Wer sagt, dass die Kinder automatisch Muslime werden? Wir waren heute bei einem Imam. Der sagt, Muslime haben die Pflicht, ihre Kinder im Sinne des Islam zu erziehen. Was die Kinder dann daraus machen, ist ihre Sache. Bei einer bireligiösen Partnerschaft kann es also durchaus sein, dass eine oder mehrere Kinder sich für eine andere (oder keine Religion) entscheiden.

Bezüglich des Verbots von Muslimas, Nicht-Muslime zu heiraten: Das wird immer damit begründet, dass der Mann ja die Religion bestimmt, diese also nur Muslime werden, wenn der Vater das ist. Dahinter steckt meiner Meinung nach ein veraltetes, patriachialisches Denken. Heute sollte man Frauen eigentlich soweit als gleichberechtigt ansehen, dass man ihnen zutraut, den Kindern die eigene Religion zu vermitteln. Das würde dann bedeuten, dass Muslimas Christen heiraten dürfen, weil dann jede Religion die gleiche "Chance" hat, bei den Kindern anzukommen. Es gibt muslimische Geistliche, die so denken und die muslimische Frauen mit christlichen bzw. jüdischen Männern trauen.

Bez. "politisch" durchdacht: Da ist der Islam nicht allein. In der katholischen Kirche war es bis vor ein paar Jahren auch noch so, dass die Frauen exkommuniziert wurden, wenn sie Kinder aus "Mischehen" (sorry für die Nazi-Terminologie) evangelisch taufen lassen haben. Meiner Oma ist das passiert. Und im Judentum ist es glaube ich ursprünglich so, dass die Mutter die Religion weitergibt, eine Nicht-Jüdin also Jüdin werden muss (und das ist nicht einfach! Hebräisch lernen etc.), bevor sie einen Juden heiraten darf.

Ich finde es sehr traurig, dass es in den einzelnen Religionen scheinbar eher um die eigene Expansion geht, als um ein friedliches, interreligiöses Miteinander, zu dem auch glückliche und gleichberechtigte interreligiöse Ehen gehören. Ein ewig andauernder Machtkampf.