hallo leute,

dass religion opium sei, sagen nur noch ewig gestrige, die die geslleschaft weiterhin aus einem ideologischen normativen standpunkt zu erklären vesuchen. das muss sonst ein merkwürdiges opium, welches sich gegen jahrzehnte des kommunistischen verbots und atheistische propaganda als extrem resistent erwies.

ebenfalls tut man ibn khaldoun immenses unrecht und man beweist damit, dass man nichts von ihm verstanden hat, reduziert man ihn auf einen historiographen von stämmen seiner zeit. der grosse historiker und soziologe sagte vieles über berber und araber, was hier lapidar misbraucht wird.

was aber fest steht, jedoch keinen interessiert, sind seine ansichten und theorien über geslleschaften, ihre funktionen, institutionen, die staatsbildung, zivilisation, wirtschaft, urbanismus, politische macht und ihre zyklen etc. es sind gebilde eines genies, die fern jeder ethnischen herkunft und regionalem bezug, universell stehen können.

so z.b. sein kapitel über die schrift, die auch für die araber nur möglich wurde, als sie angefangen haben, ohne es zu merken, einen staat zu bilden. denn eine schrift einzuführen, zu pflegen und bis zur hohen kunst zu entwickeln, das ist ein schweres und komplexes unterfangen, welches für die organsation des staates notwendig wird und nicht einfach so, weil menschen spass daran haben. und solch eine regel steht, ob es sich um araber, berber germanen oder indianer handelt.

die araber eignen sich die schrift an genau dem punkt, als die staatsbildung anfängt. aber was hat die araber dazu veranlasst, ja verholfen, ihre tribalen kriege irgendwann abzulegen und in die phase der staatsbildung einzutreten? warum koinzidiert das mit dem islam? erinnern wir uns, dass selbst der prophet analphabet war und dass die erste sura iqraa (lese!) heisst.

märchenerzählern entwischen solche fragen, weil sie nur ethnisch ihre welt wahrnehmen und erklären wollen und somit lediglich fassaden sehen und streichen, die schnell fallen, weil hinter ihnen nichts steckt.

der islam verhilft zur staatbildung, weil er auf einmal eine höhere, zentrale macht vorschlägt, die schiedsrichterlich über allem steht oder zumidnest diesen anspruch einführt. menschen lehnen eine menschliche hoheit ab, bekriegen sie ewig, was der dauerzustand der arabischen stämme vor dem islam war, sie unterwerfen sich hingegen einer höheren göttlichen macht schnell, da diese über alles steht und "keinem gehört", wenn man es mit einfachen worten sagen mag.

dieses phänomen ist überall zu beobachten. alle grossen könige und kaiser hatten die religöse macht neben oder bei sich, egal welcher ethnischen herkunft waren und egal über wem sie herrschten. diese universale regel galt für die araber und weil sie auch menschen sind, galt sie irgendwann auch für die berber. hier gelangen wir, wieder, beim grossen meister laroui, der in diesem kontext sagt:

"[...] on retrouve la maniere dont les maghrebins ont, dans l'histoire, considéré leur islamisation, comme un couronnement et non comme un reniement" (wir sehen, wie die maghrebiner ihre islamisierung als ihre krönung und nicht als ihre (eigene) ableugnung verstanden - / histoire du maghreb, s.96).

laroui zitiert allal elfassi, ja ihn (!) der ebenfalls schreibt: "leurs coeurs [des berberes] s'ouvrirent a l'appel de l'islam parce qu'ils y virent un moyen de liberation nationale et d'independance territoriale, en meme temps qu'une garantie, pour l'esprit et le coeur, contre toute servitude" (ihre herzen öffneten sich dem islam, weil sie darin sowohl ein mittel für ihre nationale befreiuung und territoriale unabhängigkeit, als auch eine garantie für geist und herzen gegen jede unterwerfung sahen - / ebd.).

es ist einfach, irgendwelche historiographischen oder anthrolpoglogischen notionen über irgenwelche stämme und ethnien zu lesen und hier zu instrumentalisieren. überlegungen wie oben aber transzendieren zeit und ort und werden wie wissenschaftliche regeln überall und immer gültig. geht man so voran, wird die geschichte der berber, der marokkaner und des maghreb langsam deutlich bzw. sie öffnet sich selbt.

so wird es klar zum beispiel und um im gleichen kontext von schrift zu bleiben, warum imazighen keine schrift hatten bzw. nur rudimentär, weil sie eben nicht notwendig war, und sie war nicht notwendig, weil sie keinen staat hatten, der sie in dem maße braucht. imazighen werden sich jedoch mit der staatsbildung, die auf ihrer seite mit der islamisierung einhergeht, die arabische schrift aneignen; sie werden sie entwickeln und ihre grossen meister werden. sie werden sie wie andere symbole von relgion und politischer macht pflegen, bis in europa und afrika hinein mit schwert aufsetzen und so zum übermenschlichen entwickeln, dass einem von rausch und schönheit schwindlich wird, wenn man unter einer der vielen koppeln oder in einer der vielen moscheen und paläste steht, die die marokkaner gebaut und beschriftet haben.

hier sind wir fern von dem mikrigen und meskinen miauen der mazighisten und begegnen der geschichte, wie sie interessant und spannend wird.

mehr hoffentlich bald.

jm