Asalam Aleikum,

Um es gleich vorweg zu sagen, ich bin vor 1 ½ Jahren zum Islam konvertiert und bemühe mich in allen Dingen, den rechten Weg zu finden. Leider habe ich es noch nicht geschafft, die für mich schwerste Hürde "das Tragen des Kopftuches" zu überwinden. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht darüber nachdenke, ich sehe sowohl Sinn, als auch Zweck der islamischen Kleidung ein und wenn wir in Marokko sind, trage ich mein Hijab mit Stolz und Hingabe. Doch wenn ich mir die Reaktion in meiner Firma ausmale, wenn ich auf einmal mit Kopftuch auftauche, wird mir ganz schwarz vor Augen.

Manchmal frag ich mich, was für die Leute in der Umgebung eines zum Islam Konvertierten am schlimmsten ist: das man keinen Alkohol mehr trinkt?

" komm sei doch nicht so ungemütlich, bist wieder der einzige, die nüchtern ist...",

oder das man kein Schweinefleisch mehr isst:

"muss ich jetzt extra wegen Dir was separates kochen? Wie? Du isst auch kein Gummibärchen?Hä?"

oder dass man sich freiwillig so vielen Regeln aussetzt, wo doch das Leben sowieso schon hart genug ist:

" fünfmal am Tag beten? Im Ramadan fasten? Freiwillig richtig Geld abdrücken an Arme und Bedürftige?"

Nein, am allerschlimmsten von allen Dingen, die eine Frau tun kann ist nicht, sich die Haare blau oder grün zu färben, nicht sich mit Piercing oder Tatoos zu verstümmeln, nein, dass schlimmste für die Gesellschaft ist, wenn eine erwachsene Frau freiwillig entscheidet, dass sie ein Kopftuch tragen will. "Waaaas ? Du hast doch soooooo schöne Haare", oder :"Du Arme, Du wirst bestimmt von Deinem Mann dazu gezwungen" oder "Die Männer sollen sich doch beherrschen, dann brauchen die Frauen auch kein Kopftuch zu tragen" und tausend und ein Argument mehr. Kopftuch = Unterwerfung = Aufgabe der Selbstbestimmung = Rückfall ins tiefste Mittelalter = n i c h t a k z e p t a b e l.

Das Ende vom Lied? Ich bin zum Islam konvertiert und habe mich dadurch automatisch innerlich von den meisten meiner früheren Freunde distanziert, ungewollt, doch unvermeidlich. Wenn man lieber zuhause bleibt und Koran liest oder das Internet nach Islam Seiten durchforstet, anstatt in Bistros abzuhängen oder in Discotheken zu tanzen, bleiben die sozialen Kontakt zur nicht islamischen Welt nur noch oberflächlich bestehen. Man verändert sich unweigerlich und für die meisten Leute ist dieser Wandel nicht nachzuvollziehen.

Doch dadurch, dass ich mich ohne Kopftuch noch nicht als vollwertiges Mitglied der islamischen Gesellschaft fühle, scheue ich auch den Kontakt zu islamischen Frauentreffen oder ähnlichem. So schwimme ich denn weiter in dieser Grauzone, nicht Fisch nicht Fleisch, glücklich in meinem Glauben, unglücklich in der Praktizierung desselben.

Ich will auch keine Araberin werden, bunte Gewänder tragen und nur noch Arabisch sprechen. Ich bin so durch und durch deutsch, dass es mir wiederstrebt, einfach mit der neuen Religion auch eine andere Kultur anzunehmen, was nicht heißt, dass ich diese nicht schätze. Aber ich bin dagegen, alles einfach so zu übernehmen und für gut zu befinden, nur weil es arabisch ist und Arabien nun mal das Heimatland unseres Propheten (s.w.t) war.

Es ist ein endloses Thema, endlos zum diskutieren und nachdenken und doch bleibt am Ende nur der eine Punkt übrig, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss. Zur Not auch alleine.

wa salam

Salima
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