Hallo!

Ich möchte zu der Sache noch etwas aus einem anderen (aber auch moslimischen) Kulturkreis beisteuern, und zwar aus Iran.

Natürlich hat die Farangi(=fremde)-Ehefrau beim ersten Besuch einen Sonderstatus. Sie wird von der Schwiegermutter überall herumgezeigt und vorgestellt. Sie darf sich etwas lockerer kleiden (nur im Haus, da sie ansonsten Probleme mit den Basij (Sittenwache) bekommen kann). Allerdings nutzt sich dieser Effekt des neuen schnell ab, und spätestens beim zweiten Besuch wird erwartet, daß sie iranisch "funktioniert", d. h. die Rolle der Schwiergertochter entsprechend ausfüllt, und als evtl. jüngste Frau in der Hierarchie die entsprechende Arbeit macht. Aber klar, eine Fremde in der Familie ist auf jeden Fall was Gutes, weil sie eine Verbindung in den Westen darstellt, der vielleicht noch mal wichtig werden könnte.

Zum Thema Polygamie kann ich sagen, daß sie in IR zwar erlaubt ist, sich die Frauen in ihren Islamichen Eheverträgen (Pflicht in IR) Monogamie bzw. Scheidungsrecht bei erneuter Heirat des Mannes zusichern lassen. Ich kenne nur eine Frau über 65, die Zweitehefrau ist. Moderne Paare machen so etwas nicht, alleine schon deshalb, weil in IR eigentlich nicht zwei Menschen, sondern zwei Familien verheiratet sind, und man versucht, immer eine Frau aus einer "gleichwertigen" Familie zu heiraten, der man die Schande einer zweiten Heirat (und damit der Zurücksetzung der ersten Ehefrau) nicht antun kann.

Es gibt auch natürlich auch jungen iranische Studenten, die in der BRD eine Freundin haben, und nachher eine "frische Frau" von Mutti aus IR geschickt bekommen. Allerdings sind die Freundinnen oft auch Iranerinnen, die hinterher keinen iranischen Mann mehr bekommen (zu alt= über 25, keine Jungfrau mehr). Das ist sehr bitter für sie, und als Moslimat kommt es für sie meistens nicht in Frage, einen Europäer zu heiraten (müßte sowieso erst konvertieren=Gesetz in IR). Allerdings kommt so ein gemeines Verhalten eher bei Männern vor, die in IR aufgewachsen sind und nur zum Studium hier sind, nicht bei denen, die schon 15- 20 Jahre in der BRD leben.

Klar gibt es in IR auch Bordelle, aber junge Männer haben dafür kein Geld, und es ist auch gesellschaftlich inakzeptabel. Eine Ehefrau ist in IR z. Z. unter jungen Leuten eine Art Trophäe, weil nur Männer, die schon einen gewissen Lebensstandard erreicht haben, überhaupt heiraten können (u. a. weil die verlangte Morgengabe für gut ausgebildete Ehefrauen immer höher werden). Es kommt relativ oft vor, daß ein Mann, der gerade mit dem Studium fertig ist, eine Studentin heiratet, die dann erst ihr Studium beendet, und dann Kinder bekommt.

Die meisten Paare kennen sich natürlich zumindest vom Sehen schon vorher, und wenn es dann "ernster" wird, schalten sie ihre Eltern ein, um den Ehevertrag etc. auszuhandeln.

In der BRD gibt es unter iranisch-deutschen Paaren selten den Druck, unbedingt heiraten zu müssen, da die meisten Menschen hier einen festen Aufenthaltsstatus haben (bis auf einige wenige Studenten), daher heiraten iranisch-binationale meistens auch frühestens nach 1-2 Jahren.

Es gibt relativ viele iranisch-deutsche Paare, und die Frauen sind alle (zwangs-)konvertiert, aber wenige von ihnen sind praktizierende Moslimat (ich kenne 5 oder so).

Yours,

I.