Hallo zusammen,

nach längerer Abwesenheit fall ich hier mal mit der Zusammenfassung eines Artikel aus „Le Matin“ vom 02.09.06 ins Haus, der noch manch andere mit der Einführung Tamazight-Unterrichts in den Schulen verbundene Probleme aufzeigt:

2003 haben die Masirophonen die Einführung des Tamazight-Unterrichts als Sieg gefeiert. Doch sehr rasch wurden die Hoffnungen von Enttäuschungen verdrängt und die Bilanz nach drei Jahren Tamazight an den Schulen ist alles andere als positiv.

Frau Meryam Demnati, Forscherin am Zentrum für Didaktik u. pädagogische Programme des IRCAM meint, es herrsche die totale Anarchie. Lehrkräfte, die im Prinzip zuerst eine Ausbildung erhalten sollten, wurden vielfach bereits auf die Schüler losgelassen, und es blieben nur 2 Wochen pro Jahr, sie auszubilden und ihnen die Sprache beizubringen. Manche dieser Lehrer sind arabischsprachig und verfügen über keinerlei Vorkenntnis der masirischen Sprache, und in gewissen Regionen liegt ihr Anteil an den vom Ministerium mit dem Masirisch-Unterricht beauftragten Lehrkräften bei 40%. Die Lehrer sind nicht motiviert und nehmen nur auf Befehl der Schuldirektoren an der Ausbildung teil. Mit dem Ministerium war vereinbart gewesen, nur Masirophone für den Tamazight-Unterricht einzusetzen. „Entweder das Ministerium ist überfordert oder es handelt sich um vollständiges Desinteresse“, empört sich Frau Demnati.

Die Aufgabe des IRCAM ist es, Schulbücher und Unterrichtsmaterialen auszuarbeiten, sowie Ausbildungspläne für Unterrichtende und Inspektoren festzulegen.

Dem Erziehungsministerium kommt es zu, die Zahl der Lehrkräfte für den Tamazight-Unterricht festzulegen und die Schulen, Stundenpläne unter Einbeziehung des neuen Unterichtsfachs zu erstellen, Ausbildungsprogramme zu planen, und ihm obliegt die Auswahl der Druckerei und die Distribution der Schulbücher.

Doch vor Ort sind die Schulbücher vielfach auf dem Markt nicht aufzutreiben. Das Ministerium habe vergessen, das Tamazight-Lehrbuch auf die offizielle Liste der von den Schülern zu erwerbenden Bücher zu setzen, so Meryam Demnati, das Schuljahr 2005/2006 sei ein verlorenes Jahr gewesen, die Bücher für die ersten, zweiten u. dritten Klassen der Grundstufe waren nicht erhältlich. Nicht zum ersten Mal, schon 2004 hatte das Ministerium verkündet, die Bücher würden gratis an den Schulen verteilt, und während des ganzen Jahres sei nichts dergleichen geschehen.

Manche Schuldirektoren weigern sich, Tamazightunterricht einzuführen, andere wollen dieser Sprache nur einenhalb Stunden pro Woche widmen statt der vom Ministerium vorgesehenen drei.

Die Lehrer sagen, sie hätten keine Zeit, dieses Fach in ihre Planung einzubeziehen. Weiteres Hindernis für den Tamazight-unterricht: die Diskontinuität. Kinder, die in der ersten Klasse Unterricht im Masirischen erhielten, wundern sich, wenn sie im folgenden Jahr dann keinen bekommen. Manchmal wird Unterricht auf Fortgeschrittenenniveau angeboten für Klassen, für die im Jahr zuvor kein Anfängerunterricht organisiert werden konnte.

Hätte nicht der König entschieden und das IRCAM geschaffen, wäre die Einführung des Tamazight an den Schulen wohl ad infinitum aufgeschoben worden, meint Meryam Demnati, Hindernisse gäbe es überall: die Abgeordneten, die Lehrer, das Ministerium...

Im Juli dieses Jahres hätten Vertreter des IRCAM und des Ministeriums sich zusammengesetzt, um Lösungen zu finden, und ein gemeinsames Papier wurde ausgearbeitet, in dem u.a. Lehr- u. Stundenpläne festgelegt wurden, u. das Direktiven für Schuldirektoren u. Lehrer vorgibt. Dieses Jahr sei entscheidend, sagt Frau Demnati vom IRCAM, wenn nicht sofort mit der Arbeit begonnen werde, sei das später unmöglich aufzuholen.

„Zum Zeitpunkt der Drucklegung“ so die Verfasserin des Artikels, „ist uns noch keine Antwort seitens des Unterrichtsministeriums zugegangen.“ Eigentlich sollten ja bis 2010 alle Jahrgänge der Grund- und Sekundarstufe vom Tamazight-Unterricht erfasst werden, da bleibt nicht mehr viel Zeit, sich der Herausforderung zu stellen.

Weitere Vorschläge des IRCAM: Tamazight an den Lehrerbildungsanstalten und Universitäten, denn mit 14 Tagen „Schnellsiederkurs“ für Lehrkräfte kann´s ja wohl nicht getan sein.


Sorry, habe Link u. Originaltext versehentlich gelöscht , werd mich aber bemühen, zumindest Ersteren nachzuliefern.