hallo dolphin, - auch ich habe den film gesehen (vor ca. einem halben jahr). auch ich war erfreut, neue und andere ansätze zu lesen, wie muslims mit ihrem glauben leben können.

leider stelle ich aber etwas ganz anderes fest: die diskussion *nach* dem 11. september 2001 hat die fronten verhärtet! der *genaralverdacht* des westens gegenüber den muslims (fundamentalistischer islam!) hat sich verdichtet, so dass die muslims nur eine wahl haben: entweder von ihrem glauben abzurücken, oder - im gegenteil - ihren glauben zu betonen!

es hat noch nie eine zeit gegeben, in der der islamische glaube so politisiert wurde wie heute! und er wird politisiert vom westen! ich weiss inzwischen nur zu genau, dass der islam (in welchen glaubensrichtungen und facetten er uns auch begegnet) erst einmal nicht *politisch* ist.

allerdings *benutzen* muslime ihren glauben in den arabischen und islamischen ländern heute, um ihr glaubensbrüder und-schwestern zu politisieren. ich denke inzwischen, dass dies eine reaktion ist auf den starrsinnig fixierten westen!

es kann zur zeit überhaupt keine rede davon sein, dass muslims ihre standpunkte und ihre glaubensgewissheit in frage stellen. im gegenteil! je mehr sie verdächtigt werden, desto mehr schliessen sie die reihen als gläubige!

das macht dann den dialog auch schwierig! ich sage es einmal sehr ungeschützt: die islamischen länder sind - viel früher als es der 11. september suggeriert - in eine abwehr- und verteidigungshaltung geraten. - gegenüber dem westen!

islam ist soetwas wie persönliche und gesellschaftliche identität. die gibt nun keiner so mir nichts, dir nichts auf! und die *muster* des westens, nach denen muslime - ja auch -leben könnten, sind in wahrheit überhaupt nicht erstrebenswert, oder?

ich spreche nicht von einem kulturkampf. ich spreche auch nicht vom kampf der kulturen. ich spreche nur vom wettkampf der kulturen.

es ist doch allzu offensichtlich, dass die europäer mit ihrer kultur nur deshalb auf der "satten" seite des lebens stehen, weil sie - fast - alle ressourcen besitzen und klimatisch begünstigt sind. ihr *christentum* ist da nur der kleine ausweis ihrer *moral*.

der maghreb wurde - mindestens - im zuge der industrialiserung abgehängt von der welt. dazu gehört dann auch die politik des kolonialimus und imperialismus. wer denn wollte allen ernstes marokko oder ägypten in augenhöhe zu den imperialen mächten sehen? im gegenteil! diese länder waren die nachschublager für die verschwendungssucht europas.

und nun soll plötzlich ein *neuer* geist wehen? pustekuchen!! wenn die islamischen länder sich auf ihre traditionen (nicht allein auf ihre religion) besinnen, dann ist das völlig richtig. vielleicht kann aus ihrer moralisch-gesellschaftlichen haltung ein weg entstehen, der neben (oder anstatt) der westlichen art, dinge zu sehen, eben mehr glück und zufriedenheit erwächst.

dennoch: der dialog der kulturen und religionen ist heute notwendiger denn je. wir müssen endlich lernen, voneinander zu lernen! wir müssen unsere lebensentwürfe und unsere art, über dinge zu denken, in vergleich setzen...

um daraus etwas völlig neues und (oder doch wenigstens) menschenwürdiges zu gestalten!

Jocim