Hallo Elissa,

hier nochmals die Rezension aus der Neuen Zürcher Zeitung über das neue Buch von Khaïr-eddine:

In dem gerade auf Deutsch erschienenen Roman "Sein letzter Kampf. Eine marokkanische Legende“ des Schriftstellers Mohammed Khaïr-Eddine wird dem Leser die Welt der südmarokkanischen Berber näher gebracht.
Mohammed Khaïr-Eddine gehört zu den sprachgewaltigsten Autoren des Maghreb. Bereits 1967 schaffte er mit dem roman-poème "Agadir" (Deutsch unter dem gleichen Titel 1992) seinen literarischen Durchbruch auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen, die die französischsprachige maghrebinische Literatur revolutionieren sollten.
Nach den Romanen „Der Ausgräber“ und „Es war einmal ein glückliches Paar“ liegt nun „Sein letzter Kampf. Eine marokkanische Legende“ in gelungner Übersetzung vor.
Es ist ein Roman, der in visionärer Weise und mit eruptiver Sprachgewalt anhand der legendären Geschichte Agoun’chichs  „Verbrecher der Ehre“  das alte Marokko des Südens mit seinen Halt gebenden Traditionen und seinen schweren inneren Zerwürfnissen wieder aufleben lässt. Sein Untergang ist unvermeidlich angesichts des Vordringens der modernen, technisierten und kommerzialisierten Welt – zudem gewaltsam von der französischen Kolonialmacht gefördert.
Die kulturelle Eigenständigkeit und das alte Wertesystem der Berber werden durch sie sukzessive ausgehöhlt. Das Alte wird aber von Khaïr-Eddine nicht einfach glorifiziert. Es war auch bestimmt von Aberglauben, Intoleranz, Gewalt und Unwissenheit, die der Autor schonungslos anprangert.
Das Einlassen auf eine große Legendenfigur der berberischen Überlieferung ist Ausdruck seiner eigenen Biografie, die zwischen Exil und Rückkehr, Zuwendung und Abwehr schwankt, aber immer zurückkommt auf den kargen Süden Marokkos, als durch Schreiben erzeugte Heimat und unerreichbaren mythischen Ort. Einst war er als Jugendlicher aus dieser Welt des Antiatlas aufgebrochen nach Agadir, Casablanca und dann nach Frankreich: ins Exil. Stets auf der Flucht vor sich selbst. Gewaltiger und elementarer als in dem beschaulichen Roman „Es war einmal ein glückliches Paar“ wird hier die authentische Lebenswelt der Berber beschworen. Große Historie und Alltag sind stimmig miteinander verwoben. Die abenteuerliche Geschichte eines „edlen Räubers“ ist zudem mit hoher erzählerischer Faszination wiedergegeben und mit eingestreuten halluzinatorischen Traumsequenzen auf eine Ebene von intellektueller Phantasmagorie gehoben. Eine hinreißende Liebeserklärung des Autors an seine Heimat zwischen Wunsch und Vorstellung.
Khaïr-Eddine ist kein Schriftsteller der geschmeidigen Art, auch wenn er in diesem Roman die Welt nicht mehr in Trümmer schlagen will. Sein Leben ist gekennzeichnet von vielen Brüchen persönlicher wie künstlerischer Art. Als „Enfant terrible“ der maghrebinisch Literatur zerschlug er viele Dogmen und erstarrte Werte des literarischen wie politischen Betriebs. Seine diskordante Stimme stellt fast alles in Frage. Er war ein Rebell in tiefer Verbundenheit zu seinem Land.

Sein Name fällt immer, wenn man auf die marokkanische Literatur unserer Tage zu sprechen kommt: Mohammed Khair-Eddine. Dieser marokkanische Rimbaud, 1941 in der südmarokkanischen Berberstadt Tafraout geboren und 1995 in Rabat verstorben, war nicht nur ein kompromissloser Adept der "guérilla linguistique", sondern auch beseelt vom Glauben an eine mystische Autorität der Sprache.
Mourad Kusserow in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG

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