Hallo,

jmxx:
Ich finde deinen Ton um ehrlich zu sein ein wenig oberlehrerhaft, ich finde es nicht tolerant, hier einfach zu schreiben "ich möchte private Schicksale hier nicht lesen bzw. mich nicht damit auseinandersetzen..". Wenn es dich stört, kannst du die Beiträge ja einfach überlesen und ignorieren und brauchst dich nicht dazu äußern.
Aber es kann doch wohl noch jeder schreiben, was er mag. Ich glaube, dass hier so einige Forumteilnehmer lesen oder schreiben, um etwas über die privaten Erfahrungen anderer Forumteilnehmer zu erfahren, sei es in Fragen der Religion, des Konvertierens, der Partnerschaften und ihrer Probleme usw. usw.
Ich persönlich finde gerade das interessant, die Meinungen oder privaten Erfahrungen von andern zu hören und zu diskutieren, anstatt immer nur Statistiken zu verbreiten, die einfach nur Zahlen darstellen und über wirkliche Gründe (z.B: für Scheidungen und warum binationale Scheidungen geringer sind) nichts aussagen..
Private Berichte spiegeln vielleicht nur ein persönliches Schicksal wieder, sollen ja auch keine Verallgemeinerungen sein, aber sie entsprechen doch der Wahrheit und Tatsachen und warum soll man darüber nicht schreiben dürfen. Aber wenn jemand von negativen Erfahrungen berichtet, fühlt sich die Betroffene Gruppe gleich im allgemeinen angegriffen. Es können ja andere auch positive Beispiele dagegenhalten, wenn sie sich zu unrecht verurteilt fühlen, aber eine Verurteilung ist doch mit dem Erzählen einer privaten Erfahrung auch gar nicht beabsichtigt!
Natürlich sind Statistiken u.a. auch interessant, aber private Berichte finde ich auch völlig ok.

Auch zu den Beiträgen zu Scheidungen mit Kindesentführung usw. wollte ich noch etwas schreiben. Ich habe das Gefühl, es wird so dargestellt, dass Scheidungen immer im größten Streit enden und die bösen deutschen Frauen den armen marokkanischen Männern ihre Kinder wegnehmen. Am schlimmsten fand ich den Satz (ich weiß nicht mehr, wer ihn geschrieben hat?), dass die "deutschen Frauen ihre Kinder oft schon während der Trennungsphase ihrem neuen Mann in den Schoß setzen". Das klingt recht abwertend und ich glaube nicht, dass viele Frauen direkt nach einer Trennung schon einen neuen Mann haben. Dies mag in seltenen Einzelfällen vorkommen, aber bestimmt nicht im allgemeinen. Und was heißt "in den Schoß setzen". Es ist doch wohl die Frau, die sich um das Kind kümmert.
Was ich mal sagen wollte ist, dass es auch Fälle gibt, wo eine Scheidung ohne großen Streit im gegenseitigen Einvernehmen erfolgt und man sich miteinander friedlich darüber einigt, wer für das gemeinsame Kind sorgt
Konkret hat sich z.B. eine Freundin von mir von ihrem marokkanischen Mann scheiden lassen, bzw. beide haben sich auf Scheidung geeinigt, weil sie einfach zu schnell geheiratet hatten und aufgrund der vielen Probleme gescheitert sind. Jedenfalls war ein kleines Kind da und der Mann war völlig damit einverstanden, dass das Sorgerecht seine Frau bekommt. Sie hatten sich ja nicht im Streit getrennt, außerdem hatte der Mann einen guten Job und also gar nicht die Zeit, sich rund um die Uhr um das Kind zu kümmern. Mittlerweile lebt er zwar wieder in Marokko, aber seine Frau besucht ihn so oft es nur geht dort mit ihrem Kind in Marokko, da dies für sie selbstverständlich ist. Schließlich hat der Vater ein Anrecht sein Kind zu sehen bzw. umgekehrt das Kind und sie fährt wirklich regelmäßig nach Marokko damit das Kind seinen Vater sieht und seine Großeltern usw. Der Vater sagte, er wolle seinem Kind nicht die Chance nehmen in Deutschland bei seiner Mutter aufzuwachsen, weil er meint, es hätte hier bessere Chancen, Schule und Studium zu absolvieren und Geld zu verdienen in einem Job. Und wenn es erwachsen ist, kann es ja immer noch entscheiden und nach Marokko zurück.
Die Frau ist übrigens zwar nicht zum Islam übergetreten, aber sie fühlt sich dem sehr nah und sie versucht das Kind islamisch zu erziehen, es ist beschnitten und sie serviert ihm natürlich kein Schweinefleisch und liest ihm aus dem Koran vor usw.
Natürlich ist es für den Mann bestimmt schwer, sein Kind nur 2x im Jahr für ein paar Wochen zu sehen, aber er wollte es so bzw. sie haben sich so geeinigt, weil es ihrer Ansicht nach so am besten war.
Es gibt also auch Fälle, wo alles -trotz dem Schlimmen was eine Scheidung für alle Betreffenden (vor allem für das Kind) darstellt- relativ harmonisch abläuft und die Frau dem Mann das Kind nicht vorenthält oder untertaucht oder entführt.

Im übrigen glaube ich wären viele Männer (auch Deutsche) mit der Erziehung eines Kindes (vor allem wenn es ein Baby ist) doch relativ überfordert. Sie müssen ihren Job aufgeben und sich rund um die Uhr um das Kind kümmern, Fläschchen machen, Windeln wechseln, Haushalt, spazieren fahren usw. Und ich denke, dass oft das Kind bei der Frau besser aufgehoben ist, vor allem wenn es noch so klein ist und ich kann mir bei vielen Männern (sowohl deutsch als auch marokkanisch) das nicht vorstellen, dass ihnen die Erziehung eines Kindes/Babys Spaß macht. Da sind es doch wohl eher die Männer, die relativ schnell nach der Scheidung eine neue Frau haben und der das Kind "in den Schoß setzen".

So, jetzt war ich vielleicht ein wenig heftig, aber wenn ich so Sätze lese wie mit den "Frauen, die das arme Kind einem neuen Mann in den Schoß setzen", da seh ich rot:-)))

Zu dem Bericht von Ulla: ich habe sehr ähnliche Erfahrungen gemacht, und das in Nordrhein-Westfalen, es ist also nicht nur in Süddeutschland so.

Meriem