Sonntag, 22.07.2007
Eins Extra 01.10 Uhr

Melilla - Europas Festung in Afrika

Die Stadtgrenze von Melilla zählt zu den bestgesicherten Grenzen der Welt. Melilla gehört zu Spanien, liegt aber im Norden Marokkos. Ein Stück Europa in Afrika! Von 25 Wachttürmen aus beobachten Beamte der Guardia Civil den Grenzstreifen, 42 ferngesteuerte Kameras sind installiert, mit Nachtsichtgeräten können die Grenzer weit nach Marokko hineinschauen. Eine Hitech-Grenze, die kaum zu überwinden ist. Dennoch versuchen Hunderte von afrikanischen Emigranten Nacht für Nacht, nach Melilla und somit in die EU zu klettern, manche sogar mit Erfolg. Aber Melilla ist weit mehr als ein Fluchtpunkt. Hier leben Katholiken, Muslime und Juden seit Generationen einträchtig zusammen. Einflüsse aus dem Süden Europas vermischen sich mit Einflüssen aus dem Norden Afrikas. Ein soziales Experiment, das gelingt.Der Film 'Melilla - Europas Festung in Afrika' wurde von dem Filmemacher Driss Deiback gedreht.


Montag, 23.07.07
ARTE 23.50 Uhr
Bleiben oder gehen?
"Eine Jugend zwischen Traum und Wirklichkeit"

Bleiben oder gehen? Eine Frage, die sich fast jeder Jugendliche in Marokko stellt. Nach jüngsten Umfragen wollen zwei von drei Marokkanern nach Europa oder in die USA auswandern. Einer davon ist Omar. Er ist arbeitslos, lebt in der Wirtschaftsmetropole Casablanca, wo mehr als die Hälfte der marokkanischen Industrieproduktion angesiedelt ist. Omar will in die USA. Vielleicht nach Chicago, in die Partnerstadt von Casablanca. Deshalb verbessert Omar seine Englisch-Kenntnisse mit Hilfe eines Stipendiums auf der American Language School in Casablanca. Er spricht Arabisch, Französisch, Englisch. Aber der amerikanische Traum ist unendlich weit weg. Am Wirtschaftswachstum hat die junge Generation in Marokko nicht teil. Die Löhne sind Hungerlöhne, die Profite kommen nur einigen wenigen zugute. Auch Omar hat keinen Job. Herumhängen will er dennoch nicht. "Association Action Jeunesse" heißt das Netzwerk, dass er zusammen mit anderen Jugendlichen gründete. Die Initiative will chancenlosen Kindern aus den Blechhüttenstädten helfen und sie vor der Rekrutierung durch radikale Islamisten bewahren. Zugleich geben die Jugendlichen des Netzwerks ihrem eigenen Alltag durch dieses Engagement einen Sinn. Nicht anders als in Casablanca ist die Lage der Jugendlichen in Tanger. Morgens, mittags und abends sitzen sie an den Hängen um die Stadt oder am Hafen und starren hinüber über die Straße von Gibraltar auf die "Festung Europa", auf das vermeintliche Paradies. Jugendliche, ohne Perspektive, chancenlos im eigenen Land. Viele davon Straßenkinder. "Wenn man ihnen hier nichts bietet", sagt Mounira Bouzid-Elalamy, dann projizieren sie ihre Wünsche, ihre Träume auf Europa. "Europa wird für sie zum Paradies, obwohl es keines ist." Mounira Bouzid-Elalamy ist die Leiterin von Darna, einem Haus für Straßenkinder. Sie ist eine Kämpferin, Psychologin und Künstlerin. Die Ehefrau eines Milliardärs will beweisen, dass man die jungen Menschen zum Bleiben bewegen kann, wenn man ihnen Brot, Ausbildung und Arbeit, wenn man ihnen eine Perspektive gibt.