@mallika + andere mazighisten,

jedesmal, wenn ich mich in dieses forum begebe, frage ich mich inwieweit man hier ernsthaft sich austauschen kann.

>> "Du solltest nicht solange in den Wahabmoscheen sitzen wo alles und jeder ein Kafir ist

kannst du mir bitte erklären, woher du wissen willst, ob ich in saudischen oder anderen moscheen herumhocke? kennen wir uns?

dein rat, mich mit der eigenen geschichte zu befassen, ist nicht nur daneben geschrieben, sondern auch überheblich.

ferner ist deine beschreibung der arabisierung so abenteuerlich, als wäre die francophonie besipielsweise mit dem zwang, ein baguette unter dem arm und ein beret auf dem kopf zu tragen, gleich zu setzen. die einschätzung der anderen (ikou?), marokkaner würden mehrheitlich und womöglich auch noch tendentiell tamazight und zwar stolz sprechen und leben, ist fehl, realitätsfremd und für das anliegen von tamazight als schädlich zu betrachten, wirklich.

um den zustand von tamazight muß man sich in marokko ernsthaft sorgen. es ist damit zu rechnen, dass mit dem generationswechsel innerhalb der wenigen jahrzehnte nur noch in einigen fern entlegenen burgen die sprache gesprochen und die kultur gelebt wird, sollte bisdahin nichts geschehen.

euch geht es nicht um die geschichte. euch geht es darum einen personenkult totalitarisch im namen aller imazighen abzustauben und mit dem "faschistischen" pan-arabismus irgendwelche windmühlen ablenkend zu errichten. in der zerbrochenen arabischen welt einen faschistischen feind und dem archaischen saudi-arabien einen kulturimperialisten zu sehen, zeigt wie realitätsfremd das denken der mazighisten ist.

die frage nach der trükei und persien ergänze ich um weitere. wieso konnte spanien troz 800 jahren besatzung "arabischer und islmaischer faschisten und klutur-imperialisten" seine sprache samt dialekte und kultur voll erhalten und nur kurze zeit danach lateinamerika voll und ganz hispanisieren? und nach innen gekehrt, wie groß ist der kulturelle austausch zwischen den mazighen in marokko eigentlich? wieviele rifis machen geschäfte und heiraten mit soussis? und wie weit und tief ist die gesellschaftliche veflechtung der figuiguis mit den schluh vom atlas?

fragestellungen, die zwei veschiedenen richtungen zu schießen scheinen, deren beantwortung aber durchaus eine sein kann: die archaischen stammesstrukturen der imazighen ("kabylen" bedeutet nichts anders als stämme). in arabien herrschten sie schon solange, da stolz, rivalitäten und kriege die gesellschaftliche (un-) ordnung prägten, bis die arabischen stämme bereit waren, einzig einer unischtbaren, unfassbaren und himmlischen göttlichen macht sich zu ergeben und unter ihrer führung sich zu vereinen. die in kleinkriegen verausgabten und verschwendeten energien und resourcen wurden rasch zentral konzentriert und erwiesen sich kurzer hand als eine magische waffe in den eroberungszügen.

diese durch den monotheisitischen glauben vereinte und durch die ersten siege und reichtümer gesträrke arabisch-islamische armee traff in nordafrika auf vereinzelte und rivalisierende stämme, deren unterwerfung kein so grosses unterfangen für sie darstellte. aber viel wichtiger ist es anzunehmen, dass dort mit dieser eroberung eben das geleiche phänomen eingerteten ist, wie vorerst in arabien: die stämme finden in der einheitlichen divinen leitung politischer macht einen kompromis, die gegeneinander gerichteten waffen niederzulegen und erkenen - einmal das archaische stolz- und rachedenken abgelegt - die profitabilität einer zentralen macht. sie werden sie in der eroberung von spanien für die arabisch-islamische welt sogar leiten. dieses phänomen tritt scheinbar auch auf kleiner ebene bei der stammesführerin daya, die sich einem monotheistischen glauben zuwendet.

dieses mag araber und imazighen in der sprache vereint haben, während andere teile, die über ausgewachsene machtstrukturen und imperien schon verfügten, sich selektiv verhalten konnten und in erster linie den glauben und nur rudimentär die sprache für sich genommen haben. die mazighen zählen in nordafrika auch zu den frommesten menschen. viele von ihnen sind fürhrungsfiguren der islamistischen bewegungen in algerien. die türken werden im nachhinein die arabische welt im namen der von ihr selbst verbreiteten religion unterwerfen (!).

von nun an ändern sich die prozesse der geschichte in nordafrika. statt dauernder abgrenzungen aller gegen alle, die auch kriegerisch ausgetragen wurden, treten zyklische verusche der zentralen machtergreifung. almohad meint im arabischen nichts anders als "almouahidoun", die vereiniger. ibn khaldoun ist einer der ersten, der dies erkennt und die zyklische entstehung, entfaltung und zerfall poltischer herrschaft in afrikia (nordafrika) beschreibt. die geschichte marokkos läuft dann nun als die von abwechselnden zentral regierenden dynastien und nicht parallel herrschenden stämme. das geht bis heute so. aber für ibn khladoun hieß die geschichtswisschaft auch nicht nur das sammeln und wiedergeben von daten und statischen informationen!

in diesem bild scheint der magere und nebulöse kult um daya/kahina nich viel bedeutend und dient der sache von tamazight nicht viel. er bremst die geschichte der mazighischen völker bis zum 7 und 8 jahhundert und bedient sich der mittel der offiziellen arabischen und islamischen geschichtsschreibung. die zeilen die man hier über sie stolz verbreitet sind für einen kritischen betrachter fern von ruhm und heldentum. eine frau, dessen adoptivkind sich sogar gegen sie wendet un tödlich verrät, muß geschichlich nach ihrer menschlichen hingabe und zuwendung (um von erziehung und charismatischer führung nicht zu sprechen) arg gefragt werden.

es scheint viel interessanter, die mazighischen völker, ihre kultur und lebensform als solche hervozuheben, was bislang einzig der singer idir mit einer gitarre so wirkungsvoll geschafft hat.

ihr versteht deutsch, dann lernt auch von deutschland. das land hat eine ähnliche geschichte gehabt und zieht es nun vor, sich national - und im rahmen von europa auch transnational - zu vereinigen. und kein deustcher hat angst vor einer "faschistisch-imperialistischen" römisch-katholischen hegemonie!

jm