Moin zusammen,
meine Schwester und ich waren vom 21. Mai bis 4. Juni zum ersten Mal in Agadir. Und da ich aus diesem Forum viele Tips mitgenommen habe, möchte ich hier auch einmal kurz von meinen Erfahrungen berichten.
Es war ein richtig schöner Urlaub, so dass ich mir sicher bin, dass es nicht das letzte Mal war. Das Preis-Leistungsverhältnis von Flug (Air-Berlin) und Hotel (Tagadirt) war sehr gut. Auch die Reiseleitung von its war sehr hilfreich, obwohl wir uns dort fast immer auf eigene Faust bewegt haben.
Aber nun der Reihe nach:
Am ersten tag haben wir noch die typischen Tourifehler gemacht und uns bei den ersten Erkundungen über den Tisch ziehen lassen. So haben wir uns auf der Kasbah von einem Guide überreden lassen, dessen Honorarforderungen am Ende (Für 10 Minuten 180DH) unverschämt waren. Wir haben ihm dann 60 DH gegeben, was, wie wir schnell merkten, auch zu viel war. Auch für das Taxi haben wir viel zu viel bezahlt, weil der Fahrer nicht nach Taxameter gefahren ist. Auch der "einmalige Saharamarkt", der angeblich nur einmal im Monat in Agadir ist, war ein echter Touristennepp. Aber was solls, c'est la vie. Man lernt halt draus.
Unser schönstes Erlebnis hatten wir, als wir für zwei Tage nach Marrakesch gefahren sind. Wir sind mit Amina-Tours (kann ich guten Gewissens empfehlen) los. Während die anderen 8 Gäste abends zurück gefahren sind, blieben meine Schwester und ich über Nacht. Zu unserer Betreuung vor Ort blieb ein Reiseleiter (Rachid) bei uns. Wir hatten zu dritt viel Spaß. In Agadir zurück hatte Rachid uns und zwei Freunde von ihm (Achmed und Said) zum Tagine-essen bei ihm zu Hause eingeladen. Bis spät in die Nacht haben wir dann geschnackt und getrunken. Achmed, der eine eigene Fabrik im Hafen hatte, lud uns für den übernächsten Tag zur Besichtigung seiner Fabrik und abends zum essen in einem traumhaft gelegenen Restaurant an der Küste von Tagazout (irgendwo muss da jetzt noch ein "h" in den Ortsnamen rein) ein. Auch unternahmen wir mehrfach mit dem einen oder anderen etwas zusammen. Und dabei haben die uns genauso mal zu einem Drink eingeladen, wie wir sie. Wir haben also nicht die Erfahrung des ständigen Händeaufhaltens gemacht, was aber sicherlich auch daran lag, dass sie einer entsprechenden sozialen Schicht angehörten.
Beeindruckend war auch ein Tagesausflug nach Immouzer. Weniger der Rinsal eines Wasserfalls, als viel mehr der Weg waren lohnenswert. Einen weiteren Ausflug haben wir nach Tiznit unternommen. Der Massa-Nationalpark und auch die Dünen der sogenannten "Klein-Sahara" waren sehenswert. Tiznit hingegen weniger.
Besonders gut an Agadir hat mir die Lage gefallen. Auf der einen Seite der Strand und das angenehme Klima, und andererseits die große Auswahl an Ausflügen die man unternehmen kann. Wobei ich bei den Ausflügen auch nur empfehlen kann, die kleinen ansässigen Reiseanbieter zu wählen. Wir haben wie gesagt sehr gute Erfahrungen mit Amina-Tours gemacht. Sie sind günstiger und flexibler als die großen Busse der Reisegesellschaften.
Weniger schön an Agadir ist zweifelsfrei die Stadt an sich. Auch die Preise in den Discos waren unverschämt hoch (kleines Flag im Papagayo 60 DH). Ebenfalls wenig angenehm empfand ich die allgegenewärtige Prostitution in den Bars. Zwar waren diese nicht aufdringlich, aber wehe man ließ den Blick mal durch die Gästeschar schweifen. Von überall wurde man gleich angelächelt, und sobald man auch nur höflich zurück lächelte hatte man gleich professionellen Damen- und mit unter auch Herrenbesuch am Tisch. Überhaupt hatte ich den Eindruck, als wenn der Sextourismus in Agadir keine unwesentliche Rolle spielt. In Kneipen und Cafes genauso wie am Strand. Auffälig waren ältere Herren mit Taschen mit der Aufschrift "Palace-Hotel Bangkok/Thailand" mit jungen Marrokanern im Schlepptau. Am Strand erlebten wir auf den Liegen nebenan, wie ein älterer Herr - mit einer solchen besagten Badetasche - den finanziellen Tribut für vorangegangene nächtliche Dienste einem jungen Einheimischen (ca 20 Jahre alt) versagte. Es folgte ein verbales Drama, das sich über Stunden hinzog. Andere Gäste berichteten von ähnlichen Erlebnissen. Ich glaube hier müssen die Verantwortlichen der Stadt etwas unternehmen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen, dass der Tourismusstandort Agadir einen nachhaltigen Imageschaden erleidet. Ganz vermeiden lässt sich so etwas in Tourismusregionen in Entwicklungs- oder Schwellenländern sicherlich nie. Aber so wie hier ist mir das andernorts noch nie aufgefallen.
Aber das war letztendlich ein Wehmutstropfen, der meiner Begeisterung für Marokko keinen Abbruch tat. Die Gastfreundschaft der Marrokaner ist sehr groß und das Land hat mich zweifelsohne in seinen Bann gezogen. Ich werde bestimmt wieder einmal hinfahren.