machen kann."

Das stimmt natürlich und ich habe schon bei vielen Themen gesagt, dass ich mir kein Urteil erlauben möchte. Aber: Auch Muttersprache oder "native" sein schützt vor Ignoranz nicht. Oder, um es anders auszudrücken: Wir haben es ja auch bei den Muttersprachlern mit höchst unterschiedlichen Ansichten zu tun. Ich empfinde das als Gewinn, weil es für mich - manchmal in der Vergangenheit, wenn es hier im Forum interessanter herging als dies im Moment der Fall ist - eine Möglichkeit war, eine (freilich nicht repräsentative) Auswahl von Meinungen zu lesen, die über jene in meinem Bekanntenkreis hinausgeht, zumal dort, wenn man sich "kennt", man ja auch oft verhaltener ist in seiner Meinungsäußerung.

Was "Tamazight" anbelangt, so haben sich viele (nicht alle) Dinge, die ich hier gelesen habe in den letzten Jahren mit Erfahrungen aus anderen Zusammenhängen gedeckt. Ich habe mit der oben erwähnten Gabi Kratochwil studiert, war - wenn auch nur kurze Zeit - gemeinsam mit ihr in Marokko als sie an ihrer Forschung saß. Sie ist eine seriöse Wissenschaftlerin und hat keinerlei persönliche Interessen verfolgt. Warum sollte ich ihr nicht vertrauen?

@Itri, Izem, Massinissa u.a. mögen sich hier manchmal unglücklich, manchmal provokant ausdrücken, manches Mal über ihr Ziel hinausschießen. Es ist aber auch auffällig, dass besonders bei dem zuletzt genannten reflexartig die Welle der Empörung und Anschuldigungen hoch schlägt, er wolle die Kabylei nach Marokko holen, eine Feindschaft zwischen Arabern und Berbern schüren etc...
Vielleicht, liebe Elvire, sind wir auch unvoreingenommener als mancher "Native" hier, der beim Anblick der masirischen Flagge Herzrasen bekommt und den Untergang Marokkos herannahen sieht.

Und zu Al Hoceima, um den Bogen zum eigentlichen Thema zu schlagen, steht die Frage im Raum: ist es Zufall, dass die Erdbebenopfer so behandelt werden oder hat es etwas damit zu tun, wo dieses Erdbeben geschehen ist und wer davon betroffen ist. Natürlich ist das schwer zu beurteilen ohne die Fakten genau zu kennen - bei jeder Katastrophenhilfe gibt es Leute, die unzufrieden sind und kritisieren.
Aber wie gesagt: Vor dem Hintergrund dessen, was ich über die strukturelle Benachteiligung der Region gelesen habe und vor dem Hintergrund der persönlichen Erfahrungen bezüglich der Abwertung insbesondere von Rifis (keine Verallgemeinerung, aber sie ist existent), finde ich die obigen Aussagen plausibel, die Demos berechtigt und fand ich - ich hoffe, er nimmt es mir nicht übel - die Aussage @Mohammeds u. anschließend unpassend.

In diesem Sinne schönes Wochenende
und liebe Grüße
Elissa