Liebe Habiba,

nimm das Ganze hier nicht persönlich, denn die Menschen haben verschiedene Meinungen
und man sollte auf jeden Fall auch mal Kritik
ertragen können. Die Kritik von Luna ist aber nicht an deiner Person gerichtet, liebe Habiba. Es ist die "allgemeine" Gesellschaft,
von uns, die von der Luna unter die Lupe genommen wurde. Und wenn wir mal fair sind und den "Es-ist-halt-so"-Schleier abnehmen, dann wird auch uns klar, dass viele Dinge, welche wir in unserer Gesellschaft als selbstverständlich erachten, niergends im Q'uran verankert sind.
Für die Frau ist es selbstverständlich sich zu hüten und bis zum "ersten Mal" sich aufzuheben, aber die Männer dürfen "Halligalli" machen. Ich möchte es nicht auf das Wörtchen "DÜRFEN" betonen, denn wie schon gesagt, dem Mann ist es genauso verboten vor der Ehe "intimen" Kontakt zu haben wie für die Frau.
Nur aber wird es in unserer marokkanischen Gesellschaft und überhaupt in der arabischen Welt von den meisten Männern nicht genau genommen.

Ein kurzes allbekanntes Beispiel:
Zu meiner Schulzeit fragte ich meine Mutter,
wieso ich nicht an einer mehrtätigen Klassenfahrt teilnehmen durfte und warum mein Bruder mit seiner Klasse aber fahren durfte?
Die Antwort war: "Er ist ein Mann."
Ich habe es damals nicht verstanden, wie auch, was konnte einem Jungen auf einer Klassenfahrt weniger oder mehr passiern wie
einem Mädchen?
Es gibt noch tausend andere Dinge in unsere Gesellschaft....auf die eine Antwort stets
mit ---"er ist doch ein Mann" --- endet.

Wie sollen es die Aussenstehenden hierzulande
wie z.Bsp. unsere Lehrer, Chef's, Freunde und Bekannte verstehen, warum Frauen in unseren Kreisen so eingeschränkt sind, aber die Männer freizügig "umhertigern"??

Sie werden es nicht verstehen können und wir dürfen denen nicht böse sein.
Sehr oft versuche ich nämlich mich in die Menschen reinzuversetzen, die unsere Gesellschaft kritisieren und jedesmal stelle dabei für mich fest, dass ich an deren Platz warscheinlich noch verwirrter wär.

Jedem ist selber überlassen wie er sein Leben
gestalten will und bei Gott, es gibt so viele
Dinge in unserer Religion, in die wir uns vertiefen müssen.....wieso schleppen wir also uralte Traditionen auch noch mit uns mit.

Auch wenn es für mich genauso schwer ist wie für alle anderen hier ansaessigen arabischen Mädels etwas von heut auf morgen zu ändern, so weiß ich aber trotzdem, dass der Wille
etwas zu verändern ein "Anfang" ist.
Oder wie heißt ein berrühmtes Sprichwort:
"Auch ein Weg von tausend Meilen, beginnt man mit dem ersten Schritt."

Ärger dich nicht, liebe Habiba!

Lieben Gruss
Khira

:rolleyes: