Es ist traurig, daß Ihr Euch als 4.klassig fühlt. Aber sind die Deutschen, von denen Ihr spricht, nicht auch klischeehaft gekennzeichnet? Es sind doch nicht alle Deutschen gleich!

Zu Dir, lieber Hachim:

Also, ich gehe, glaub ich, nicht “halbnackt” auf die Straße, mag Weißwürste nur punktuell (d.h. 2 - 3 Mal im Jahr eine (übrigens, auf dem Viktualienmarkt in München gibt es auch welche aus Putenfleisch), darüber hinaus habe ich eine Haustier-Haar-Allergie und Alkohol trinke ich mal alle 4 Wochen (1 Glas Wein).

Shakir, die Schilderung der Erfahrungen Deiner Schwester sind leider auch ein trauriges Beispiel.

Das ist traurig. Aber es sind nicht alle Deutschen so.

Zum Thema “Integration” habe ich eigene Erfahrungen machen dürfen. Ich habe 2 Jahre in Paris gelebt und zum Schluß auch dort gearbeitet. Ich war zu Beginn ganz offen, also auch bereit, bei Gefallen dort für immer zu bleiben. Auf jeden Fall wollte ich nicht nur als “Touristin” gelten und hatte vor, mich richtig zu "integrieren". Ich nahm dort Sprachunterricht und suchte mir ausschließlich Franzosen als Freunde.

Ich wollte mich ja integrieren! Aber es war wahnsinnig schwer. Ich sprach zwar fließend englisch, aber am Anfang kaum Französisch, fand keine Arbeit, und als ich eine gefunden hatte, nahm in der Firma keiner Rücksicht auf meine nicht so flüssigen Sprachkenntnisse. In Besprechungen lief alles nur auf französisch ab und ich fing im Alter von Mitte 30 professionell wieder fast auf dem Niveau eines Azubis an, hatte ich manchmal den Eindruck. Einmal verlor ich meinen Job, weil meine Mentalität zu “deutsch” wäre - was damit gemeint war, konnte mir aber kaum jemand genau erklären.

Lange Rede – kurzer Sinn: es war alles nicht so international, global und offen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Dabei ist Paris ja international, ich war ja “europäisch”, christlich, naja, alles nicht so fremd wie für einen Marokkaner in Deutschland.

Trotzdem war es eine Lebensumstellung und auch ein Kampf. Jedoch, als ich Paris wieder verließ, war ich sehr traurig und ich habe heute noch Heimweh nach dieser Stadt und den dort gewonnenen Freunden.

Ob die Franzosen mich für “integriert” hielten? Ich weiß es nicht. Dazu müßte man überlegen, was Integration eigentlich bedeutet. Wann gilt jemand als integriert? Und nicht assimiliert.

Ich werde vielleicht noch mehr zu dem Thema schreiben, aber jetzt muß ich in die Küche… !

Euch allen auch ein gutes Sonntags-Mittagessen! Ulla


Viele Grüße, Ulla

"Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will" Francois Rabelais