Hallo Anton,

Du schreibst:

 Antwort auf:
Was 'La France' vom Islam (Menschen des Islam) hält, ist Dir sicher bekannt.
Nun, obwohl ich mehrere Jahre in der wunderschönen Hauptstadt-Metropole Frankreich's gelebt und gearbeitet habe, ist mir das nicht pauschal bekannt. Bitte erläutere diesen Satz deshalb bitte !

Hallo Abid,

ich kann auch jeden Deiner Sätze im Grunde unterschreiben. Trotzdem gibt es meiner Meinung keine "Wahrheit", was das Kopftuch betrifft, auch wenn viele Muslime und anscheinend auch Du es so sehen wollen.

Zurückhaltung, wie der Islam es vorschreibt, finde ich grundsätzlich gut. Und diese Wertvorstellung findet sich auch in anderen Kulturen/Religionen wieder:

"Bescheidenheit ist eine Zier" (altes deutsches Sprichwort)

"Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh oder alles, was sein ist." (Bibel)

Jedoch, so wie Du schreibst:

 Antwort auf:
Ähnlich empfinde ich das bei meinen Islamischen Schwestern, anstatt mal ihre Reize öffentlich zu schau zu stellen, mal ein kürzeren Rock, mal einen engeres Shirt, ziehen sie vor, sich zurückzunehmen und kleiden sich verhüllender, sie empfinden die Wirkung größer.
... das mit der Wirkung kann ich nicht so stehen lassen.

Ich persönlich ziehe von Haus aus teilweise gerne weite Kleider an, weil es bequemer ist. Ich fühle mich dadurch aber genausowenig "zurückhaltend" oder "ein besserer Mensch" oder "religiöser" wie mit etwas engerer Kleidung. Liegt vielleicht daran, daß in meiner Altersklasse oder in unserer Gesellschaft es gar nicht so beachtet wird, ob ich eng oder weit trage.

Ob ich die Haare offen oder verdeckt trage - bei meinem deutschen/europäischen Gegenüber dient das nicht als " Qualitätsmerkmal einer korrekten Frau", so wie es in muslimischen Gesellschaften der Fall ist.

Die Offenzügigkeit der Kleider spielt bei uns in dem Sinn nicht so sehr eine Rolle, in dem Sinne, das sie etwas über die Qualität eines Menschen aussagt. So ist unsere Kultur. (Ausnahme vielleicht die Jugendszene bei uns.)

Jedoch in Marokko ist Religion derart in den Alltag integriert und dient den Menschen auch als Selektionskriterium ihrer Mitmenschen. Da wird nicht in ein Taxi eingestiegen, weil der Fahrer raucht. Denn, wenn er schon die religiösen Regeln nicht beachtet, dann wird er auch ein schlechter Fahrer sein....

Deshalb ist es für Euch so wichtig, ob mit oder ohne Kopftuch. Ohne diese Kriterien (sichtbare Befolgung von religiösen Regeln) wäre es für Euch unmöglich, im Alltag zu überleben, sich zu verständigen, die Mitmenschen zu verstehen, den Guten vom Bösen zu unterscheiden.

In Marokko achte ich natürlich auf die Beachtung der dortigen Kleiderregeln. Hier in Europa jedoch bin ich ganz froh, es beim Fahrradfahren genießen zu können, den Wind in den Haaren zu spüren. Und nicht ständig darauf zu achten, daß man ein Stück Haut sehen könnte. Ich kann hier auch an einem Café vorbeigehen, auch ohne Kopftuch, möglicherweise auch im Mini-Rock, ohne mich beachtet, angegafft oder angequatscht zu fühlen. Diese Freiheit genießt eine Marokkanerin nicht. (Habe oft genug erlebt, wie Marokkanerinnen in europ. Kleidung und ohne Kopftuch von ihren marokkanischen Landsleuten angemacht wurden.)

Und zum Thema Toleranz, die Muslime hier in Europa von den Nicht-Muslimen erwarten... ja, kann ich schon verstehen, daß Muslime sich wünschen, in allen Punkten vollkommen akzeptiert zu werden. Andererseits - ich werde auch nicht in islamischen Ländern akzeptiert, wenn ich im Minirock herumlaufe. Die Toleranz, die Du forderst, existiert in Deiner (der muslimischen) Gesellschaft nicht. Oder kannst Du Dir eine Lehrerin im Mini-Rock vor einer Klasse marokkanischer Schülerinnen vorstellen ?

Ich weiß, daß ich hier manchmal Extrem-Beispiele verwende, bitte um Nachsicht. Sie dienen der besseren Veranschaulichung.

Viele Grüße, Ulla

P.S. Bitte um Beachtung: Bin trotzdem übrigens gegen das Kopf-Tuch-Verbot für Lehrerinnen in Deutschland, nachzulesen in alten Threads hier im Forum (im letzten Winter, glaube ich)

P.P.S

Das, was gerade in Frankreich passiert ist: die Haltung der Muslime nach der Geiselnahme der Franzosen - alle Achtung, meinen Respekt !


Besten Dank, Ulla


Viele Grüße, Ulla

"Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will" Francois Rabelais