Assalam u alaikum alle zusammen,

Hilfe !!! Hilfe !!! Hilfe !!!
Ich sehe, dass mein freund jmxx Verstärkung von unseren deutschen Kollegen bekommt.
Das ist doch unfär !!
Spaß Beiseite. Ich freue mich sehr darüber !!!

Nun jmxx, Sei bitte sicher, dass ich auf ein Marokkaner wie du nur stolz sein kann, auch wenn wir nicht der gleichen Meinung. Und alles was du IN DEINEM LETZTEN BEITRAG geschrieben hast stimmt, ich habe auch ähnliche Erfahrungen gemacht.
Aber eine Sache finde ich doch ungerecht, wenn du meinst, dass der Islam zum Ausschlaten des Hirns aufruft. Der Koran spricht dem Hirn des Menschen an und ruft sogar dazu ihn zu benutzen, um das Werk Gottes zu erkennen. Was aber einige nicht verstehen ist, dass man nicht alles mit dem Hirn erfassen kann und dass es eine Grenze gibt, die wenn der Mensch sie überschreitet mit dem Hirn nicht mehr weiterkommen kann.

Was mich bei der Sache mit unseren Brüdern und Schwestern aus dem Rif gestört hat, war, dass ich das Gefühlt gehabt habe, als ob jemand sagt: Leute nimmt diese Marokkaner hier gar nicht so ernst, sie sind nur eine unwichtige und unbekannte Gruppe in Marokko. Und das finde ich sehr ungerecht, da ich persönlich auf die Marokkaner aus dem Rif sehr Stolz bin. Was sie für die Unabhängigkeit Marokkos gemacht haben ist etwas was jeder Marokkaner anerkennen muss. Einer der wenigen Helden Marokkos (Abdelkarim) kommt aus dieser Gegend. Also wenn das alles nicht reicht, damit diese Gegend Marokko repräsentiert, dann verstehe ich die Welt nicht mehr.

Zu Elvire:
Erstens ich habe nicht behauptet, dass Deutschland nur ein Land von Ausschweifungen ist. Und wenn meine Beiträge, diese Interpretation vielleicht zulassen, dann ist das überhaupt nicht gemeint. Jeder, der hier in Deutschland lebt schätzt das große Angebot an kulturelle Veranstaltungen usw. Für mich ist das verglaichbar mit dem deutschen Grundgesetz, den ich auch sehr schätze. Sonst wäre ich schon am Ende der Zeit meiner Ausschweifungen längst weg von hier.
Die Tatsache ist aber, dass viele marokkanischen Studenten, darunter auch ich, in einem ziemlich frühen Alter (21-25, ich 21) hierher kommen. Und du hast auch Recht in deiner Aussage, dass die meisten Kulturellen Veranstaltungen in Marokko die grenzen der beiden Städte Rabat und Casablanca nicht überschreiten - auch wenn sich in der letzten Zeit etwas geändert hat, wie ich gehört habe - Deswegen hatten nur die wenigsten marokkanischen Studenten überhaupt Kontakte mit solchen Veranstaltungen gahabt, bevor sie hieher kamen.
Ich persönlich habe Am anfang, und das gilt auch für die meisten Studenten, nur in Studentenwohnheime gewohnt und die ersten Deutsche, die ich kennengelernt habe, waren auch Studenten in etwa dem gleichen Alter. Und ich werde jetzt hier behaupten, dass die meisten von Ihnen nicht viel anderes im Kopf hatten als Diskotheken, Kneipen, Feste, feiern, feiern und nochmal feiern. Es kann aber auch sein, dass ich das Pech gehabt und die falschen erwischt hatte. Nun wenn man solche Leute kennenlernt, dann ist es normal, dass man in dieser ersten Phase auch alles mitmacht, da man ja unbedingt Kontakte sucht. Das mit den kulturellen Veranstaltungen usw kommt erst später, wenn man seine sprachliche Fähigkeiten erstmal am Ende dieser Phase verbessert (Ich persönlich konnte am Anfang nur sehr schlecht Deutsch !!) hat und langsam mit der Zeit etwas älter und reifer wird. Leute, die hierher erst mit 30 oder 40 kommen wird das alles vielleicht erspart. Dafür haben sie aber was verpaßt oder ????

Auf das Thema des Schleiers möchte ich nicht mehr eingehen. Ich möchte keine falsche Urteile aussprechen. Ich bin mir sicher, dass es viele Frauen gibt, die den Schleier aus Überzeugung tragen und nicht, weil sie auf der Suche nach einem Mann.

Das mit dem Leben zwischen Tradition und Moderne (?) gibt es in der Tat in Marokko. Menschen, die nicht westlich orientiert, aber auch nicht verkrampft nur Ihre Tradition leben. Sie gehen in die Moschee aber ab und zu auch in die Disko. Sie sind gegen Sex vor der Ehe, aber sie haben eine Freundin usw. Sie leben genau zwischen den beiden Welten und können sich weder für die eine noch für die andere entscheiden. Und wenn jemand behauptet, dass es so eine Gruppe in Marokko nicht gibt, dann sind wir schon in der nächsten Phase, in der uns die Touristen und die Menschen aus dem Ausland auch noch zeigen wollen was Marokko ist und was nicht. Dann haben wir Marokkaner überhaupt keine Ahnung mehr, wer wir eigentlich sind.

Zu dir Ulla möchte ich eine wahre Geschichte erzählen, die ich irgenwann hier im deutschen Fernseher nur durch Zufall angeschaut habe:
Das Fernsehteam dieser Sendung hat eine Anzeige in der Zeitung veröffentlicht, dass ein Maler (Künstler) aus Afrika nach Deutschland (München) Kommt, um hier eine Ausstellung zu machen. Sie haben einen festen Termin in der Zeitung angegeben und für den Leser scheint alles ganz normal. Sie sind dann zum Zoo gefahren und haben alles mitgenommen, was ein Künstler für seine Arbeit braucht und ziemlich viele Farben. Sie haben ein temperamentvoller Affe ausgewählt und ihm das alles als Spielzeug gegeben. Unser Künstler hat dann angefangen ein Gemälde nach dem anderen zu fertigen und die Beobachter haben für genung Farben gesorgt. Am Ende haben sie alle Gemälde gesammelt und zum Ausstellungsort gefahren und alles an der Wand gehängt, wie bei einer ganz normalen Ausstellung. An dem festgelegten Tag kamen auch zahlreiche Leute. Sie haben dann mit einer versteckten Kamera die Besucher nach ihren Impressionen und Meinungen gefragt.
Das Ergebnis war, dass nur wenige von Ihnen gesagt haben, dass das für sie keine Kunst sei, sondern eine willkürliche Mischung der Farben und ein totales Durcheinander. Alle anderen befragten Besucher haben angefangen zu philosophieren und die Gemälde auf eine Art zu interpretieren, bei der Mann nur staunen kann.
Ich möchte damit nicht sagen, dass alle Deutsche nichts von Kunst verstehen (Um Gottes Willen), sondern, dass nicht nur unsere marokkanischen Bauern wenig von der Kunst verstehen, sondern auch viele, die hier mitten in dieser sehr entwickelten Gesellschaft leben.

Jocim:
Du hast in deinem Beitrag insgesamt schöne Sachen erzählt. Solange wir in der Theorie sind, ist das alles ganz einfach, aber schon beim Gedanke an die Praxis fangen die Probleme an. Für dich und für viele ist das alles hier nur ein herumlaufen, es wird ein Ende haben und das war es. Für ein Moslem aber ist das hier nur der Anfang einer langen Reise, in der eine Brücke namens Tod ist. Die Reise vor der Brücke ist eigentlich nur eine Vorbereitung und der Verlauf der Reise nach der Brücke ist total abhängig von diesem ersten Abschnitt der Reise. Damit aber Gott mit uns nachher nicht ungerecht wird und damit wir nicht sagen, dass wir die Schilder neben der Strasse nicht verstanden haben, hat er uns Propheten geschickt, die uns das alles verdeutlichen und erklären wohin die Reise geht und was die Schilder bedeuten. Alleine mit unserem kleinen Hirn wären wir ja nicht in der Lage, dies zu erkennen. D.h.Gott läßt uns kein Spielraum für Aussagen wie "Mein Gott, ich schwöre, dass ich es nicht gewußt hatte !!"

Im westen hat sich nun aus kulturellen Gründen mit der Zeit diese Einstellung etwas verzerrt und vielleicht sogar geändert und die meisten sehen das ganze mit etwas Leichtigkeit und nehmen das nicht mehr so ernst und die Propheten sind nur noch hochintellegente Menschen gewesen, die die Gabe hatten die Menschen für sich zu gewinnen. Die Bücher dieser Propheten haben an Wert verloren und gelten nicht mehr als Wort Gottes.

Die Konsequenzen dieser beiden Einstellungen im praktischen Leben, aber auch intellektuell, führen nun dazu, dass das Zusammenleben etwas schwierig ist. Aufgrund des Erfolgs der zweiten Gruppe in anderen Bereichen des Lebens wie das wirtschaftliche, politische usw, denkt sie, dass sie auch in dieser Angelegenheit nur Recht haben kann und betrachtet die erste wie eine arme noch primitive Gruppe, die sich unbedingt an sie anpassen muss, damit das Leben friedlich weitegehen kann.
Die erste Gruppe meint aber, wir können Brüder und Schwester sein, aber nur wenn die zweite Gruppe damit aufhört uns zu belehren, wohin die Reise geht und unsere Lebenseinstellung so akzeptiert wie sie ist.
Also jocim, wenn das irgendwann so wird, dann glaube ich auch an eine friedliche gemeinsame Zukunft, wenn aber die zweite Gruppe weiterhin gerne den Blick nur von Oben auf die anderen wirft, dann bin ich etwas pissimistischer und schließe mich der Meinung von Samuel Huntington an. Was es heißt, dass die einzelnen Kulturkreise auf dieser Erde, es noch miteinander zu tun haben werden. Ich persönlich bete aber für die erste Alternative.

Assalam u 3alaikum.
Essarghini