Nach Erikas Beitrag ist Marokko verurteilt, auf Tourismus als harte Währung bringende Wirtschaftsbranche zu setzen. Massentourismus soll Arbeitsplätze schaffen und es wäre in den Augen von Erika viel sinnvoller, wenn der Massentourismus in einem Konzept der nachhaltigen Entwicklung integriert würde und womöglich ein angepaßter auf Umwelt und Tradition Rücksicht nehmender Tourismus sein. Dieser wäre für Marokko vorteilhafter, weil dadurch die Umwelt ein wenig verschont würde und die Touristen dann saubere Aufenthaltsorte vorfinden würden, um zum vollen Genuß des landschaftlich zauberhaften Marokkos zu kommen, wie es die Tourismusbranche in Europa gerne verkauft. Zu welchen Konditionen der Tourismus Arbeitsplätze schafft? können wir in Erikas Beitrag leider nicht erfahren. Meiner Meinung nach ist Tourismus als Arbeit schaffende Branche ökonomisch nicht vertretbar. Dafür spricht Einiges.
Angebote wie "Wüste pur", Wandern im Hohen Atlas", "Wüstenheiler - traditionelle Medizin" oder "Reise für Körper und Sinne einschließlich Schönheitsfarm“ werden von unzähligen Reisebüros gemacht und dem Kunden beina auf silbernem Tagine vor die Nase gehalten. Die zauberhaften Angebote verstecken die Zauberformel: Arbeit durch Tourismus. Auf die Palette von Problemen, die durch Tourismus entstehen, wird keine Acht genommen. Eines davon wird von Experten des Tourismus in Entwicklungsländern oft als folgenschweres Problem und kommt ganz oben auf die Palette.
Es ist die Saisonalität der Arbeitsplätze: Weil Tourismus in Marokko Klima bedingt ist, d.h. nur im Winter und vielleicht noch an Ostern kommen die Massentouristen; die Sommertemperaturen hält kein Massentourist mit dicker Geldbeutel aus, weil das so ist, haben nur die wenigen Beschäftigten im Tourismusbereich rund ums Jahr eine feste Stelle.
Ein zweites Problem ist konjunkturell bedingt, nämlich die Abhängigkeit von der Nachfrage. Weil Marokkos Touristen hauptsächlich Europäer sind, ist Marokko der harten Konkurrenz anderer Anbieter ausgeliefert. Sobald sich ein anderes attraktives Reiseziel in Aussicht stellt oder plötzlich politische Unruhen das Land oder seine regionale Umgebung erschüttern, schlägt das unmittelbar auf die Arbeitsplätze durch. So kann man Anfang der 90er Jahre, als der Bürgerkrieg in Algerien losging, einen dramatischen Rückgang der Touristenströme nach Marokko feststellen sowie massenhafte Entlassungen vom Hotelpersonal.
Dazu kommt noch, dass Tourismus ein Billiglohnsektor in der Wirtschaft Marokkos. Hotelpersonal verdient z.B. um die 15,- DM täglich bei einer festen Anstellung, was nicht immer der Fall ist.
Tourismusförderung mit dem Argument Schaffung von Arbeitsplätzen in einem durch Armut angeplagten Land ist heute der Schachzug jener Kreise in der Wirtschaft, die langfristige Investitionen scheuen und sich kurzfristig bereichern wollen, zumal ihr Kapital zum größten Teil über schwarze Kanäle geflossen ist.
Gegen Umweltverträglichkeit als Ziel des Massentourismus kann ich einwenden, dass angesichts der Konkurrenz auf dem Tourismusmarkt, der ehe begrenzt ist, tatsächlich immer Tourismushaie ein Stück vom Kuchen abhaben wollen und dabei gewinnen die Billigangebote die Oberhand, während umweltverschonender Tourismus eher im Erstklassetourimus “ angesiedelt bleibt, und deshalb nicht der Masse, sondern den Zahlungsfähigen zugänglich ist. Und gerade diese Sorte von Touristen weist nicht unbedingt ein umweltfreundliches Verhalten auf. Sie wollen Golf, Kasinos, Mädel und Prunk und Pracht, ganz à la Riad.

Zig hat doch Recht damit: Massentourismus bringt etwas Geld ins Land, aber das reicht nur um ein Paar Schmerzen zu betäuben und keine zu heilen.

umni