(Ich glaube, ich hatte ja im ersten Beitrag gesagt, dass ich noch nicht fertig war mit meiner Meinugsäußerung zu der Thematik.)
Ich hoffe einige von euch haben inzwischen den Aufsatz von Dr. Michaela Mihriban Özelsel gelesen und ihre Aussagen zumindest auch erst mal äußerst interessant gefunden. ((Übrigens Rainer, deinen Vorschlag, Aziz als Moderator in diesem Forum einzusetzen, finde ich nicht so gut, weil ich denke, du machst das hervorragend und bemühst dich sehr um Neutralität und Ausgleich, was meines Erachtens sehr wichtige Tugenden eines Moderators sind - Aziz hingegen(und bitte versteht meine Aussage jetzt nicht wertend) ist eine "Kämpfernatur" , er will auf Misstände aufmerksam machen und diese bekämpfen. Er will alles andere als neutral sein. Oder habe ich dich falsch verstanden Aziz?)))
Okay, ich zitiere: "Will man eine fremde Kultur erkennen, indem man von der eigenen ausgeht, so kommt ein Vergleich, aber kein Verstehen dabei heraus."
Allein dieser Satz hat mich schon irgendwie fasziniert, weil ich doch zumindest einiger Überlegung wert fand. Wenn ich, z.B. schlicht und einfach ich als Marie, die Stellung der Frau im Islam analysiere und beurteile, so tue ich das ja aus meinem subjektiven Weltbild heraus, welches gewachsen ist in dieser Kultur, mit den hiesigen Traditionen und Wertvorstellungen, entwickelt vor dem Hintergrund meiner höchstpersönlichen Erfahrungen und Einstellungen. Das kann natürlich nicht der Maßstab aller Dinge sein.
Als Individuum kann ich mich aber nicht von diesem Kontext (in dem ich nun mal lebe und der sich über die Jahre hin entwickelt hat) lösen und deshalb bleiben immer wieder subjektive Faktoren in der Bewertung.
Was mir an dieser Eingangsaussage gefällt, ist: wenn ich ERKENNEN will, darf ich nicht VERGLEICHEN, ich muss VERSTEHEN!
Okay, zuerst habe ich gedacht, die Autorin dieses Artikels ist eine Deutsche (hierfür spricht der Vorname!), die , sagen wir mal mit einem Türken verheiratet ist(hierfür spricht der Nachnahme!), und darunter leidet, dass die Menschen in ihrem sozialen Umfeld ihr permanent mit Vorurteilen begegnen, nach dem Motto, wie kann eine gebildete und emanzipierte Frau nur mit einem islamischen Pascha zusammenleben. Also will sie beweisen,dass der Islam alles andere als frauenfeindlich ist. Die Beweisführung gelingt ihr meines Erachtens auch recht gut.
Ich denke auch nach wie vor, das dieses ihre reale Ausgangssituation war, die natürlich auch ihr Erkenntnisinteresse geleitet hat. Fazit: alle Fragen, die gestellt werden; alle Antworten, die gegeben werden sind nicht neutral, sondern dahinter verbirgt sich schon ein ganz bestimmtes Interesse.
Auf unsere Situation bezogen: wenn Aziz beweisen will, dass islamische Gesellschaften besonders frauenfeindlich sind, so sucht er eben alles zusammen, was seine Argumentation stützt, um uns zu überzeugen. Wenn Michaels M.Ö- genau das Gegenteil beweisen will, so sucht sie eben all das zusammen, was ihre Argumentation stützt. Unds das tut sie eben meines Erachtens wirklich sehr geschickt, indem sie ihren Satz vom Verstehen anstelle von Vergleichen vorausschickt. Das Faszinierende an diesem Satz ist für mich, dass ich ihn einerseits völlig richtig finde, andererseits aber weiss, damit nimmt sie mir auch einen Teil meiner eigentlichen Urleilskraft, denn wenn ich nicht auf der Basis meiner Kultut beurteilen kann, dann kann ich ja gar nicht mehr beurteilen , weil ich ja nichts anderes habe, als meinen eigenen kulturell-traditionellen Background.
Okay, ich geb zu, dass ist jetzt ein bisschen verwirrend und vielleicht fasziniert es euch ja auch nicht in gleicher Weise wie mich( - ihr müsst es ja auch nicht lesen)
ist wohl besser ich höre jetzt hier erst mal auf.
Gute Nacht!