Kleine Klarstellung: ein Großteil der Shiiten praktiziert die Zeitehe nicht, und auch mehrere Ehefrauen kenne ich nur von sehr alten Menschen. Die meisten jungen Frauen haben in ihrem Ehevertrag einen Passus, der Monogamie garantieren soll.

Ob die genannten Saudis Sunna oder Shia zugehörig sind, läßt sich kaum feststellen. Was ich allerdings betonen möchte: es ist nach shiitischem Recht nicht so einfach, eine weitere Frau zu heiraten, soll heißen: die erste muß schriftlich zustimmen.

Es ist mir bekannt, daß es Wahabiten erlaubt ist, ohne Zustimmung oder auch nur Kenntnis der ersten Ehefrau eine weitere zu ehelichen (finde ich eine gruselige Vorstellung, wenn der Mann einfach mit einer neuen Frau ankommt ....).

Es muß sich bei der genannten Ehe nicht um eine Zeitehe handeln, da eine "echte" shiitische Zeitehe einen schriftlichen Ehevertrag mit allem drum und dran erfordert (besonders die Rechte und Pflichten der Frau werden genau ausformuliert, da sie sich von denen der "Dauerehefrauen" unterscheiden), ferner muß die Ehe eingetragen werden etc., was alles für ein kurzes Vergnügen viel zu umständlich ist. Alles, was sonst noch läuft, ist normale Prostitution und läßt sich nicht mal "wohlwollend" als Zeitehe verkaufen (die Frau verhandelt bei einer Zeitehe z. B. die Bedingungen selbst und kassiert auch die Morgengabe etc.)

Warum das ganze nicht einfacher machen und die Frau einfach "richtig" heiraten? Da talaq-Sprechen für Saudis problemlos möglich ist, entläßt er die Frau einfach ruck-zuck wieder.

Sich nach shiitischem Recht scheiden zu lassen, ist viel komplizierter. Wärend es in Iran selbst erst mal vors Familiengericht geht, das alles versuchen wird, den Mann von dem Schritt abzuhalten, wird sich z. B. in Deutschland von Seiten der Geistlichkeit mit lauter erwünschten und unerwünschten Beratungsterminen extrem in die Ehekrise eingemischt, bis man endlich das Scheidungspapier in der Hand hat (erlebe ich gerade bei einem befreundeten Paar, die sich über die Sache selbst einig sind, aber noch ewig auf das Papier warten muß).

Ferner möchte ich darauf verweisen, daß es in Saudi-Arabien eine Katastrophe ist, wenn man Shia ist, da man sich dem ständigen Mißtrauen der Wahabis aussetzt und von religiöser Freiheit kann auch keine Rede sein (Ashura kann man dort z. B. nicht angemessen begehen). Ich habe nicht den Eindruck, daß dort viele Shiiten freiwillig leben, und ob sie alle taquia betreiben, wage ich auch zu bezweifeln, wenn es sich in Staaten wie Bahrain, Oman und VAE als Shiiten doch viel leichter leben läßt.

Yours,

I.