wer kann und darf bestimmen, wer amazigh sei und wer nicht?

zunächst vermittelt der atikel keine information üder den sachverhalt, sondern die stellungnahmen bestimmter mazighischen vereine in der hier erwähnten frage. ob die in dem artikel des islamismus bezichteten organisation in der tat querullante islamisten sind, oder ob es sich bei ihnen um islamistisch-mazighistische vereine bzw. gar rein mazighistische vereine handelt, die die ersten aufgrund ihrer differenten anschuung und stellungnahme naturgemäß stören, wird nicht klar.

wie dem auch sein mag zeichnen sich zwei erwartete aspekte ab: der mazighismus operiert in einem querullanten umfeld von (eigener) provokation. das berühren von heiligtümern des kollektivbewustseins von völkern wie schrift und sprache kann friedlich nicht vor sich gehen.

man könnte geneigt sein einen "wehret den anfängen zu rufen!", doch anlass gibt es erfreulicherweise nicht. die mazighisten operieren am marokkanischen volk vorbei, welches von ihnen nicht notiz nimmt und sie bei zufälliger beachung höchstens belächelt.

ihre diffuse, amteurhafte und approximative ideologie zeigt beim thema schrift und verschriftung einer sprache, die im grunde nie verschriftet wurde, eine ihrer akrobatischen höhen.

tifiniagh bildet als das mazighische alphabet ein festes und historisches argument für tamazight als seit jahrtausenden bestehende sprache und identität, welches für mazighisten zu den heiligtümern und emblemen ihrer wie auch immer gearteten militanz gehört, so dass sie ihre flagge mit dem buchstaben z schmücken.

sollte man sich für die lateinische schrift entscheiden, müßte man konsequenterweise als aller ersten schritt jenen z-buchstaben der tifinagh, den einzigen mazighischen aber nie verwendeten und für imazighen selbst unbekannten hinweis auf der mazighistischen flagge entfernen. die frage, wer in wessen namen mit welcher historischen legitimation diese schrift für ganze völker entscheidet und einführt, lassen wir zunächst auf seite.

in atemberaubender verwundernder umdrehung lassen sie das mazighische alphabet für ein anderes, fremdes fallen. dem aufmerksamen beobachter, der eine dahinter sich verbergende logik zu identifizieren und nachvollziehen trachtet, bleibt die mühe ungelohnt, will er das terrain der venunft nicht für billige kategiorien wie "politische hinterlist" und "ideologie des verrats" verlassen.

so verwendet der mazighist bei seiner argumentation für die lateinische schrift genau die sprache jener, die er anfeindet, weil sie auf global geltende gemeinsame nenner der verständigung und nicht auf sprachinseln setzen. dabei weiß jeder, der sich mit dem mazighismus etwas in berühtung gekommen ist, und das sind aufgrund der gleichgültigkeit der marokkaner ihm gegüber recht recht wenige menschen, dass die entscheidung für die lateinische schrift als eine bereits entschiedene sache unter den mazighisten gilt und dass es sich hier um eine scheindebatte handelt, bei der sprachwisschenschaftliche notionen für ideologische zwecke mißbraucht werden. denn gegen die lateinische schrift läßt es sich wahrlich einfacher argumentiere als für sie:

- die lateinische schrift ist und bleibt die schrift des kolonialismus und der besatzer. sie als die schirft für tamazight einzuführen gleicht einer historischen vergewaltung gerade für jene ehrliche und mutige imazighen, die in den bergen des rif und atlas, wie sonst überall in dörfern und wäldern gegen die französische und spanische besatzung kämpften und ihr blutt gaben.

- da gerade jene mazighen, bei denen tamazight als sprache und identität noch lebendig ist, zu den frommesten menschen im land gehören, ist die arabsiche schrift für sie ein bestandteil ihres glaubens und ihrer religiösen heiligtümer und bräuche. in der lateinische schrift sehen sie die schrift eines anderen glaubensuniversums, in den sie nicht hineingezogen werden wollen.

- überhaupt ist die arabische schrift im gegensatz zu der lateinischen im kollektivbewustsein des marokkansichen volkes unabhägig von seinen regionen, ethnien oder sozialen gruppen fest verankert. die einführung der lateinischen schrift für eine ihrer sprachen stellt für sie einen flagranten mangel an respekt seitens der mazighisten für das kollektive und moralische empfinden des marokanischen volkes, sowie eine kollektive brüskierung dar, die zu unberechenbaren kollektiven reaktionen führen können.

- die arabische schrift gehört für marokkaner zu ihren historischen erben, denn sie haben sie seit langen jahrhunderten verwendet, kreativ entwickelt und national geprägt.

- die arabische schrift bildet für marokkaner ein element der kulturellen und identitären abgrenzung gegenüber dem christlichen westen, welches sie für ihre individuelle wie kollektive geistige orientierung und soziales selbstbewustsein unbedingt brauchen. die lateinische schrift schafft genau das gegenteil. sie im intimen schoß der marokkanischen gesellschaft als das kommunikations- und sprachsystem eines ihrer hauptelemente, nämlich der mazighität, einführen zu wollen, zeugt von dilletantismus, unsensibilität und vulgarität.

- die sprache des internet, der informationstechnologie und des business ist englisch. selbst große nationalstolze sprachen wie französishc und spanisch leiden unter ihrer steten mariginalisierung und folklorisierung in der aktuellen zeit. dies als einen grund für die einführung der lateinschen schrift für tamazight zu erwähnen ist allerdings eine troheit, denn es würde bedeuten, dass mazighisten u.a. nur auf ein signal warteten, um ihre internet sites zwar auf tamazight aber in lateinischer schrift gestalten wrüden. jeder weiß aber, dass die meistens ihrer sites in französischer oder englischer sprache geführt werden, wobei die mazighisten bekanntlich eine offene vorliebe für französisch pflegen.

- gegen die arabische und für die lateinische schrift aufgrund der aussprache bestimmter buchstaben zu entscheiden wirkt für jeden marokkaner als geradezu absurd, nicht zuletzt deswegen, weil marokkaner in erster linie mazighophonen und arabophonen sind. das lateinische alphabet birgt mehr regidität in dieser hinsicht und die arabische schrift wird in weiten teilen des planetten für verschieden (aus) sprachen schon eingesetzt, wobei einige ihrer buchstaben bei bedarf den gewollten lauten angepasst werden. selbst in der verschriftung der darija begegnet man solchen erfahrungen wie bei dem buchstaben "g",der in der arabischen schrift nicht existiert, und den man durch einen kaf (k) mit drei punkten abbildet.

man könnte bis zum abwinken so fort argumentieren. die zentrale frage bleibt, warum empfindet der mazighist keine hemmung gegenüber dem alphabet und der sprache eines fernen und fremden kulturraums, der sich durch seine kolinialvergagenheit für ihn auch noch auszeichnet? und warum empfindet der mazighist eine ausgeprochene aversion gegen alles arabische, samt dialekte und lokale bezogenheiten, worüber selbst diese debatte nicht hinwegtäuschen kann?

von ihm selbst kann man aufgrund seines unzuverlässigen umgangs mit dem wissen nichts erfahren. man kann zunächst nur einen auf alles arabische im eigenen leib und heim projezierte selbshass vermuten.

jm