Hallo zusammen,

bin heute beim Durchforsten meiner Unterlagen auf eine CD gestossen des Projekts Biosphärenreservat Arganeraie - Marokko. (auf der Expo bekommen )

Hier die Artikel zum Thema Arganenöl. Ich hoffe es wiederholt sich nicht zuviel zu dem schon berichteten.

Arganenöl
Arganenöl wird aus den Früchten des Baumes Argania spinosa gewonnen. Dieser Baum ist ein Residuum des Tertiär und im Begriff zu verschwinden. Man findet ihn in seiner natürlichen Verbreitung als Bestandsbildner (Arganeraie) heute nur mehr in der Region zwischen Hochatlas, Antiatlas und der Atlantikküste im Südwesten Marokkos. Circa 800 000 Hektar Landfläche bedeckt er in unterschiedlichster Ausprägung. Eine Bestandsdichte von 250 Bäumen pro Hektar, als Baum mit einem soliden, meist gedrehten Stamm und einer Krone bis zu 14 Metern Durchmesser im Stammesgebiet der Haha (150 km nördlich Agadir) im Hochatlas sind keine Seltenheit. Es gibt aber auch Bestandesdichten von unter 40 Bäumen ha mit einer mehr buschartigen Wuchsform im Grenzgebiet zur Wüste bei Gulimime im Antiatlas. Eines ist allen Bäumen jedoch gleich: seine Früchte sind ölhaltig und reifen in einem überjährigen Zyklus. In guten Regenjahren befinden sich bis zu 4 Generationen Blüten und Früchte in unterschiedlichstem Reifegrad auf den Bäumen.
Dieses Öl wird in einem aufwendigen Verfahren aus der Mandel der Frucht gewonnen. Zur Extraktion von einem Liter Öl braucht man etwa 30 kg Früchte, und 8 Stunden härteste Handarbeit, natürlich nur von Frauen, ist notwendig. Das Fruchtfleisch der Früchte wird getrocknet und als hochwertiges Kraftfutter während der Trockenzeit den Tieren verfüttert. Die Mandelschalen werden beim Röstvorgang der Mandeln als Heizmaterial benötigt und dienen als Geschmacksverbesserer beim Backen des Fladenbrotes.
Nur in wenigen Orten werden die von den Ziegen ausgeschiedenen Nüsse wieder gesammelt und verarbeitet. Der strenge Geschmack und Geruch dieses Öls ist nicht beliebt.
Welches sind nun die Arbeitsabläufe der Ölgewinnung in der Cooperative TISSALIWINE ?
Die Früchte werden, in der Mehrzahl, im Sommer (Juni -September) gesammelt und zu Hause in der Sonne getrocknet und eingelagert. Je nach Bedarf, meist einmal im Monat, setzen sich die Frauen des Haushaltes in ihrer Freizeit zur Ölherstellung zusammen. Zuerst wird das getrocknete Fruchtfleisch entfernt, dann die Nuss zwischen zwei Steinen geknackt, aber so, dass die Mandel möglichst unverletzt bleibt; anschliessend werden die Mandeln leicht angeröstet, zur Förderung des Nussgeschmackes, um dann in einer Steinmühle gemahlen zu werden. Der entstandenen öligen Paste wird durch ständiges Kneten und Zugabe von lauwarmen Wasser das Öl ausgetrieben und in Gefässe dekantiert. Zurück bleibt ein Presskuchen, der wiederum als hochwertiges Kraftfutter entweder in der Haustierhaltung Verwendung findet oder auf dem Souk verkauft wird. Das Öl ist sehr beliebt in der Küche. Sein nussiger Geschmack eignet sich besonders für Salate. Weissbrotstücke getränkt mit Arganenöl zum Frühstück sind eine Köstlichkeit und decken den Bedarf an essentiellen ungesättigten Fettsäuren für den ganzen Tag.
Als Diät- und Heilmittel ist es in der traditionellen Berbermedizin nicht wegzudenken zur Behandlung von Magen- und Darmschwierigkeiten, Herz- und Kreislaufschwäche aber auch bei Fruchtbarkeitsstörungen bei Männern und Frauen.
Seine Wirkung als Pflegemittel für Haut und die Haare ist in ganz Marokko bekannt. Auch einige Kosmetikhersteller stellen Kosmetika auf dieser Ölbasis her.

Haben wir Ihr Interesse an dem Öl geweckt, dann kaufen Sie doch ein Probefläschchen.

Grössere Mengen können Sie über das Projekt
Conservation et Developpement de L'Arganeraie (PCDA) für 120 DH Liter erwerben. Das Öl ist das Produkt einer durch das deutsch-marokkanische Projekt gegründeten Frauenkooperative mit dem Namen Tissaliwine.
Bestellungen nehmen entgegen:

Frau YOUSSOUFI Khadija
Tel/Fax.: 08-333880 oder 332973,
E-Mail: GTZ-ARGA@MTDS.NET.MA

oder Post:
Projet Conservation et Développement de l'Arganeraie,
B.P. 334;
MA-80 000 AGADIR

GTZ-Büro-Rabat,
Tel.: 07-204517/18 Fax: 07-204519

Die Kooperative produziert nur auf Bestellung; wobei zwischen Bestellung und Lieferung mit 4 Wochen Lieferzeit (Produktion, Analyse, Abfuellung etc.) gerechnet werden muss. Auslieferungen in Rabat gehen über das GTZ-Büro Rabat. Bei grösseren Bestellungen von mehr als 60 Litern gibt es Hauslieferung. Lieferdatum ist immer die letzte Woche des Bestellmonats.
Und nun guten Appetit oder viel Vergnügen bei der Körper- und Haarpflege!
Es empfiehlt sich Ihre Cooperative Tissaliwine

Das Gold das in den Bäumen hängt
Unser erster Kontakt mit dem Baum Argania spinosa stammt aus den beginnenden 70igern. Damals rechneten wir ihn zu den Wildarten der Olive mit der Abartigkeit beim Abreifen der Früchte nicht schwarz, sondern gelb zu werden. Heute sind wir nun im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland seit zwei Jahren in der Arganenregion, sprich Arganeraie, um die marokkanische Regierung zu unterstützen Wege zu finden den Baum und sein Nutzungssystem so zu bewirtschaften, dass er seine Funktionen auch noch künftigen Generationen zur Verfügung stellen kann.
Wir, das heisst meine Frau Hannelore, unser Hund Jessika und ich, Frank K. F. Hayer, Entwicklungsexperte der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) seit 1967, wurden in die Touristenstadt Agadir; den Mittelpunkt der Arganeraie entsandt, um der regionalen Forstbehörde tatkräftig unter die Arme zu greifen bei der Bewältigung dieser schwierigen Aufgabe.
Der Arganenbaum, Arganier oder auch Ziegenbaum genannt, hat sein natürliches Verbreitungsgebiet zwischen Safi im Norden; Gouelmime im Süden und dem Dir - Übergangstelle des Hohen Atlas in den Antiatlas - im Osten von Südwest-Marokko. Vereinzelte Baumgruppen gibt es noch in einem Talkessel bei Romani und in der Region Oujda. Alle Bestände zusammen ergeben ca. eine Million Hektar dieses endemischen Baumes der Familie der Sapotacea der ein Überbleibsel aus dem Tertiär ist. Das genaue Alter der heute noch lebenden Bäume ist nicht bekannt, wird aber auf 150 bis 250 Jahre geschätzt, wobei es jedoch auch Bäume gibt die wesentlich älter (mehrere hundert Jahre) sind. Da sich die Region in der Übergangszone von semi-arid über arid bis hin zur Sahara ausbreitet, geht die Baumdichte dieser Baumsavannenlandschaft von 250 Bäumen pro Hektar im Norden bis zu 50 und weniger im Süden.
Das typische Erscheinungsbild ist ein relativ kurzer kräftiger meist gedrehter Stamm mit einer sich stark verzweigenden mächtigen Krone. Auf dem jüngsten Holz befinden sich, je nach Jahreszeit - oder besser gesagt - nach Niederschlagsgeschehen, unscheinbare Blüten und verschiedene Reifestadien von Früchten. In ganz seltenen Fällen kann der Baum bis zu drei Generationen Blüten und Früchte zur gleichen Zeit tragen, da das Ausreifen der Früchte über ein Jahr dauert und der Baum immer dann wieder erblüht, wenn eine Niederschlagsmenge von ca. 50 mm überschritten wird. Dadurch wird auch seine Altersbestimmung erschwert, da die Jahresringbildung, die sehr eng ist, von den Regenereignissen abhängt.
Genutzt werden können von dem Baum:
- das Holz. Als Brennholz, zur Holzkohleherstellung - dafür ist es besonders beliebt aufgrund seiner Härte und hohen Dichte - , als Bauholz für Deckenbalken in Häusern und Stallungen, als Werkzeugholz in der Landwirtschaft zur Herstellung von Pflügen, Schaufeln und Hacken; die feineren Äste mit ihren Stacheln dienen als Zaunmaterial (Zriba). Als Möbel und Skulpturenholz findet es, wahrscheinlich bedingt durch seine Härte (Eisenholz), bis heute keine Verwendung.
- die Blätter und jüngste Triebe. Alles herabfallende Laub wird von den Schafen und Ziegen gefressen. Ziegen klettern aber auch in die Bäume, wenn am Boden keine Nahrung mehr zu finden ist und knabbern die noch nicht verholzten Triebe und grünen Blätter ab. Und die Kamele bedienen sich dank ihrer Grösse direkt vom Baum.
- die Früchte. Sie werden von den Kamelen direkt vom Baum gefressen, wogegen die Ziegen in die äussersten Spitzen der Bäume klettern müssen, um sie zu erreichen. Die Haupterntezeit ist zwischen Juli und September, wenn die Früchte den Baum goldgelb überziehen. Dann ist die Arganeraie zur Beweidung gesperrt, und die Bevölkerung kann die Früchte aufsammeln und einlagern. Ausserhalb dieser Zeit werden die auf dem Boden liegenden Früchte von den Tieren direkt aufgefressen. Dabei ist nur das Fruchtfleisch verdaubar, sodass die geschlossenen Nüsse mit dem Kot zusammen wieder ausgeschieden werden. Einige Dörfer verwerten diese Nüssen zur Arganenöl-Gewinnung. In den meisten Fällen werden jedoch die ganzen eingelagerten Früchte zur Ölgewinnung genommen ohne sie vorher den Ziegen zu verfüttern.
Die Nüsse enthalten ein bis fünf; im Durchschnitt zwei bis drei Kerne aus denen ein hochwertiges Öl gepresst werden kann, das der menschlichen Ernährung dient, aber seit altersher auch in der traditionellen Haut- und Haarpflege und als Medikament und Wundpflegemittel grosse Bedeutung bei den Berbern hat.
Unter den Bäumen findet man in Dorfnähe Getreideanbau - vorwiegend Gerste - zur Ernährungssicherung der Menschen und in seltensten Fällen auch der Tiere. Im Anti-Atlas wurden dazu schmalste Terrassen bis zu den Berggipfeln angelegt und bewirtschaftet. Durch die Abwanderung der arbeitsfähigen Männer können diese von den zurückgebliebenen Frauen aber nur noch teilweise bearbeitet werden und zerfallen deshalb. In den Tallagen - Souss Massa - und immer dort, wo kleinste Mengen Wasser zur Bewässerung auftreten, werden intensiv Gemüsekulturen angebaut, denen der Baum weichen muss.
Somit hat der Baum und sein Nutzungssystem Arganeraie die Funktion, praktisch die einzige Einkommensquelle und Lebensraum der autochtonen Bevölkerung zu sein. Gleichzeitig erfüllt er aber auch die Funktion des Schutzwaldes als Barriere gegen die Sahara wobei er Trockenzeiten wie z.B.1981 bis1984 und 1991 bis 1995 und hohe Temperaturen > 50º C durch Einschränkung seines Wachstums und Nichtfruchtung toleriert, um mit den ersten Regen wieder aus seiner Scheinruhe durch Begrünung und Blüte zu erwachen. Sein einzigartiges, sehr tief gehendes, aber auch sich horizontal ausbreitendes Wurzelsystem ermöglicht ihm, einerseits kleinste Wasserspeicher – Kluftwasser – zu nutzen, da er aber auch entlang dieses Wurzelsystems die meist heftigen Tropenregen dem Untergrund zuführen kann und somit auch die Funktion des Wasserspeichers erfüllt. Im Schatten seiner Krone wachsen eine Vielzahl von Pflanzen, die es den Schafen erlaubt, ganzjährig Futter zu finden, sowie den Bienen ermöglicht, Sortenhonig zu sammeln – Thymian, Lavendel, Diestel und Wildblüte. Die Bevölkerung erwirtschaftet durch das Sammeln von Aroma und Heilpflanzen zusätzliche Einkommen.
Dass sich um einen solchen Multifunktionsbaum Mythen entwickeln, ist verständlich, vor allem auch, da er aus der Sicht der Menschen schon immer da war. Viele dieser Mythen stammen aus einer vorislamisch animistischen Zeit, die eine Vielzahl bekannter Mystiker hervorbrachte, die in die praktische Ausübung des Islam integriert wurden. Im allgemeinen werden von der Bevölkerung Solitärbäume, jeder Stamm oder Grossfamilie hat seinen Baum, heilende, schützende, fruchtbarkeitsfördernde und viele andere Wirkungen zugesprochen. Als ein Beispiel mag der Schutz der Ernte am Ende der Erntezeit gelten - in der Berbersprache « Isisel » genannt-. Hierzu werden 5 Schneckenhäuser mit Arganenöl, Butter, Mehl, Hefe und Milch gefüllt, auf eine getöpferte Platte gelegt und mit Kuhmist abgedeckt. In einer Prozession, bestehend aus Familienmitgliedern und Erntehelfern wird diese Gabe um das Haus und zum Mythenbaum « Tigammi ughmmat » getragen, unter dem Absingen von Reimen zum Schutz gegen Ratten, Spatzen und alles Böse. Dann werden die Gaben von den Familienmitgliedern zum Baum hingeworfen und fluchtartig wird das Gebiet um den Baum herum verlassen.
Trotz dieser, für die autochtone Bevölkerung, lebenswichtigen realen wie mystischen Grundlage ist der Baum und sein Nutzungssystem von irreversiblen Schädigungen bedroht. Man findet heute keinen aus dem Samen gezogenen Jungbaum; die bestehenden Baumbestände überaltern und sterben teilweise ab; durch die Übernutzung der Bäume und der Unterholzvegetation durch Beweidung und Ackerbau werden die Bäume skelettiert und die einst reichhaltige Unterholzvegetation mit über 300 Pflanzenarten verarmt auf einig wenige besonders strapazierfähige aber auch vom Futterwert uninteressante Pflanzen. Die Folgen sind eine fortschreitende Wind und Wassererosion der besten Böden in den Berg- und Hanglagen; eine Desertifizierung der Tallagen durch Bildung von Inlandsdünen; eine Verarmung der Tier- und Pflanzenarten, die nicht mehr ihr "Habitat" finden; eine Verschlechterung des Wasserhaushaltes der Region durch die fehlende Infiltrations- und Wasserrückhaltefunktion des Waldes; und damit eine Abnahme der Ertragsleistung der teuren Agrarinvestitionen im Souss und Massa-Tal.
Diese Übernutzung des Naturhaushaltes wird hervorgerufen durch viele sich überlagernde Faktoren, die scheinbar, bis zum Ende des letzten Jahrhunderts (seit dieser Zeit gibt es keine Jungbäume mehr) im Gleichgewicht mit der Reproduktionsleistung der Natur standen. Betrachtet man die Einwohnerzahlen Marokkos um die Jahrhundertwende mit knapp 10 Millionen Einwohnern und vergleicht diese mit den Zahlen von heute mit fast 28 Millionen, so liegt hierin wohl das grösste Problem. Und da Marokko auch heute noch ein Agrarstaat ist mit knapp 50 % der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft, ist eine abnehmende Ausbeutung der Natur noch nicht in Sicht.
Wer zehrt nun alles an der Arganeraie? Da sind zu allererst die Bauern mit ihren Nutzungsrechten im Argananwald zu nennen. Die marokkanische Regierung hat dieses Problem schon sehr früh erkannt und hat den Stammesbesitz der Berberstämme um die Jahrhundertwende unter Staatseigentum gelegt. 1925 wurde dann ein Nutzungsgesetz eigens für den Arganenwald eingeführt, das die Nutzung für die im und am Wald lebenden Bevölkerung regelt. Danach haben die Bewohner vererbbare Nutzungsrechte zur Beweidung der Wälder, zum Ackerbau, zur Holzentnahme als Brenn- und Bauholz, zur Ernte der Füchte und zur Entnahme von Sand, Boden, Steinen, Kalk und anderen Baumaterialien.
Dazu zählen, als zweites, auch die aus dem Süden und Osten kommenden Nomaden, die mit ihren z.T. riesigen Herden auf der Suche nach Futter durch das Land ziehen. Verstärkt hat sich diese Übernutzung durch den Anschluss der Westsahara an Marokko und damit der freie Übergang über die ehemalige Grenze des spanischen Rio d'Oro Gebiet. Herden in einer Grössenordnung von über tausend Kamelen und mehreren tausend Schafen und Ziegen sind keine Seltenheit. Wo diese Herden durchziehen bleibt für die Tiere der Dorfbewohner nichts mehr übrig, was in der Vergangenheit zu blutigen Auseinandersetzungen unter den beiden Gruppen, sesshafte Bauern und Nomaden, führte. Dabei sehen sich die Nomaden in ihrem Recht, auch wenn sie im Arganeraiegesetz nicht berücksichtigt sind, weil sie als Nomadengeborene dieses Recht von Allah erhielten. Dass sich dabei auch Personen dieses Recht aneignen, die zu keiner der beiden Gruppen gehören, das sind in der Regel wohlhabende Militärs und Polizei, verstärkt diesen Degradationsprozess, vor allem in den letzten Jahren.
Die dritte daran zehrende Gruppe sind die Förster, die auf Druck der Gemeinden grossflächige Holzeinschläge tätigen, um den Ertrag der Gemeindekasse zufliessen zu lassen. Diese sollte allerdings 20% dieses Betrages wieder in den Wald reinvestieren, was aber in der Regel nicht geschieht. Dass dabei, ab und an, auch zusätzliches Holz eingeschlagen wird, dessen Ertrag direkt den Weg in die Tasche des Försters findet, ist nicht auszuschliessen.
Eine weitere Interessengruppe sind die Städte, Gemeinden, das Militär und das Bauministerium auf der Suche nach Bauland und Land für materielle Infrastrukturen. Hierbei werden ganze Flächen unwiederbringlich abgeholzt und anderen Verwendungen zugeführt - wie z.B. der Flughafenbau in Agadir mit über 400 Hektar, die kontinuierliche Ausdehnung der Städte und Gemeinden mit mehreren hundert Hektaren pro Jahr, aber auch der Strassenbau und die Verbreiterung bestehender Strassen oder die Anlage neuer zehrt am Arganenwald.
Welche Chancen bestehen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, und was kann das von der Deutschen Bundesregierung geförderte Projekt dazu beitragen? Die zwei Trockenperioden der letzten 20 Jahre haben in der gesammten Bevölkerung zu einem Problembewusstsein geführt, das hoffen lässt, mit einer Vielzahl von Massnahmen diesen in der Welt einzigartigen Baum und sein in der Welt ebenfalls einzigartige Nutzungssystem nachhaltig zu bewirtschaften. Die dazu notwendigen Innovationen müssen erforscht, mit der Zielgruppe getestet und in einem partizipativen Verfahren zwischen Bevölkerung, Nichtregierungs-Organisationen und der staatlichen Verwaltung breitflächig umgesetzt werden.
In einer derzeit laufenden Projektphase werden deshalb folgende Ziele verfolgt: Die Region erhält einen Sonderstatus, der es den Regierenden ermöglicht, ohne langwierige gesetzliche Prozesse notwendige Massnahmen durchzuführen. Dieser Status ist die weltweite Anerkennung der Region als "Biosphärenreservat Arganeraie", eine im Rahmen des Programms der "Mensch und die Biosphäre (MAB)" von der UNESCO ins Leben gerufenen Organisation, die durch eine weltweite Vernetzung von Biosphärereservaten Beispiele zur nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen dieser Welt geben will. Dabei geht es nicht um den Ausschluss von Regionen aus der menschlichen Sphäre, wie das bei Naturschutzzonen der Fall ist, sondern der Mensch muss Wege finden zu einem mit der Natur in Einklang stehenden Handeln. Dies wird die Aufgabe des Biosphärenreservates Arganeraie sein. In Zusammenarbeit zwischen der Forstbehörde, den Bevölkerungsrepräsentanten, der nationalen MAB-Organisation, den regionalen Forschungsinstitutionen, den regionalen und überregionalen NGO und dem Projekt wird ein Rahmenplan "Biosphärenreservat Arganeraie" erarbeitet, der nach Fertigstellung als Leitfaden bis zum Jahre 2010 die Regionalregierung bei ihren Entscheidungen unterstützen soll.
Während dieser ersten Projektphase werden aber auch in sog. Testdörfern mit der Bevölkerung zusammen Innovationen getestet, die einerseits zusätzliche und /oder alternative Einkommensmöglichkeiten erschliessen, in gemeinsamen Aktionen die "conditions de vie" verbessern, unter gleichzeitiger Verbesserung der Regenerationsfähigkeit des Baumes und seines Nutzungssystemes.
Erste Ansätze dazu sind die Herstellung biologisch reiner Agrarprodukte, die auf dem Markt einen höheren Gewinn erzielen, z.B. reines unvermischtes Arganenöl, reiner Sortenhonig, Jungmast-Zicklein, Getreide u.a.m.. Zur Reduzierung des Holzverbrauches finden verbesserte Backöfen und Herde Einsatz sowie Ersatzbrennstoffe und erneuerbare Energien. Zur Reduzierung des flächenmässigen Holzeinschlages werden nur noch Sanierungsschnitte getätigt, durchgeführt von der autochtonen Bevölkerung, die auch dann eine überwachte Aufforstung erlauben. Die Reduzierung der Tierzahlen, vor allem Ziegen, zugunsten einer gezielten Produktion in Fleisch und Milch, die zu monetären Einkommen führen. Der Einführung eines lokalen Softtourismus für Bevölkerungsschichten mit niedrigen Einkommen durch Ausbau von einfachen Gästezimmern in den Dörfern. Aber auch durch mehr Transparenz des Bodenrechts und der Ausübung des Nutzungsrechts. Die Verbesserung des Gesundheitszustandes der Bevölkerung im Rahmen der Familienplanung spielen dabei eine eben so wichtige Rolle wie die Verbesserung der Schulbildung und der Erwachsenen-Alphabetisierung. Mit zunehmender Industrialisierung Marokkos wird auch der Bevölkerungsdruck in den Dörfern der Arganeraie abnehmen, der es dann den Zurückbleibenden erleichtert, dort ihr Auskommen zu finden.
Um diese Veränderungen auch gezielt planen, durchführen und beobachtend begleiten zu können, wurde ein ökologisches Umwelt-Observatorium eingerichtet und das Personal ausgebildet. In einem langfristigen Prozess werden die Verwaltungsinstitutionen auf eine partizipative Zusammenarbeit mit der Bevölkerung vorbereitet, um das abnehmende Engagement des Staates am Entwicklungsprozess durch eine höhere regionale Beteiligung der Bevölkerung aufzufangen. Da begleitende Forschung unumgänglich ist zur Einleitung solcher Prozesse, wurde ein "Arganeraie Forschungsforum" unter der Beteiligung der regionalen Forschungsinstitutionen eingerichtet, das die Aufgabe hat, prioritäre entwicklungsrelevante Forschungsarbeiten zu identifizieren, deren Finanzierung sicherzustellen und ihr wissenschaftliches Niveau zu sichern. Hierzu werden für Fragestellungen, die nicht durch die regionalen Forscher erarbeitet werden können, Partnerschaften mit nationalen und internationalen Universitäten und Forschungsinstitutionen eingegangen.
Wichtig ist nun, dass die internationale Völkergemeinschaft dieses einzigartige Weltgut "Argania spinosa" und sein Nutzungssystem als kulturelle Ausprägung des Menschen in seiner Umwelt, die "Arganeraie", anerkennt und gebührend unterstützt zu seiner Erhaltung und nachhaltigen Nutzung.
Frank K.F. HAYER
Dipl.Ing. Agr. Ing. agr. trop.
Entwicklungsexperte




Contact: Mr. Frank K. Hayer, Argan Conservation and Development Project, B.P 334, 80000 Agadir, Morocco;
Tel. +212.8.333880, Fax +212.8.332973,
E-mail gtz-ARGA@mtds.net.ma.

Die Regierung des Königreichs Marokkos hat beschlossen, das Wirtschaftssystem Arganeraie in seiner natürlichen Umwelt im Süd-Westen des Landes zu schützen bei einer gleichzeitigen ökonomischen Entwicklung der Region. Die Bundesregierung Deutschland hat einer Bitte der marokkanischen Regierung entsprochen, sie bei der Konzipierung und Durchführung zu unterstützen.
Dazu ist es notwendig, der Region einen Sonderstatus zu verleihen, der es ihr ermöglicht, bei - sich normalerweise widersprechenden - ziel zu vereine. Die international anerkannte Einrichtung von Biosphärenreservaten ist dazu in der Lage, vor allem nach den Vorschlägen der im März 1995 in Sevilla / Spanien stattgefundenen Sitzung des internationalen MAB-Komitees ( Man and Biosphere ) der UNESCO.
Biosphärenreservate sind grossflächige, repräsentative Ausschnitte von Natur- und Kulturlandschaften, deren Flächen zum überwiegenden Teil unter gesetzlichem Schutz stehen. In ihnen werden gemeinsam mit den hier lebenden und wirtschaftenden Menschen beispielhafte Konzepte zu Schutz, Pflege und Entwicklung erarbeitet und umgesetzt ( Definition der ständigen Arbeitsgruppe der Biosphärenreservate in Deutschland 1994 )
Es geht also nicht darum , vom Menschen weitgehend unbeeinflusste Schutzgebiete abzugrenzen, sondern um die Einbindung der Nutzungsansprüche der Menschen in ein integriertes Gesamtkonzept. Dabei soll gezeigt werden, dass der Mensch die Biosphäre nutzen kann, ohne sie zu zerstören. Im Gegensatz zu National- und Naturparks und anderen Schutzzonen umfassen Biosphärenreservate deshalb unterschiedlich intensiv genutzte Landschaften, von sehr naturnahen Ökosystemen bis hin zu landwirtschaftlich , baulich oder industriell intensiv genutzten Gebieten.

Diese unterschiedlichen Ziele bedürfen einer inneren räumlichen Zonierung des Biospärenreservates. Die Erarbeitung dieser Zonierung ist eine der wichtigsten Aufgabe, nachdem die Arganeraie-Region auf Antrag der marokkanischen Regierung im Dezember 1998 als Biospärenreservat anerkannt wurde


Erschliessung von Wanderwegen und Ökotourismus im Biosphärenreservat Arganeraie

Im Rahmen der Arbeit « Schutz und der Entwicklung der Arganeraie » (Projet Conservation et Développement de l'Arganeraie PCDA) spielt der Ökotourismus eine herausragende Rolle. Die Erschliessung der Bergregionen des Hoch-Atlas und des Anti-Atlas, durch Anlage von Wanderwegen und Aufbau von einfachen Unterkünften in den Dörfern -Ferien auf dem Bauernhof sowie Etappenunterkünfte- für Rucksacktouristen und weniger wohlhabende Marokkaner, kann der Dorfbevölkerung, die nur über geringe Faktorenausstattung verfügt, direkte Einkommen erwirtschaften.
Auch und vor allem die deutschen Touristen des Massentourismus der Stadt Agadir hätten die Chance, nach einer Periode von Sonne, Wasser und Strand durch diese Einrichtungen das wirkliche Leben und die unverdorbenen, noch natürlichen Menschen des Hinterlandes kennenzulernen, um dadurch das Verständnis für einander zu verbessern.
Als Pilotobjekt schlagen wir eine Region vor deren Einzigartigkeit gekennzeichnet ist durch ihre Lage an den Nordausläufern des Antiatlas und dem Flusstal des Souss. Der Mittelpunktort ASSADS liegt am Unterlauf eines Canyon auf dessen, ihn umschliessenden, Berghöhen 3 Speicherburgen das Tal bewachen. In der Region gibt es verlassene altjüdische Dörfer und Friedhöfe die in die Wanderwege einbezogen werden können. Da diese Dörfer den ersten jüdischen Einwanderern in Marokko vor über 2000 Jahren zugeschrieben werden, ist ihr historischer Beitrag zur Geschichte Marokkos unübersehbar. Nur in diesem Tal werden die Früchte « CEDRA » kultiviert, die als Reinheitsgabe Gottes zum Laubhüttenfest in der Synagoge geweiht werden.
Die Unterstützung des Bayerischen Alpenvereins könnte folgendermassen aussehen:
- Schulung von Bergführern, deren Ausrüstung und die Ausrüstung ihrer Tragtiere - Erarbeitung von Kriterien zur Erschliessung von Wanderwegen unterschiedlicher Länge und unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad - Erforschung und eventuelle Erschliessung einer Gebirgshöhle - Abstecken von Wanderwegen und Lehrwegen und Herausarbeiten der Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten der Region - Erarbeitung von Kriterien für die Minimalausstattung einfacher Wanderunterkünfte - Aufbau einer Regionalgruppe/Ortsgruppe eines Wander- und Bergsteigervereins - und schliesslich Einleitung von Partnerschaften zwischen den Vereinen
Das deutsch-marokkanische Projekt Conservation et Developpement de l'Arganeraie kann mit seinem Team alle Liaisonfunktionen für eine solche Zusammenarbeit leisten:

H. Frank K. F. HAYER
Teamleiter für das Gesamtprojekt,Angestellter der GTZ
F. Hannelore HAYER
Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen, Ehrenamtliche
F. Amina BADDANE
Zusammenarbeit mit den Frauen-Dorfkomitees PCDA, GTZ
H. Sliman AZIKI Zusammenarbeit mit den Männer-Dorfkomitees PCDA,GTZ
F. Khadija YOUSSOUFI Managementunterstützung des Teamleiters PCDA, GTZ
H. Brahim ESSEMLALI
Fahrdienst, Zollangelegenheiten Einkäufe etc. PCDA, GTZ


Der marokkanische Partner ist der Regional-Forstdirektor H. JADER mit seinen Provinzmitarbeitern in Essaouira, Agadir, Taroudant und Tiznit


give peace a chance.