Hallo oli,

darf ich Dir ein herzliches Grüß Gott sagen oder ist Dir das als Muslim unangenehm ? Scherz beiseite. ;\)

Ich glaube, wir verstehen uns immerhin zu 50 %.

Aber punktuell vermischt Du.... zum Beispiel wenn Du sagst: "Sollen die Pfarrer nun kein Latein mehr in der Kirche sprechen dürfen?"

So habe ich das nicht gemeint.

Du vermischt kirchliche Lithurgie und öffentlichen Alltag.

Wir leben in einer säkularisierten Kultur. Meint, daß jeder seine Religion leben darf - fast ausschließlich privat. Die Arbeitswelt gehört zum öffentlichen Leben. Man kann darüber streiten, ob es richtig ist, oder nicht, aber es ist Tatsache, daß Religion in 90 % der Unternehmen keine Rolle spielt.

Vorteil ist, daß jedes Unternehmen jeden Menschen gleichwelcher Religion einstellen sollte. Nachteil ist, daß auf religiöse, individuelle Eigenheiten nur Rücksicht genommen werden kann, solange der betriebliche Ablauf nicht darunter leidet.

Nun noch einmal zum Thema "Sprache" (arabisch oder deutsch). Ich nehme an, Deine Muttersprache ist deutsch. Wenn Du nun ständig arabische Gesprächsfloskeln in die Gespräche mit Deutschen einfließen läßt, wirkt das künstlich, finde ich. Und was ist der Nutzen davon, außer, daß Du Dir selbst dadurch bestätigst, wie gut Deine Arabisch-Kenntnisse sind ? Keiner - denn Dein Gesprächspartner kann Dich in der Regel gar nicht verstehen ! Und ein Gespräch soll ja zum gegenseitigen Verstehen dienen und nicht zum gegenseitigen zur Schau stellen.

Wenn ich zum Beispiel Buddhistin wäre und würde anfangen, Dir auf Indisch guten Appetit zu wünschen, was Du ja nicht verständest, würde das bei dir nur zur Verwirrung sorgen.

Und wozu "bismilläh" zum deutschen Gegenüber sagen ? Man kann jedes "al hamduliallah" oder "bismilläh" ins Deutsche übersetzen !

Du sagst ja selber, zum Kunden würdest Du auch nicht "al hamduliallah " sagen, um ihn nicht vor den Kopf zu stoßen.

Warum also die anderen vor den Kopf stoßen ?

Und nun zu Deinen Worten

Zitat:
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...daher, dass man im Islam die Religion ins tägliche Leben integriert, nicht dann aus der Schubladede holt, wenn sie grad nützlich ist.
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Bin ich vollkommen Deiner Meinung, daß Religion sinnlos ist, wenn man sie nur verwendet, wenn sie gerade nützlich ist. Ich habe auch nichts Anderes behauptet !

Jedoch - wenn Du in einem nicht-muslimischen Land lebst, wirst auch Du Kompromisse machen müssen im Alltag, um eben wie Du so schön sagst, die Leute nicht vor den Kopf zu stoßen.

Genauso, wie ich mich als Deutsche in einem muslimischen Land anpassen muß.

Glaube lebt übrigens nicht nur von der religiösen Praxis - finde ich - also nicht nur davon, ob jemand 5 oder 4 mal betet oder ob er die genauen Gebetszeiten einhält etc. - sondern im Herzen.

Eben mit diesem Herzen kannst Du auch Deine tägliche Bescheidenheit, Toleranz und Kommunikationsfähigkeit gegenüber Deinen Mitmenschen beweisen (darunter ist zum Beispiel auch Deine Herkunftsfamilie, die vielleicht nicht muslimisch ist) und durch ein gutes Beispiel in diesen Punkten den Islam vorbildlich vorleben.

Und dazu

Zitat:
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du willst damit ja eigentlich nur ausdrücken "glaubt was ihr glauben wollt, wir leben friedlich nebeneinander, aber bitte zeig mir nicht zu oft, an was du glaubst".
Stimmts?
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Nein, so meine ich das auch nicht.

Ich meine, wenn ich Dich kennen würde, als Arbeitskollege, Nachbar, Freund etc., bräuchtest Du mir auch nicht immer ZEIGEN , daß Du Muslim bist. Es langt, wenn Du es einmal sagst ! Ich würde Dir dann schon glauben \:\)

Ansonsten lege ich in Beziehungen Wert darauf, ob die menschliche Basis übereinstimmt und nicht die Religion. Und nach meiner Erfahrung ist es sowieso so:

Wenn sich Leute schätzen, sei es weil einer in der Arbeit super-kompetent und fleißig ist, sei es, weil er ein hilfsbereiter Freund ist, dann ist auch die Religion niemals ein Thema für Streit und Konflikte !

Ich habe auch in einem anderen Thread zum Thema "Lehrerin mit Kopftuch" einmal geschrieben, daß es mir schnurzegal ist, ob die Lehrerin Kopftuch trägt oder nicht. Aber ich würde wie mit jeder anderen Lehrerin auch mit ihr sprechen wollen, schauen, ob die Ansichten über Erziehung und Lebensfragen übereinstimmen. Ich möchte wissen, wie sie zum Beispiel meiner muslimischen Tochter gegenüber auftritt, die kein Kopftuch trägt und tragen wird. Wird sie ihr einimpfen, daß sie keine gute Muslimin ist ? Oder wird sie meine Tochter trotzdem respektieren ?

Das sind alles Fragen aus dem Alltag... ich schreibe heute schon zuviel und ufere etwas aus. Sorry !

Viele Grüße und viel Spaß noch beim Diskutieren !

Ulla


Viele Grüße, Ulla

"Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will" Francois Rabelais