So mächtig sind Männer in Marokko auch wieder nicht, wie manche behaupten mögen. In vielerlei aber im Verborgenen hat das Weib das Sagen! Wer hier behauptet hat, das man -wenn man etwas in Marokko ändern will- mit den Müttern anfangen sollte, hatte Recht! Ja, sie sind es, diese mächtigen Mütter, die uns Kinder gebären und diesen geborenen Kindern schon in jungen Jahren beibringen, wie man Frauen verachtet! Sie bringen ihnen das nicht nur bei, sondern sie lassen es ihnen in Form von Muttermilchcocktail in die Seele fließen!

Diese Geschichte, die ich mal in Casablanca beobachtete, zeigt, dass Mütter eine ungeheure Macht haben, und wenn es eine Misere gibt, dann sind sie die Hexen, nicht die Männer, die die Misere herzauberten:

Es war ein gutaussehender, starker junger Mann aus Casablanca. Eingebildet und wer ihn sah, dachte, das ist der größte und dümmste „Ar...“ und Macho aller Zeiten, den ich jemals gesehen habe. Wahrscheinlich war er so um die 25 und glaubte wie der tolle Anton aus Tirol, er könnte Berge versetzen.

Was ich beobachtete sah so aus, als hätte der junge Mann irgendeine heftige Auseinandersetzung mit jemandem gehabt, denn er war bestialisch aggressiv, zertrümmerte ein Motorrad vor einer Haustür und seine schreiende Schwester, die ihn vergeblich zu beruhigen versuchte, ignorierte er wie ein Stück Dreck. Dann ging er ins Haus rein und kam alsbald wieder raus mit einem Messer in der Hand. Es sah so aus, als wollte er mit denjenigen, mit denen er ein Problem hatte, kurzen Prozess machen zu wollen, denn mit dem Messer in seiner Hand schrie er in Richtung seiner Widersacher: Kommt raus, kommt raus, wenn ihr Männer seid!

Seine Schwester ahnte in ihrer Machtlosigkeit, dass Unheil drohte, sie ging also und holte die Mutter, ihr blieb nichts anderes übrig.

Die Mutter und die Schwester standen machtlos hinter seinem Rücken –er hatte sie nicht wahrgenommen-, während er weiter schrie: kommt raus, damit ich euren Gott f i c k e !

Als die Mutter das Unwort „f i c k e n“ hörte, schrie sie: meine Scham und meine Schande, ich bin es, die ihn erzog! (ya keyti ya keyti, wili wili wili! hada ana li rbitu)

Als der junge Mann die Stimme seiner Mutter hinter seinem Rücken wahrnahm und es mitbekam, dass sie ihn das Unwort sprechen hörte, verließen ihn seine Kräfte; er ließ das Messer fallen und wurde zum zahmen kleinen Jungen. Die Mutter näherte sich ihm und schickte ihn kurzerhand mit einer Salve von Beschimpfungen nach Hause.