@-ulla: wie willst du dem "missbrauch" vorbeugen und den "wildwuchs" eindämmen? meines wissens gehen die behörden in agadir inzwischen gegen die weibliche (und männliche) prostitution rigoroser um. auf prostitution steht eine haft von drei monaten, im wiederholungsfall ein jahr. die frauen werden nach ihrer haftstrafe in ihre heimatorte abgeschoben. ihnen wird zur auflage gemacht, sich in den touristenhochburgen (agadir, marrakesch) nicht mehr sehen zu lassen.

dennoch: ich habe es bereits geschrieben! die prostitution findet nach wie vor statt, sogar unter den augen und mit billigung der polizei.

prostitution wird es immer geben, in marokko und anderswo! in anderen ländern hat man es aber geschafft, besondere strassen oder bezirke den prostituierten zuzuweisen. in souss (tunesien) geriet ich einmal in der medina in so einen bezirk. die frauen boten sich in den offenen türen an. unter den männern, die das angebot "taxierten", war nicht ein tourist.

in agadir und marrakesch dagegen findet die prostitution überall statt. und das führt eben auch zur belästigung von touristen. ich denke dabei gerade auch an eltern, die mit ihren kindern nach marokko reisen. es muss ihnen schon recht peinlich sein, wenn sie bei einem abendlichen bummel in permanenz auf diese "damen" treffen.

und dann: wenn 10 prostituierte in agadir verhaftet werden, reisen 20 aus den umliegenden ortschaften nach und nehmen deren plätze ein. die nachfrage bleibt ja! wird also das angebot knapper - um so besser für die nachreisenden "damen".

in den discotheken in agadir und marrakesch sind *alle* frauen prostituierte. keine marokkanerin, die etwas auf sich hält, würde abends eine discothek besuchen. da die zahl der prostituierten fast grösser ist als die sogeannten "freier", findet ein erbarmungsloser kampf um die zahlungskräftigen männer statt. dies verleitet die männer zu der irrigen annahme, die frauen handelten aus zuneigung!

hier wiederholt sich dann, was als topoi sich durch literatur und kunst zieht: die freier verlieben sich in ihre nüttchen und wollen sie "retten". nur: die damen wollen sich gar nicht retten lassen!

silla hat hier einen satz von mir kritisiert. ich schrieb, dass sich die marokkanerinnen (prostituierte) ähnlich schamlos wie die touristen verhalten. nicht nur, dass sie allein abends auf der strasse herumlaufen (was keine ehrbare marokkanerin tun würde), sie sprechen die touristen mit eindeutigen und oft obszönen angeboten an.

dies allerdings scheint mir eine spezialität agadirs zu sein.

ich denke, das problem ist, dass der marokkanische staat nicht wirklich mit der prostitution umgehen kann. denn offiziell gibt es sie nicht, bzw. sie steht unter strafe. also kann man die prostitution auch nicht (wie in anderen ländern) kanalisieren. (clubs, eigene bezirke, stundenhotels, striptease-bars etc.) für marokko undenkbar!

so bleibt es bei der schizophrenie, dass die verbotene prostitution in marokko blüht und "gedeiht".

so lange es für die frauen keine andere möglichkeit gibt, ihren lebensunterhalt zu verdienen, halte ich es nicht für verwerflich, der prostitution nachzugehen.

was bedeutet aber dieser satz für marokko?

da die allerwenigsten frauen in marokko in der lage sind, ihren lebensunterhalt auf "anständige" weise zu verdienen, werden sie immer wieder auf die prostitution zurückgreifen.

was folgt daraus:

1. anerkenntnis des marokkanischen staates, dass es prostitution gibt.
2. kanalisierung und registrierung (mit gesundheitscheck etc) der prostituierten und
3. (langfristig) eine vernünftige perspektive für frauen (und männer) in marokko.

denn:

die prostitution in marokko ist nicht das problem der touristen, sondern ein hausgemachtes problem des marokkanischen staates!

Jocim