Hallo MAP,

ich habe gestern einen sehr interessanten Vortrag über die Politik in Marokko gehört. Und da habe ich für mich wirklich Neues erfahren ! Ich versuche einmal, zu wiederholen, was ich gelernt habe:

1. Im Koran steht:
"Der Sultan (König) ist der Schatten Gottes auf Erden."

Mit diesem Satz ist der König allmächtig und unangreifbar ! Kein gläubiger Muslim hat eine Chance, Änderungen herbeizuführen.

2.

Die allgemeine Ordnung Marokko's ist "von oben nach unten" angelegt, also oben steht:
Gott
Sultan (König)
Königliche Berater
etc.
ganz unten das Volk

In einer Demokratie jedoch herrscht folgendes Verständnis:

Das Volk steht oben und wählt seine Vertreter !

3. Die "Hungerpolitik" Marokko's

Krass ausgedrückt: Warum soll der König und seine Berater motiviert sein, dem Volk zu mehr Brot und Wohlstand zu verhelfen ? Ein Volk, das zu 50 % nicht lesen und nicht schreiben kann, und das täglich für sein Brot kämpfen muß, hat weniger Energie, sich um Politik und Reformen zu kümmern ! Und Reformen können den politischen Machthabern ihre Vorteile kosten, die sie um keinen Preis aufgeben wollen.

Mal ein bißchen Wohlstand zu geben, mal eine soziale Tat hier und da, um auch im Ausland gut dazustehen, das hält die Menschen in guter Laune und ist viel weniger riskant für die Mächtigen!

4. Bald sind Wahlen in Marokko. Aber die sogenannte "Regierung", die gewählten Vertreter des Volkes - sie haben keine Rechte ! Alle Entscheidungsgewalt liegt beim König und dessen Beratern und Ministern.

5. In Marokko wird anscheinend an Schulen nicht über das politische System informiert, so wie wir es in Deutschland im Fach "Sozialkunde" lernen. Auch ist es verboten, Kritik zu üben am System und König. Wie auch ? Er ist "Vertreter Gottes" auf Erden !

So schließt sich der Kreis.

Ich frage mich auch, wieviel Marokkaner haben wirklich Interesse an Politik ? Die meisten, die ich in Deutschland gesehen habe, schienen entweder selbst nicht zu wissen, wie es in Marokko funktioniert oder gar kein Interesse zu haben (vielleicht, weil sie inzwischen in Deutschland "versorgt" sind.)

Ich hoffe, ich war jetzt nicht zu kritisch. \:\(

Beste Grüße, Ulla


Viele Grüße, Ulla

"Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will" Francois Rabelais