Uschen,
Ibn Khaldun mußte auch seine ( Taquiya) tragen, um sich nicht dem fanatismus seiner zeit auszusetzen. gut, dass du jetzt weißt, wer ich bin.
deine religionsphilosophischen ausführungen haben ich mir unter die luppe gezogen und tatsächlich genossen. die Kritik von barrou leuchtet mir allerdings nicht ein. während du vom individuellen umgang mit der religion als offene offenbarung (Arkoun) sprichst, faßt er sie als soziale norm auf, deren funktion die integration des einzelnen in die gemeinschaft ist. nicht aslo die gesellschaft als summen von gleichberechtigten individuen geht barrou im kopf vor, sondern die gemeinschaft. Gemeinschaft ( al Jamaá ) und gesellschaft
(Al mujtamaá)die zugehörigkeit zu ersteren geht über das gemeinsame,was von der gruppe oktruiert wird. Die zugehörigkeit zur gesellschaft dagegen geht über die verwirklichung und selbregulierung des einzelen in der gesellschaft. solange diese beiden begriffe bis zur genüge nicht asueinander gesetzt werden, kann man, finde ich, vergebens von der möglichkeit einer demokratischen gestaltung des zusammenlebens im islamischen raum reden.
Probleme der demokratie hier sind mit sicherheit vielfältig. ich möchte aber zwei besonders hervorheben. Zum einen unternehmen die radikalen unter den islamisten alles, um ihren augen vom glauben abgefallenen und autoritären regimen. es geht dem islamismus als politischer Ideologie mit revolutionärer Stossrichtung weniger um die Herstellung irgendwelcher
"gottesstaatlicher" politischer Systeme als um die Eroberung der politischen Macht und die Vertreibung der autoritären und diktatorischen Regime, die seit Jahren die orientalischen Gesellschaften im polizeistaatlichen Griff halten, die politische Herrschaft zu ihrer privaten Bereicherung benutzen und jede Legitimität verloren haben.
Auf der anderen seite un dhier geht es wahrlich um eine ironie der geschichte: die Ironie dieser makropolitischen Entwicklung ist, daß eben diese Regime, um wenigstens Teile ihrer Legitimität zurückzugewinnen,

- selbst eine Islamisierung der Gesellschaft vorantreiben (Alkoholverbot, Abbau der Frauenrechte etc.),

- die ideologie der islamischen umma und der
Arabität der islamischen religion aufblasen
durch ihre islamische konferenz,

- dadurch den Islamismus befördern,

- selbst aber die verlorene Legitimität in den Augen ihrer Bevölkerungen auch dadurch nicht zurückgewinnen können.

diese beiden probleme der demokratie sind mit sicherheit auf absehbarer zeit nicht zu lösen, solange keine alternative geistige strömmung entsteht, die damit die arbeit beginnt, dass sie erstens die ideologischen Mythen und die hersschaftsstrukturen entsakralisert, angefangen mit dem gängigen politischen wie religiösen diskurs der unterschiedlichen islamisten, genauso wie du, uschen, gemacht hast, indem du barrou auf die politischen hintergründe des Todes der einzelen im dikurs der islamisten hochgehrten Khalifen hingewiesen hast.

umni