Hallo an die deutschen Frauen,

Ich muß ihnen den Vorwurf machen, oft auch naiv in solche Beziehungen hineinzuschlittern.

Hier im Süden Deutschland's trifft man wenige Marokkaner über 30, 40. Viele sind hier Studenten.

Deutsche Frauen um die 30, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen und ernsthaft einen Lebenspartner suchen, eine Familie gründen wollen, treffen auf junge Männer im Alter von Anfang bis Mitte 20, die oftmals gerade vor einem Jahr hier angekommen sind. Diese jungen Männer sind überwältigt von der neuen Umgebung, aber auch verunsichert. Die finanzielle Notlage kommt hinzu und obwohl viele aus wohlhabenden Familien in Marokko kommen, sind sie oft zu stolz, den Papa nach Geld zu fragen. Gerne nehmen die jungen Männer die Angebote der Frauen entgegen: Zimmer-Suche, Bewerbungen schreiben, Job vermitteln.....

Ich kann es verstehen. Ist ja auch Hilfe in Not. Wenn auch noch Sympathie besteht, dann... Warum eigentlich keine Beziehung? Der junge Mann findet bei ihr den Halt und die Geborgenheit, die ihm in Deutschland fehlt. Die deutsche Frau hofft, daß der junge Marokkaner - vor allem, weil er so ernst über Religion und Tradition spricht - er dann auch ernst im Umgang mit ihr sein wird.

Sie, die sich nach Familie und einem ehrlichen, treuen Partner sehnt, hat plötzlich das Gefühl, den Richtigen gefunden zu haben. Da es für Marokkaner unüblich ist, vor der Ehe zusammen zu leben, ist die Entscheidung schnell getroffen: Natürlich heiraten wir! Ist ja zusätzlich ganz praktisch: Es erlöst den Mann vom Thema Aufenthaltsgenehmigung und die Frau fühlt sich sicher und kann auch ihrer Familie zeigen: Er meint es ernst mit mir !

Dann beginnen die Probleme... Ich mache den Frauen den Vorwurf, die Situation einfach zu verkennen....

Oft habe ich schon gehört im Vorfeld: Aber er hat doch Abitur, er wird es schaffen, den kulturellen Sprung, er ist doch intelligent, und wir werden über alles reden können, wenn es Probleme geben sollte.... solange wir uns lieben....

Dazu möchte ich sagen: Ich habe den Eindruck, daß das Abitur, das die jungen 20-jährigen Männer aus Marokko mitbringen, nicht vergleichbar ist mit einem europäischen Abitur. Nicht, was das Fachwissen angeht. Sondern, die Art zu denken. Die Art, wie wir hier alles diskutieren und bereden. Diese Gesprächskultur wird – so glaube ich - an marokkanischen Gymnasien nicht vermittelt.

Dann sind die jungen Männer, die in der Regel noch nie mit einer Frau zusammen gelebt haben, konfrontiert mit dem Alltag einer Ehe, und mit einer Frau, die Fragen stellt und reden will (oh je, wieso stellt sie immer solche Fragen, ich kann ihr das nicht erklären, bei uns ist das so !!! soll sie doch in eine Moschee gehen und den Imam fragen !!!!)

Die Männer – sowieso in einer unsicheren Rolle hier in einem fremden Land, die Sprache nicht gut beherrschend etc. - fühlen sich plötzlich durch die Fragen kritisiert und haben das Gefühl, sie müssen sich für alles rechtfertigen, für ihre Religion, ihre Kultur, ihre Freunde...

Die Frauen, überfordert von z. T. ihr ungewohnten Regeln (z.B. durfte eine Frau ihrem Mann während des Ramadan’s am Morgen keinen Abschiedskuss auf die Wange geben, das wäre gegen die Religion, sagte er ihr). Sie kann diese Regeln nicht beurteilen und ebenbürtig antworten, hat ebenso das Gefühl, nur kritisiert zu werden und alles falsch zu machen...

Der Nährboden ist geschaffen für Mißverständnisse.... Dabei meinten es beiden am Anfang doch nur gut.

Nach der Trennung denken die Männer:

„ OK, jetzt suche ich mir eine Marokkanerin !!! Dann ist es einfacher, die stellt keine Fragen, macht von Haus aus, was ich sage, die ist nicht ehrgeizig im Beruf (einer erzählte mal : „Nicht wahr, Frauen lieben es nicht, zuviel Verantwortung zu haben, deswegen gibt es meiner Firma keine Frauen in höheren Positionen. Nur so ein bißchen Arbeiten als Sekretärin, das ist gut für sie“). Die bleibt zuhause und trifft sich nicht mit anderen (männlichen) Freunden, die kocht mir mein Couscous.... Und vor allem sind meine Eltern in Marokko zufrieden.

Naja, und bis ich eine Marokkanerin gefunden habe .... eine deutsche Frau hin und wieder im Bett, das ist gut für meine körperliche Gesundheit. „

Und dann wird sich auf die nächste Marokkanerin gestürzt, die dann alle Träume erfüllen muß.

Irgendwie verständlich, daß er so denkt und fühlt, oder ? (wobei der Bruch der religiösen Regeln mit einer deutschen Frau hin und wieder kein Problem zu sein scheint.) Und viele deutsche Frauen machen das ja auch mit, oft wieder im Mißverständnis, der Mann meine es ernst....

Mein Tip an deutsche Frauen, die eine ernste Beziehung mit einem Marokkaner eingehen wollen: Benehmt Euch wie Marokkanerinnen (z.B. kein Sex vor der Ehe) und fordert aber auch das gleiche wie Marokkanerinnen !!! Der Islam ermöglicht den Frauen durchaus auch einiges an Rechten.... Macht Euch schlau, laßt Euch nicht in’s Bockshorn jagen oder unter Druck setzen (Zum Beispiel: Der Abschiedskuss auf die Wange scheint nämlich durchaus o.k. zu sein!), sichert Euch auch den Rückhalt seiner Familie!

Z.B. kann eine marokkanische Ehefrau wohl fordern, daß vor der Scheidung so eine Art Familienrat zusammenkommt, mit dem Ziel, zu schlichten und die Fortführung der Ehe zu ermöglichen. Ich kenne eine deutsche Frau, die das von ihrer marokkanischen Schwiegermutter gefordert hat. Allerdings hat ihr marokkanischer Ehemann das abgelehnt, so daß es dann wohl nicht immer funktioniert.... ?!??

Schade !!!

So, und an Jmxx: Das war jetzt mal wieder sehr praxisnah! ;\)

Ulla


Viele Grüße, Ulla

"Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will" Francois Rabelais