Azul,

hier ist ein Auszug aus dem Interview von Mohammed Chafik im zweiten Marokkanischen Fernsehen.

Frisch nominiert von SM Mohammed VI stellte sich der Rektor des Institut Royal de la Culture Amazighe (IRCA), Mohammed Chafik, Aktivist und Beschützer der Tamazigh Kultur seit 40 Jahren, zum ersten Mal vor eine Fernsehkamera.
Das Interview wird von Touria Souaf geleitet. Herr Chafik erklärt, daß mehr als die Verbreitung und Kenntnis der Tamazigh-Kultur das Ziel des IRCA sei, sie allen Marokkanern ans Herz wachsen zu lassen.
Bevor Touria Souaf Fragen nach den Aufgaben des Institutes stellte, hat sie den beruflichen und politischen Weg von Mohammed Chafik nachgezeichnet: Redakteur des Manifestes vom März 2000 (und nicht, wie er präzisiert, der Verfasser).
Der Rektor des IRCA betont, die Hauptforderung der gesammten Vereine für Tamazight ist vor allem die Einführung einer nationalen Debatte und die Teilnahme an der Schaffung eines demokratischen Geistes in Marokko.
Eine der Ambitionen des IRCA in dieser Ideenordnung ist es, alle Marokkaner einzuladen, mit einer wichtigen Komponente an ihre kollektive Identität anzuknüpfen. Lange verachtet, wird der sprachliche Aspekt der Tamazight-Kultur durch seine Aufnahme in den Lehrstoff aufgewertet. Tamazight ist eine offizielle Sprache und nicht ein Dialekt, bekräftigt Mohammed Chafik (und es hilfts nichts, die Realität zu verkennen).
Also stellt sich die Frage, welche Richtung?: Herr Mohammed Chafik schätzt für das graphische Erscheinungsbild ein Gemisch aus Arabisch, Lateinisch und des Tifinagh (Tamazigh Alphabet) als die ideale Lösung ein.
Der Rektor von IRCA, selbst ein ausgezeichneter Pädagoge, sieht keine Schwierigkeiten, die Tamazigh Sprache in die Lehre an der Schule zu integrieren. "Ein Kind kann viele Sprachen gleichzeitig lernen. Ihm zu verbieten, seine Muttersprache zu lernen, ist eine psychologische Verstümmelung." Für die Anwendung von Tamazigh in der Verwaltung sieht Mohammed Chafik die Notwendigkeit, besonders Krankenhäuser und Gerichtshöfe mit Dolmetschern auszustatten, weil nicht alle Marokkaner die Arabische Sprache sprechen und verstehen.
In dem Bewußtsein, daß Politik und Kultur untrennbar verbunden sind, meint Mohammed Chafik, daß man nicht riskieren sollte, daß das Tamazight für politische Ziele instrumentalisiert wird.
Darauf die Frage von Touria Souaf, wie diese Forderung zur Wiederherstellung einer gerechten Gesellschaft und Einsetzung zu einer neuen Form einer nicht diskriminierenden Gesellschaft beitragen können.
Die Antwort von Mohammed Chafik: Nur wenn wir ein berberisches (masirisches) Kind seine Muttersprache in der Schule lehren, geben wir ihm die Möglichkeit, seine Rechte auszuüben (...) und nur, wenn wir der berberischen Gemeinschaft erlauben, sich in der Sprache, die sie besser beherrscht, auszudrücken, kann sie sich selbst behaupten.

Gruß
Lhoucine