Hallo Henry,

wir haben im März auf unsere vierwöchigen Tour ähnliche Erfahrungen mit Abdelaziz Benjelloun in Fes gemacht.
Wir waren ebenfalls auf dem Campingplatz „Diamant Vert“ und der Campingwart hat für uns diese Führung arrangiert, abgesehen davon, dass wir Aziz eben auch als Führer nehmen wollten, weil er in Erika Därrs Reiseführer stand. Abgemacht war, dass wir einen für einen ganzen Tag eine Führung haben sollten und dass er uns mit seinem Auto abholen wollte.
Zuerst kam er auch etwas zu spät, mit der Entschuldigung, dass er noch beim Zahnarzt gewesen sei, wegen seiner Weisheitszähne. Das fanden wir tapfer, dass er trotz Schmerzen eine Führung annahm und seine Wortkargheit während der Fahrt in die Stadt schoben wir zunächst auch auf dieses Problem. Aber dann gings los: kaum Informationen zu der Stadt und zu Gebäuden, wir haben uns vieles allein angesehen, z.B. ein Museum, während er draußen saß und Tee trank, dabei hätten wir wohl mehr davon gehabt, wenn er uns einiges erklärt hätte. Gehetze durch den Souk mit Abstechern in verschiedene Läden, wo er mit seinen Kumpeln scherzte und nichts von seiner Wortkargheit zu bemerken war, die er uns gegenüber an den Tag legte. Zu einer Koranschule, auf die er uns zuvor aufmerksam gemacht hatte, führte er uns nur, nachdem wir nochmals ausdrücklich gesagt hatten, dass wir sie sehen wollten. Auch Fragen von uns beantwortete er nur sehr knapp und ein Gespräch kam so gut wie gar nicht zustande, was zum einen daran liegen mag, dass er Zahnschmerzen hatte und zum anderen, dass er ständig vorauslief und nur kurz stehenblieb, um eine knappe Information loszuwerden oder auf uns zu warten.
Irgendwann behauptete er, wir hätten alles gesehen, mehr gäbe es nicht und das nach einem halben Tag Führung, wobei er zunächst einen ganzen Tag zugesagt hatte. Er hat uns dann zum Campingplatz zurückgefahren, wo es ein Riesentheater wegen der Bezahlung gab: Er wollte den ausgemachten Preis von einem ganzen Tag, dafür, dass er uns ja auch hin- und hergefahren hatte, obwohl die Führung nur einen halben Tag dauerte. Schließlich gaben wir ihm das Geld, total frustriert und genervt, obwohl es nicht einzusehen war und wir ihm das auch mehrmals deutlich sagten. Der Campingwart, der alles mitbekommen hatte, war sehr bemüht zu schlichten. Er lief uns hinterher, damit wir nochmals mit Aziz reden sollten. Also ging das Theater weiter, allerdings so, dass wir den Teil, den wir zuviel bezahlt hatten, wieder bekamen. Dem Campingwart war das alles sehr, sehr peinlich, wie sich Aziz wegen des Geldes benommen hatte und er war sehr bemüht, dass alles wieder in Ordnung kam.
Fazit: wir haben wohl wirklich das wichtigste gesehen, schade war nur, dass er uns die Stadt nicht wirklich näher bringen konnte und alles im Laufschritt erklärte. Der Tag war irgendwie dahin, da er bisher anders, hektischer verlaufen war, als wir uns vorgestellt hatten. Vor allem hätte die Sache mit der Bezahlung so auch nicht verlaufen müssen, was uns am meisten enttäuschte.
Am Nachmittag haben wir uns noch mal alleine auf den Weg gemacht, diemal zum Bordj-Nord und Bordj-Sud. Fes selbst hat uns besser als Meknes gefallen, das wir als nächstes besichtigten. Den Campingplatz „Diamant Vert“ in Fes haben wir nach Erika Därrs Beschreibungen sehr gut auf Anhieb gefunden und von Mopedguides und verdrehten Schildern haben wir nichts bemerkt. Vielleicht lag es daran, dass wir sehr bald im Jahr (März) dort waren.
In Meknes nahmen wir keinen Führer, sondern erkundeten den Souk und die Stadt auf eigene Faust. Allerdings kamen uns die Leute dort allgemein sehr gleichgültig gegenüber Touristen vor. Haben die Kampagnen, dass man Touristen in Ruhe lassen soll, solche Auswirkungen, dass man angerempelt oder einfach nicht beachtet wird? Schade eigentlich. Scheint ja nicht wirklich zur Völkerverständigung beigetragen zu haben...
Von den Städten, die wir besichtigt haben, hat uns Marrakech aber am besten gefallen: lebendig und temperamentvoll. Dort kann man auch ungestört allein durch die Souks und Straßen bummeln, man wird zwar hin und wieder angesprochen, ob man was kaufen will, aber niemand ist aufdringlich, oft ergibt sich daraus auch nur ein netter Smalltalk, wie so oft in Marokko. Marrakech hat auch noch am meisten orientalisches Flair. Vielleicht waren wir auch nur durch unser Erlebnis mit Aziz so genervt und haben uns deshalb von Meknes und Fes nicht so bezaubern lassen wie von Marrakech. Vielleicht lag es auch daran, dass diese beiden Städte am Ende unserer Reise lagen und wir doch schon etwas erschöpft waren, wohingegen Marrakech einer der ersten Eindrücke von Marokko war.
Fade konnten wir die Landschaft in Marokko selten finden, insbesondere der Süden ist unbeschreiblich schön. Vor allem die Harmonie und das Zusammenspiel der Farben von Himmel und Erde ist einzigartig. Aber auch die Vielfalt der Erlebnisse kultureller, geographischer und zwischenmenschlicher Art tragen zum Reiz von Marokko bei.

Auch wenn es teilweise auch anstrengend war, dauernd unterwegs zu sein, sind wir doch froh, um die Erfahrungen, die wir gemacht haben. Und kein Ärger ist es wert, sich diese Erfahrungen und Eindrücke zerstören zu lassen.
Es bleibt nur zu sagen, dass Marokko eines der schönsten Länder ist und einen nicht so schnell wieder loslässt. Uns werden die schönen und oftmals überwältigenden Eindrücke der Landschaften, Menschen und Erlebnisse, die uns während dieser Reise begegnet sind, noch lange im Gedächtnis bleiben und wir werden uns sicherlich irgendwann wieder dorthin aufmachen.