hallo Mohand,

danke für den ausführlichen und friedlichen beitrag.

ich darf also festhalten,

- die geschichte der hier verehrten figur (daya/kahina) steckt noch im nebel.
- sie ist in marokko nicht bekannt und bewegt niemanden, bis auf sehr wenige interessierte
- wir imazighen sind für unser schicksal und unsere geschichte selbst verantwortlich (da wir wie die anderen völker hätten agieren und reagieren können).

eigentlich scheint mir eine strukturierte auseinandersetzung mit dem mazighismus und den mazighisten, mit dem ziel, ihre wahren ziele und widersprüche, sowie die gefahren ihrer ideologie darzulegen, durchaus lohnend.

bleiben wir dennoch zunächst beim allgemeinen:

Mohand, einen marokkanischen rassimus, sei er biologischer oder kultureller natur sehe ich nicht und kann ich demnach nicht verurteilen. fragwürdige verhaltensweisen und äußerungen vieler mazighisten kann ich bestätigen und verurteilen. ich habe sie in marokko und in deutschland erlebt. es wäre zuviel denke ich, hier einen ganzen erfahrungsbericht zu schreiben. durch diese erfahrungen und alles, was ich wahrnehme, bin ich mittlerweile sicher, dass es den mazighisten um was anders geht als sprache und identiät.

dieses und die damit verbundene aversion und ablehnung des mazighismus teile ich mit den meisten marokkanern und ihre rückführung auf den islam oder panarabismus sind täuschungsmanöver der mazighisten, davon abzulenken.

marokko ist einen offene gesellschaft - und ich meine dies auch im soziopolitischen sinne - die ihre identität weitgehend auf ihre vielfalt stützt. diese stützung kann auch nicht als das ergebnis irgendein billiges ideologisches programm a la kaddafi erachtet werden, sondern wird von der spontaneität und natur des marokkansichen volk, in seiner gesamtheit, auch in den mazighischen burgen, aufgezuwungen und dauerhaft ernährt.

die marokkaner sehen sich und wollen und müssen sich (ohne können sie gesellschftlich nicht überleben) als ein gemischtes, buntes volk sehen. zu ihren afrikanischen, arabischen, mazighischen, europäischen und sonstigen herkünften zählen andere dimensionen der komplexen vielfalt ihrer gesellschaft wie die regionalen und vor allem religös gerichteten unterschiede. hierbei ist das thema der "zaouias", soufis und der diversen glaubensrichtungen, ihre verfelchtung und interaktion mit dem zentralen machtapparat eines der spannedensten themen und herausforderungen, die die marokkansiche gesellschaft durch ihre spontane toleranz positiv uind produktiv ausgetragen hat und weiterhin austrägt.

marokko ist auf der anderen seite trotz der vielen fortschritte, die man vor allem gesellschaftlich aufweisen konnte, ein entwicklungsland. nicht nur imazighen sind darin benachteiligt, sondern auch frauen (noch), niedere soziale schichten, die jugend, usw.. diese liste zu füllen ist wohl ein leichtes. in dieser hinsicht verfügt die marokanische gesellschaft weder über ausreichendes bewustsein, noch über ausgewachsene demokratische und stabile politische und instutionelle strukturen, um eine auseinadersetzung mit diesem thema offensiv und praktisch anzufangen, und sie im falle eines gewaltsamen und verfassungswiedrigen ausartens abzufangen und zielgerecht zu steuern. ich gehe davon aus, dass die wenigen offziellen schritte, die in dieser hinsicht gemacht werden (das tamazight institut in rabat beispielsweise) dich nicht interessieren. aber es sei erwähnt, dass das thema tamazight auch an ofizziellen stellen immer exitiert hat und weiterhin existiert.

damit will ich meinen, dass das spiel der mazighisten ein tödlich gefährliches und für sie selbst unberechnbares ist. wie riskant das spiel sein kann zeigt das beispiel von algerien. dort wollten die islamisten nichts anders als im namen des islam zu regieren. die ersten akteure madani und belhaj sind mittlerweile aber von der szene verschwunden und man hört nur noch alle paar tage von massakern und weißt immer noch nicht, wer sie veranstaltet.

ebenso ist den mazighisten nicht ganz klar, was sie wollen und wohin sie steuern. sie wissen es nicht. trachten sie das regime zu stürzen? sollen die grenzen von nordafrika einer neuen defintion unterlegt werden? ist das ferne ziel eine art "tamazgha utopia"? was ist wenn der mob emotional aufgebracht wird? und viele viele grobe und detailsfragen bleiben bei den mazighisten wenn überhaupt nur widersprüchlich und inkompetent, also unverantwortlich, behandelt.

tamazgha utopia?



die mazighisten vesuchen eine einheitliche front zu bilden und im namen einer sache zu srpechen, sind aber unter sich nicht einig und in mancher hinsicht dubios. viele behaupten, es gehe ihnen um die sprache und identität, verraten aber schnell, zumal wenn sie sich affektiv nicht zurückhalten können, dass sie die araber aus dem maghreb verjagen wollen und träumen von tamazgha, als quasi gelobtes land aller imazighen, traurigerweise ohne auch nur im gerrignsten erkennen zu lassen, dass sie sich mit ihrer geschichte richtig und gut befasst haben, um daraus nicht nur daten und statische informationen zu liefern (dann ist der geboren, un dann ist der nach süden gezogen), sondern möglicherweise auch eine dynamik, eine lehre und ein konstruktives bewustsein und lebensform für alle bereiche interpetieren zu lassen.

am beispiel von daya/kahina hier sieht man, wie unwissend leute schreiben und wieviele versionen und fragwürdigen erzählungen herrschen. war sie zum judentum konvertiert? hat sie ihren adoptivkind getötet? war sie groß, klein, dick? eine königin? eine stammesführerin? es mußte am ende ein marokkaner (mohand) den algerischen kabylen einiges korrigieren. aber das stört nicht, trotz dem in ihr die mutter, die heilige usw. zu sehen. das ist unreif und nicht ernst zu nehmen!

mein eindruck ist es, dass die mazighisten einer romantischen idee hinteher rennen und in der damit zusammenhängenden politischen sehnsucht, die im grunde durch das ganze volk geteilt wird, nämlich die nach gerechtigkeit, fester identiät, sozialer ausgeglichenheit usw. eine zuflucht zu finden versuchen. dabei wird eine inflatorischer und gefährlicher diskurs betrieben, der die merkmale totalitärer ideologien erfüllt, allen voran die krankhafte und krampfhafte pflege eines feinbildes: die araber und moslems sind es. wen interessiert es, ob dies zur zeit in allen ecken und kanten der welt unter geschuß selbst liegen und selbst z. teil zu den ärmsten völkern der welt zählen!

was die mazighisten nicht sehen (wollen) ist, dass ihr größter feid eben jene totalität ist, in dessen namen sie selbsternannt, dogmatisch unddemagogisch zu sprechen und zu agieren pflegen: die mazighen.

bis auf einige abzugrenzende ortschaften im rif und im souss, streben die mazighen bei der erziehung ihrer kinder und für ihre täglichen und kommerziellen geschäfte geographisch weit verbreitete sprachen und verhaltensmuster sich anzueignen. ein amazigh in einer "politisch neutralen" gegend wie berkane beispielsweise würde alles darauf setzen, dass seine kinder in erster linie gut arabisch und französich lernen, um in der schule und in ihrer karriere in diesen zeiten voranzukommen. auch die hatnäckigen imazighen von souss und nador erkennen, dass der lokale markt für sie zu eng ist und dass sie mit der darija sich einen gesamten marokkanischen und für sie lukrativen markt erschließen können. sie erkennen damit, dass der rest der marokkaner keine bösen araber sind, sondern alles bescheidene leute wie sie auch sind.

hier sind wir bei gesellschaftlichen prozessen, die viel mächtiger sind als der politische wille einer wie auch immer, freiwillig oder unfreiwillig "diskrimierenden" zentralmacht. denn, wenn das volk keine lust hat, dann nutzen auch die gefeiltesten ideologien und programme herzlich wenig. in deutschland kann man sich dies am beispiel der dialekte vor augen führen. die verfechter der lokalen sprecharten müssen nach und nach nicht deswegen aufgeben, weil der staat sie kulturell-rassistisch diksriminiert, sondern weil die jugend auf sowas kein bock hat und lässig deutsch sprechen mag. und slebst die franzosen versuchen krampfhaft ihre sprache zu retten, weil die welt, auch in frankreich, mehr und mehr auf ein internationales (nicht unbedingt britisches) englisch angewiesen sit und dies auch eifrig lernt.

jm