Die Probleme bei der Religionsausübung haben nicht nur konvertierte Deutsche, sondern auch wir hier geborene Marokkaner.Man weiss was die Religion verlangt und was unsere religiösen Pflichten sind aber man missachtet sie teilweise.
Der Grund dafür ist, daß man nicht als Aussenseiter durchs Leben gehen will. Man möchte dazu gehören, aber trotzdem Moslem/Muslima bleiben.Das Thema Kopftuch, das hier anscheinend viele nicht mehr hören können, bildet aber gerade für im tiefen Herzen religiöse Muslimas einen grossen Seelenkonflikt.Es gehört nun mal zum Islam dazu, auch wenn es nicht der Kernpunkt ist.
Aber zu einer korrekten Religionsausübung gehört es dazu.Und wenn man etwas nicht korrekt ausübt, sei es die Religion, das Studium oder der
Job, so hat man nichts halbes und nichts ganzes.
Obwohl man kein Kopftuch trägt ist man dennoch eine gewisse Aussenseiterin, da man im Sommer nicht ins Schwimmbad geht, nicht in Kneipen (z.b. bei Klassentreffen),nicht in den Biergarten (im Sommer), nicht auf Polterabende und sich
auch beim Sommerfest des Kindergartens nicht am Bierzelt aufhält wo die meisten Eltern beieinandersitzen.Das sind nur einige Beispiele ungeachtet des Hijab, mit denen Moslems (Frauen und Männer)zu kämpfen haben die versuchen ihrer Religion zu folgen und mit ihrem Umfeld im Einklang sein wollen.
Hat man Kinder, so wird es noch eine Stufe schwieriger:darauf achten, daß sie im Kiga keine Wurst essen beim gemeinsamen Frühstück oder Grillfest, erklären warum es keine Weihnachtsgeschenke gibt u.s.w.
Es vergeht so kein Tag an dem man nicht zu kämpfen hat, man ist sowohl deutsch als auch muslimisch, möchte Spass am Leben haben und muss sich dennoch auf wenige Möglichkeiten beschränken.
Klar kann man versuchen einiges zurechtzubiegen, z.b. das Klassentreffen auf einen anderen Ort verlegen u.ä., aber es ist auf die Dauer echt zu mühsam.Schwierig ist es auch weil man nirgendwo richtig dazu gehört und es zum Teil auch nicht will, z.b. zur ortsansässigen muslimischen Gemeinde wegen Heuchelei, und zum deutschen Freundeskreis wegen dem Ständigen Rede und Antwort stehen bezüglich einiger islamischer Regeln, wie:-warum müßt ihr nochmal Fasten? aber ihr müßt doch wenigstens etwas trinken.
-warum Kopftuch? so hübsche Frauen und so verunstaltet.
-warum denn garkein Alkohol? In Maßen ist es aber gesund, medizinisch gesehen.


Alles oben geschilderte und noch vieles, vieles mehr hat mich zu der Überzeugung gebracht, daß man als bemühter Moslem nur in einem "wahren muslimischen Land" glücklich werden und seinen Seelenfrieden finden kann.
Aber wo gibt es schon ein "wahres muslimisches Land", das auch Frauen Freizeitaktivitäten bietet im Rahmen des Islam wie z.b.Schwimmbäder oder Strände für muslimische Frauen und ihre Töchter
und vieles mehr.
Wäre die absolute Toleranz und das Verständnis auf der deutschen und der muslimischen Seite da, könnte man es auch hier schaffen.Aber davon sind wir leider noch zu weit entfernt.