lobozen,

als polemiker bin ich hier im forum in bester gesellschaft. ;\) der eine ist ein kleiner und der andere ein großer.

als ich meinen beitrag geschrieben habe, habe ich nicht unbedingt an diskriminierung gedacht. dieses empfinde ich beim kopftuchverbot für muslimische lehrerinnen und beim schächtverbot. das sind aber themen über dich ich nicht diskutiere möchte.

nun habe ich aber darüber nachgedacht, ob muslime aufgrund des 5-maligen betens diskriminiert werden. ich würde es als versteckte und unbewusste diskriminierung beschreiben. indirekt wird der muslim in seiner freiheit sehr wohl eingeschränkt. absicht will ich in dem fall niemandem bestimmtes vorwefen.

aber zu den fakten:

allein der arabische nachname löst bei vielen bossen unbehagen aus. man muss sich immer vor augen führen, dass man sich am telefon mit diesem nachnamen meldet, nicht wahr? das wissen auch die bosse! man wird auch auf kunden losgelassen, die man beraten, fürs unternehmen gewinnen und später mit gutem service an sich binden muss. und angesichts der position, die die islamische religion in der dt. gesellschaft gerade genießt, überlegt man es sich drei mal und noch öfter, ob man dem muslimischen, dunkelhaarigen Typen den job gibt. eine gewisse skepsis und ein gewisses misstrauen wird dir von anfang an entgegen gebracht. man muss sich durchkämpfen und durchbeißen, manchmal auch einiges schlucken und sich bei der betittelung als "schläfer" noch humorvoll zeigen, wo der witz doch schon ausgelutscht ist. die wirtschaft ist kein leichtes pflaster und das, was zählt, nennt sich gewinn! und viele führungspersonen können noch so differenziert ihre umwelt betrachten, sie werden auf nummer sicher gehen und lieber den deutschen nehmen, als sich der gefahr hinzugeben, es sich mit dem kunden zu verscherzen. vielleicht würden es muslime unter ähnlichen umständen, aber mit vertauschten rollen, auch so machen.

hast du schon mal einen schwarzen versicherungsangestellten gesehen? könntest du dir eine frau mit kopftuch als empfangsdame vorstellen? könntest du dir eine gehbehinderte frisuerin vorstellen? eine hautkranke frau, die im sonnenstudio arbeitet? all diese leute werden diskriminiert, weil man an ihrer fachlichen kompetenz zweifelt. aber so sind wir menschen halt - voll mit vorurteilen und da nehme ich mich nicht aus. wichtig finde ich es aber, diesen menschen dennoch eine chance zu geben. letzendlich haben es muslime aber einfacher als z.b. behinderte einen job zu finden - muss ich fairerhalber sagen.

wenn man dann als muslim einen job hat, so will man ihn auch nicht gleich verlieren. wer traut sich dann noch, zu fragen, ob man 3 mal am tag für fünf minuten beten gehen kann? und dann noch nach einem gebetsplatz fragen? als wenn die gespräche über schläfer nicht schon reichen würden. und was ist, wenn man dann in einem seperaten raum beten geht und dann eine horde von menschen sich zufälligerweise zu dir gesellt? sie fragen sich dann doch alle tatsächlich, ob die taliban unter uns sind? die wenigen menschen, die nüchtern das ganze betrachten, werden plötzlich zu mitläufer. ich erwarte keine akzeptanz, ich erwarte in dem fall ein ignorieren des ganzen. ist ein muslim am beten, so ignoriert ihn, wenn ihr nicht in der lage seid, es zu tolerieren. wenn es nicht miteinander geht, so sollte es doch nebeneinander gehen, oder? es gibt keinen einzigen toleranten menschen auf dieser welt, denn jeder fühlt sich von irgendwas angegriffen. der eine toleriert homosexuelle, kommt aber nicht mit frauen, die ihre kinder abtreiben, klar. der andere toleriert obdachlose und nimmt sie für voll, aber lästert über den nachbarn mit dem dicken benz. deshalb muss niemand - aus meiner sicht - muslime und ihr fünfmaliges gebet tolerieren, aber ignorieren oder hinnehmen kann man es doch, oder?

was soll ich schreiben, lobozen? oli hat es schon beschrieben, wie gespräche im kollegenkreis verlaufen! es fängt mit ramadan an, über alkoholkonsum, bis zu moscheebesuchen... eine frage nach der anderen. einige sind nur neugierig, viele aber wollen nur wissen, wie strenggläubig du bist. und dann sollen muslime um einen gebetsplatz bitten? entscheidend ist auch, dass in deutschland das beten allgemein out ist. nonnen werden doch quer durch die medien lächerlich gemacht. warscheinlich würden es bekennende u. praktizierende christen ähnlich schwer haben, wie muslime. vielleicht sogar noch schwerer??? während bei muslimen noch von wenigen verständnis dafür entgegengebracht wird, dass man bis zur ehe jungfräulich bleiben muss, wird eine katholikin ausgelacht! kann das sein?

was mich auch stört, ist diese perfektion, die einige nichtmuslime von einem muslimen bei der ausübung des islams erwarten. habe es oft erlebt, dass ich von nichtmuslimen ermahnt wurde, nicht zu sündigen. seit wann sind muslime perfekte wesen?

naja, jetzt wieder ein paar infos:

im winter ist es mit dem gebet am schwierigsten! ein gebet ist um 12:20, das nächste um 14:13 und das andere um 16:33!

ein gebet dauert fünf minuten und sollte während andere rauchen, erledigt worden sein. doof natürlich, wenn man im meeting ist.

"ich denke da auch an lehrer und schueler im unterricht (gibt ja auch ganztagsschulen)."

das sollte kein problem sein. lehrer und schüler haben nach 2 stunden eine viertelstunde pause, wo sie dem gebet nachgehen könnten. aber welcher schüler traut sich schon im klassenzimmer zu beten? :rolleyes: da muss man schon wirklich einen sehr, sehr starken charackter haben und ein unbändiges gottvertrauen. das beten ist out, auch christliche werte werden nicht mehr gelebt.

"schichtdienst in krankenhaeusern?"

ein gebet dauert wirklich nur fünf minuten, die wird man opfern können.

"ausserdem stelle ich mir es fur den muslim nicht so angenehm vor, sein gebet neben andersglaeubigen zu verrichten, die sich zeitgleich mit ganz anderen dingen beschaeftigen."

nicht besonders angenehm, weil jedes gebet ein aufeinandertreffen mit allah und demzufolge etwas sehr persönliches ist. aber man könnte darüber hinwegschauen, wenn die anderen das nicht für komisch empfinden würden, nicht als zeichen für einen talibankämpfer. \:D

"ich entnehme ihr, dass ein beliebiger raum (in dem nicht gerade ein kreuz haengt), z.b. ein sogenannter sozialraum, den eh jeder betrieb haben muss, einigermassen angemessen waere."

das beten in christlichen kirchen soll ja halal sein, man muss nur islamisch beten, deshalb wird ein kreuz nicht unbedingt stören. aber das schreibe ich mal ohne gewähr, bin nicht sicher. ansonsten würde es auch ne besenkammer machen.

Zum Schluß möchte ich nochmal Khalilooos Worte wiederholen, weil sie wahr sind:

"Wenn die Moschee jedoch nicht gleich um s Eck ist, macht Allah sub7ana wa Ta3ala immer einen Ausweg du musst nur kurz suchen (als kleine Prüfung)"

man kann auch den ganzen mut zusammennehmen und auf seinen Chef zugehen und ausführlich erklären, warum man beten muss und welchen stellenwert es im islam hat. vielleicht ist die offensive das genau richtige und fängt fragen von kollegen und chef im vorfeld ab. man muss ich sich nur zu verkaufen wissen.... und sich die leute zurecht biegen. <img src=" title="" src="graemlins/lachen2.gif" />

und ich möchte auch erwähnen, dass nicht alle menschen gleich sind. es gibt hier in deutschland auch menschen, die fromme muslime fürs beten beglückwünschen. viele vermissen nämlich ihre alten werte.

salam
shakir