Liebe Ulla,

dieses Zitat überrascht mich in keinster Weise. Noch weniger, da Hashim schreibt, es handle sich um eine deutsche Konvertitin.

Ich selbst lebe in einem Haus mit konvertierten deutschen Muslimen und stelle genau diese Haltung Tag für Tag fest. Sie sind die besseren Menschen, bzw sind überhaupt Menschen, die im Gegensatz zu uns Nicht-Muslimen so etwas wie ein Gewissen haben, während wir mit unserer Ignoranz doch eher Tieren gleichen, da wir eines nicht kennen: Gewissen (Zitat!).

Ich bin Islamwissenschaftlerin, habe in islamischen Ländern gelebt und weiß, dass der Islam genau so nicht ist, wie ihn diese Konvertiten versuchen darzustellen. Ich versuche Tag für Tag in meiner Arbeit Verständnis zu schaffen zwischen den Religionen und stelle dabei immer wieder mit Schrecken fest, dass diese konvertierten Deutschen, die mich umgeben (ich betone, ich spreche nicht pauschal, sondern von den Menschen, die ich hier in meiner Umgebung erlebe), mit ihrer Argumentation und Haltung genau das Vorurteil bedienen, das man sich hier gebildet hat: Dogmatik, Arroganz, Aggressivität gegen "Ungläubige".

Mir hat ein Ethnologe, der über deutsche Konvertiten in Deutschland seine Magisterarbeit schrieb (ein fantastisches, aber leider unveröffentliches Werk!), einmal gesagt: Wenn Deutsche konvertieren, machen sie das so gründlich wie Rasenmähen. Anfangs fand ich den Spruch eigentlich nur witzig. In der Zwischenzeit spüre ich die bittere Wahrheit dahinter.

Wenn ich eine Erfahrung im Orient gemacht habe, dann, dass diese Haltung nicht der Religion entspricht. Ganz davon abgesehen, was diese Haltung den Kindern antut. Denn wie sollen Kinder nicht zu Außenseitern werden, wenn sie verkünden, sie seien besser als die anderen? Weil sie dies von daheim gelehrt bekamen...

Ich hoffe, niemanden auf den Schlips getreten zu sein,

Muriel